31.03.2008 um 18:05 Uhr
Das Ebbsfleet-Experiment - Tag 5
Wieviel Einfluss habe ich eigentlich für 35 Pfund Anteilsgebühr an einem englischen Fünftligisten auf das Tagesgeschäft? Diese Frage stelle ich mir seit Donnerstag - und bis jetzt fällt die Antwort eher ernüchternd aus.
Erstes Zwischenfazit
Was will man als Manager/Eigentümer eines Fußball-Klubs? Klar: was zu sagen haben! Die Umsetzung bei der Firma MyFootballClub, die im Januar den englischen Fünftligisten Ebbsfleet United nordöstlich von London übernommen hat, fällt nach dem ersten Eindruck dürftig aus.
Auf der Grundlage von Polls (also Internetumfragen) sollen die - Stand heute - 29.289 Mitglieder ihre Meinung kundtun, die dann als gesammelte Aussage an den Verein weitergegeben wird. Wichtigstes Instrument im Tagesgeschäft ist der so genannte "Team Selector". Dort kann ich Taktik und Aufstellung der Mannschaft bestimmen. In einer Datenbank wird dann - angeblich - die Wunsch-Aufstellung der Fans errechnet. Allerdings sind die Informationen, die man zur Unterstützung bekommt äußerst spärlich - bzw. nicht vorhanden. Allerdings ist der Selector angeblich auch in der Entwicklung. So hat sich zum Beispiel gegenüber dem letzten Spiel verbessert, dass die verletzten und gesperrten Spieler kenntlich gemacht sind.
Geringe Beteiligung
Ich könnte jeden Spieler auf eine beliebige Position stellen. Nirgendwo gibt es Informationen, wer welche Stärken hat, oder zumindest, wie oft er auf welcher Position gespielt hat. Das ist dann eher wie Schulsport: Komm Thomas, du gehst heut mal ins Tor! Kein Wunder, dass nur zwischen ein und zwei Prozent der Mit-Eigentümer pro Spiel von diesem Tool Gebrauch machen.
Aber die Engländer geben sich Mühe - tun sie ja immer, aber wir wissen ja, was meistens dabei herauskommt. Es gibt ein Forum, das sich "Scouting-Team" nennt, wo jemand Fans akquiriert hat, die Dossiers zu den einzelnen Spielern verfassen sollen. Nur findet man diese Beobachtungsbögen seltsamerweise nicht.
Info-Lücke
Ich hab den Jungs mal geschrieben, dass das doch eigentlich eine zu devote Herangehensweise ist. Als Roman Abramowitsch den FC Chelsea übernommen hat, wird es wohl kaum so gewesen sein, dass er sich mühsam raussuchen musste, wie viele Spiele John Terry schon gemacht hat und warum die "Blues" so viele Tore über den linken Flügel kassieren. Klar, anders herum hat er vielleicht auch nicht Jose Mourinho zu jedem Spiel einen Zettel mit seiner Lieblingsaufstellung zugesteckt. Aber trotzdem finde ich, dass die Informationspflicht beim Verein liegt oder zumindest bei MyFC als Firma.
Außer ein paar dummen Witzen über mein Englisch und den üblichen "Kraut"-Kommentaren habe ich allerdings von meinen englischen Freunden noch keine weiteren Antworten bekommen.
Post vom Trainer
Und dann das: Heute flatterte eine Mail in mein elektronisches Postfach. Ein Memo von Liam Daish. Aha, denke ich, das ist doch mal ein feiner Zug, dass sich der Trainer meldet. Nach einigem Lob für mein Engagement bei MyFC und damit Ebbsfleet und dem Dank dafür, dass auch mein Geld neue Fußbälle, tragbare Tore sowie eine Auswärtsfahrt nach Burton finanzierbar gemacht hat (wobei ich mich fühle, als hätte ich für ein Entwicklungsprojekt am Ende der Welt gespendet) kommt er dann zur Sache.
Liam möchte gern die Frage geklärt haben, ob ich überhaupt die Mannschaft aufstellen möchte? Bis zum 10. April kann ich mich wie die anderen Eigentümer bei der Abstimmung entscheiden für:
- Ich möchte mitentscheiden und der Trainer darf an der Wahl der Mitglieder nichts ändern
- Ich möchte mitentscheiden, aber der Trainer darf ein paar Änderungen vornehmen
- Ich möchte mitentscheiden und der Trainer kann die Mitgliedervorschläge in Erwägung ziehen
- Ich möchte die Mannschaft nicht aufstellen
- Ich enthalte mich
Da bin ich aber doch erstaunt. Warum mache ich denn hier mit? Zuletzt wurden zum Beispiel Spielerverträge verlängert und darüber gab es keine Abstimmungen. Ok, da hängen dann auch Existenzen dran und ganz so hoch will ich mein Mitspracherecht auch nicht hängen. Aber die Aufstellung ist da wohl der kleinste gemeinsame Nenner.
Bull ist gesetzt
Oh, apropos Aufstellung, ich muss ja noch mein Team für das Auswärtsspiel in Kidderminster am Dienstag fertig machen. Dank Liams Memo weiß ich jetzt immerhin, dass Kapitän Paul McCarthy und Stürmer John Akinde - die ich beide zuletzt in meiner Start-Aufstellung hatte - verletzt sind. Das sind natürlich Infos, die ich gerne im Mitgliederbereich gefunden hätte. Na ja, ich bin ja auch noch Neu-Eigentümer. Vielleicht erwarte ich zuviel.
Also hier meine Aufstellung für Kidderminster: Cronin - Ricketts, Hawkins, Charles, Bull - McPhee, Hearn, Barrett, Long - Moore, Purcell
Das deutsche Ebbsfleet liegt in Köln
Übrigens: Ab Donnerstag (03.04.08) startet das deutsche Ebbsfleet-Experiment. In Köln wird Film-Regisseur Sönke Wortmann das Projekt "deinfussballclub.de" vorstellen. Die wollen 30.000 (zahlende) Mitglieder sammeln und dann beim Traditionsklub Fortuna Köln, der mittlerweile in der Verbandsliga rumdümpelt, das Ruder übernehmen. Wenn alles klappt, werde ich mal zur Pressekonferenz im Südstadion fahren und schauen, was die so anzubieten haben. Dann werde ich das Experiment auf das sicherlich viiiel, viiiel besser durchorganisierte deutsche Projekt ausweiten - und als Mit-Eigentümer von Ebbsfleet gleich mal ein Freundschaftsspiel im Sommer anregen.
Andere Texte:
Tag 4 - Heißer Draht nach KitKat Crescent
Tag 6-7 - Endlich was zu sagen
Übersicht - Das Ebbsfleet-Experiment
Erstes Zwischenfazit
Was will man als Manager/Eigentümer eines Fußball-Klubs? Klar: was zu sagen haben! Die Umsetzung bei der Firma MyFootballClub, die im Januar den englischen Fünftligisten Ebbsfleet United nordöstlich von London übernommen hat, fällt nach dem ersten Eindruck dürftig aus.
Auf der Grundlage von Polls (also Internetumfragen) sollen die - Stand heute - 29.289 Mitglieder ihre Meinung kundtun, die dann als gesammelte Aussage an den Verein weitergegeben wird. Wichtigstes Instrument im Tagesgeschäft ist der so genannte "Team Selector". Dort kann ich Taktik und Aufstellung der Mannschaft bestimmen. In einer Datenbank wird dann - angeblich - die Wunsch-Aufstellung der Fans errechnet. Allerdings sind die Informationen, die man zur Unterstützung bekommt äußerst spärlich - bzw. nicht vorhanden. Allerdings ist der Selector angeblich auch in der Entwicklung. So hat sich zum Beispiel gegenüber dem letzten Spiel verbessert, dass die verletzten und gesperrten Spieler kenntlich gemacht sind.
Geringe Beteiligung
Ich könnte jeden Spieler auf eine beliebige Position stellen. Nirgendwo gibt es Informationen, wer welche Stärken hat, oder zumindest, wie oft er auf welcher Position gespielt hat. Das ist dann eher wie Schulsport: Komm Thomas, du gehst heut mal ins Tor! Kein Wunder, dass nur zwischen ein und zwei Prozent der Mit-Eigentümer pro Spiel von diesem Tool Gebrauch machen.
Aber die Engländer geben sich Mühe - tun sie ja immer, aber wir wissen ja, was meistens dabei herauskommt. Es gibt ein Forum, das sich "Scouting-Team" nennt, wo jemand Fans akquiriert hat, die Dossiers zu den einzelnen Spielern verfassen sollen. Nur findet man diese Beobachtungsbögen seltsamerweise nicht.
Info-Lücke
Ich hab den Jungs mal geschrieben, dass das doch eigentlich eine zu devote Herangehensweise ist. Als Roman Abramowitsch den FC Chelsea übernommen hat, wird es wohl kaum so gewesen sein, dass er sich mühsam raussuchen musste, wie viele Spiele John Terry schon gemacht hat und warum die "Blues" so viele Tore über den linken Flügel kassieren. Klar, anders herum hat er vielleicht auch nicht Jose Mourinho zu jedem Spiel einen Zettel mit seiner Lieblingsaufstellung zugesteckt. Aber trotzdem finde ich, dass die Informationspflicht beim Verein liegt oder zumindest bei MyFC als Firma.
Außer ein paar dummen Witzen über mein Englisch und den üblichen "Kraut"-Kommentaren habe ich allerdings von meinen englischen Freunden noch keine weiteren Antworten bekommen.
Post vom Trainer
Und dann das: Heute flatterte eine Mail in mein elektronisches Postfach. Ein Memo von Liam Daish. Aha, denke ich, das ist doch mal ein feiner Zug, dass sich der Trainer meldet. Nach einigem Lob für mein Engagement bei MyFC und damit Ebbsfleet und dem Dank dafür, dass auch mein Geld neue Fußbälle, tragbare Tore sowie eine Auswärtsfahrt nach Burton finanzierbar gemacht hat (wobei ich mich fühle, als hätte ich für ein Entwicklungsprojekt am Ende der Welt gespendet) kommt er dann zur Sache.
Liam möchte gern die Frage geklärt haben, ob ich überhaupt die Mannschaft aufstellen möchte? Bis zum 10. April kann ich mich wie die anderen Eigentümer bei der Abstimmung entscheiden für:
- Ich möchte mitentscheiden und der Trainer darf an der Wahl der Mitglieder nichts ändern
- Ich möchte mitentscheiden, aber der Trainer darf ein paar Änderungen vornehmen
- Ich möchte mitentscheiden und der Trainer kann die Mitgliedervorschläge in Erwägung ziehen
- Ich möchte die Mannschaft nicht aufstellen
- Ich enthalte mich
Da bin ich aber doch erstaunt. Warum mache ich denn hier mit? Zuletzt wurden zum Beispiel Spielerverträge verlängert und darüber gab es keine Abstimmungen. Ok, da hängen dann auch Existenzen dran und ganz so hoch will ich mein Mitspracherecht auch nicht hängen. Aber die Aufstellung ist da wohl der kleinste gemeinsame Nenner.
Bull ist gesetzt
Oh, apropos Aufstellung, ich muss ja noch mein Team für das Auswärtsspiel in Kidderminster am Dienstag fertig machen. Dank Liams Memo weiß ich jetzt immerhin, dass Kapitän Paul McCarthy und Stürmer John Akinde - die ich beide zuletzt in meiner Start-Aufstellung hatte - verletzt sind. Das sind natürlich Infos, die ich gerne im Mitgliederbereich gefunden hätte. Na ja, ich bin ja auch noch Neu-Eigentümer. Vielleicht erwarte ich zuviel.
Also hier meine Aufstellung für Kidderminster: Cronin - Ricketts, Hawkins, Charles, Bull - McPhee, Hearn, Barrett, Long - Moore, Purcell
Das deutsche Ebbsfleet liegt in Köln
Übrigens: Ab Donnerstag (03.04.08) startet das deutsche Ebbsfleet-Experiment. In Köln wird Film-Regisseur Sönke Wortmann das Projekt "deinfussballclub.de" vorstellen. Die wollen 30.000 (zahlende) Mitglieder sammeln und dann beim Traditionsklub Fortuna Köln, der mittlerweile in der Verbandsliga rumdümpelt, das Ruder übernehmen. Wenn alles klappt, werde ich mal zur Pressekonferenz im Südstadion fahren und schauen, was die so anzubieten haben. Dann werde ich das Experiment auf das sicherlich viiiel, viiiel besser durchorganisierte deutsche Projekt ausweiten - und als Mit-Eigentümer von Ebbsfleet gleich mal ein Freundschaftsspiel im Sommer anregen.
Andere Texte:
Tag 4 - Heißer Draht nach KitKat Crescent
Tag 6-7 - Endlich was zu sagen
Übersicht - Das Ebbsfleet-Experiment
Aufrufe: 1883 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 4 | Erstellt:31.03.2008
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