Ich bin jetzt seit über 20 Jahren Fan des Fußballsports und des FC Hansa Rostock. Aber was in letzter Zeit hier in Rostock vor sich geht, das grenzt an Sadismus gegenüber den Fans. Es wurde so gut wie kein Fettnäpfchen ausgelassen und unfähige Personen wurden teilweise durch noch viel unfähigere ausgetauscht.
Aber um einen den Überblick zu wahren werde ich das ganze Chaos mal chronologisch beleuchten.

Aus meiner Sicht war der große Knackpunkt für die Entwicklung in den letzten Jahren genau am 14.11.2004. Damals verlor man sein Heimspiel gegen den HSV mit 0:6 und die damalige Mannschaft zeigte eine unterirdisch schlechte Leistung. Und es tat weh. Es war das schlimmste was ich jemals live in einem Bundesligastadion gesehen hab. Direkt nach dem Spiel erklärte Juri Schlünz seinen Rücktritt und das Unheil nahm seinen Lauf. Danach holte man mit Jörg Berger einen Trainer, der eigentlich als Feuerwehrmann und Retter bekannt war und im Winter schmiß man noch viel Geld für Jari Litmanen und Markus Allbäck aus dem Fenster. Gebracht hat's nix und die Kogge wurde in die 2. Liga versenkt. Das damals blind rausgeworfene Geld tut dem Verein heute noch sehr weh.

Danach folgte ein Jahr 2. Liga, in dem man sehr früh den Trainer Jörg Berger vor die Tür setzte und unser aller Messiahs Frank Pagelsdorf auf die Hansa-Bank zurückkehrte. Ansonsten dümpelte man in der Saison 2005/2006 im Mittelmaß der 2. Liga rum.

Dann kam das große Jahr des Aufstiegs. In der Saison 2006/2007 schaffte man durch eine fantastische Hinrunde den Aufstieg in die Eliteklasse des deutschen Fußballs, aber auch schon in der damaligen Rückrunde war die fehlende spielerische Klasse des Teams eindeutig spürbar. Man stieg eigentlich nur auf, weil viele andere Teams offensichtlich nicht wollten und das Team am Ende auch zeigte, daß man in der 2. Liga vieles durch Kampf erreichen kann.

Während dieser Zeit und in der Vorbereitung auf die Saison 2007/2008 verschlief man aber die jungen Stammspieler Tim Sebastian und Marc Stein mit langfristigen Verträgen auszustatten. Ebenfalls gab es keine signifikanten Verstärkungen des Kaders. Am Ende kam es, wie es kommen mußte und die Kogge...naja, das hatten wir ja schon.

Und alle die jetzt gedacht haben, das war schlimm, die wurden eines besseren belehrt. Das war noch gar nichts im Vergleich zum Chaos der laufenden Saison 2008/2009.

Am Anfang der Saison wurde von Vorstand und Trainer das Ziel Wiederaufstieg ausgerufen. Das ganze fing eher durchwachsen an, da man aber auch zuerst gegen die vermeintlichen Aufstiegskonkurrenten Duisburg, Aachen, Mainz und Freiburg spielte, war man noch guten Mutes, daß das gesteckte Ziel erreicht werden kann. Und dann kam das grandiose 9:0 gegen Koblenz. Nun dachten alle, es würde jetzt endlich losgehen, man würde eine Siegesserie starten und sich in der Spitze der Tabelle festsetzen.
Leider dachten wohl auch die Spieler, alles würde von alleine laufen und man könnte sich schön durch die 2. Liga durchspielen. ABER PUSTEKUCHEN. Aus den nächsten 4 Spielen holte man 2 Punkte und Trainer Pagelsdorf mußte seinen Stuhl räumen. Danach mußte sich Juri Schlünz mal wieder ein Spiel auf der Trainerbank antun. Und er verlor mal wieder 0:6 (ah...deja vu). Man steckte im Abstiegskampf.
Und was tat man? Man verpflichtete einen Trainer, der noch nie eine Vereinsmannschaft trainiert hat, geschweige denn, wie man diese im Abstiegskampf führt. Dieser versagte auf ganzer Linie, wofür man ihm noch nicht einmal wirklich einen großen Vorwurf machen kann. Diese katastrophale Entwicklung können sich eindeutig Dirk Grabow (Vorstandsvorsitzender) und der damalige Manager Herbert Maronn ins Stammbuch schreiben. So gut wie jeder andere Verein greift im Abstiegskampf entweder auf einen erfahrenen Trainer zurück oder befördert einen vereinsinternen, der die Strukturen und Probleme kennt, aber unsere beiden Clowns meinten alles besser zu wissen und fielen damit auf die Fresse.

Damit wären wir auch schon bei den Nebenkriegsschauplätzen, da eine sportliche Krise alleine ja noch viel zu langweilig wäre.
Zwischenzeitlich hatten wir hier an der Ostsee einen Aufsichtsratsvorsitzenden namens Adalbert Skambraks, seines Zeichens Landwirt und Bürgermeister der Gemeinde Dreetz. Er wurde am 27.11.2008 während der Mitgliederversammlung als Aufsichtsratsvorsitzender berufen. Von da an bewies er in Interviews und auf Pressekonferenzen, das er das gleiche Verständnis von Pressefreiheit und Unabhängigkeit der Medien hatte, wie ein SED-Parteifunktionär. Nachdem er dann in einer Pressekonferenz davon sprach, das es eine Frechheit sei, den Vorstandsvorsitzenden Grabow nach seiner Arbeit zu befragen, merkte er wohl selbst (oder wurde gemerkt), daß dies nicht die richtige Aufgabe für ihn ist. Er trat am 06.03.2009 zurück.
Dann war da noch die Managergeschichte. Nachdem Herr Maronn es in den letzten Jahren nicht geschafft hat zusammen mit Pagelsdorf (der ihn ja praktisch wieder zurückgeholt hat) eine konkurrenzfähige Mannschaft aufzubauen und dann auf die glorreiche Idee kam den Herrn Eilts zu verpflichten, welcher auf ganzer Linie versagt hat, war es am 27.02.2009 auch für ihn Zeit zu gehen. Er wurde vom Vorstand beurlaubt. Das ist übrigens auch eine schöne Formulierung, denn andere Leute müssen ubei ihrem Chef um Urlaub betteln. Naja, hat er ja auch irgendwie getan.
Und dann wurde es erst richtig geil. Einen Tag später wurde in einer Pressekonferenz der neue Manager, Rene Rydlewicz, vorgestellt. Ich behaupte mal, daß dieser vom Managerposten so viel Ahnung hat wie ein Sägefisch vom Hobeln. Seine einzige Qualifikation besteht augenscheinlich darin, daß er 8 Jahre beim FC Hansa gespielt hat. Nicht unbedingt schlecht, aber jemand, der bei VW am Fließband 8 Jahre tadellose Arbeit geleistet hat, bekommt auch nicht nur deswegen einen Platz im Management.
Und so hatten wir zwischenzeitlich, überspitzt gesagt, einen Bauern als Aufsichtsratsvorsitzenden und einen Fußballer als Manager. Wer würde denn normalerweise einem Wirtschaftsunternehmen mit solch einer Personalbesetzung vertrauen?

Und was kann die Zukunft bringen? Ein Absturz in die 3. Liga würde viele finanzielle Einbußen bringen und bei den Belastungen, welche man noch durch Kredite für den Stadionbau hat, zu extremen Kürzungen im Mannschaftsetat führen. Daher wäre ein direkter Wiederaufstieg utopisch, da auch so gut wie kein Spieler einen gültigen Vertrag für Liga 3 hat. Also muß der Klassenerhalt mit dem jetzigen Spielermaterial irgendwie geschafft werden. Nach den letzten Spielen und dem ganzen Chaos rund um den Verein ist dies aber nur schwer zu glauben.

Trotzdem gilt wie immer: "Die Hoffnung stirbt zuletzt!", auch wenn sie schon im Sterben liegt.