Real Madrid und Mourinho, das passt wie die Faust aufs Auge dachten sich viele als der 2-malige Champions League-Sieger bei den Blancos anheuerte. Jetzt ist Zeit für ein kleines Zwischenfazit!

Real Madrid steht derzeit auf Rang 3. Für einen Club dessen Anspruch in jedem Jahr die Meisterschaft in der Liga ist sicherlich zu wenig, jedoch sagt die Platzierung nicht die ganze Wahrheit. Unter Jose Mourinho sind die Königlichen bislang ungeschlagen, haben mit Villareal und Malaga die meisten Tore erzielt (12) und zudem die beste Defensive der Liga (2 Gegentore).

Wie die hohe Zahl an Treffern zustande kommt ist einfach zu erklären: Gegen Deportivo La Coruna machte man am gestrigen Abend das halbe Dutzend voll und machte damit den schwachen Saisonstart der Angreifer wett, die zuvor selten über ein Tor pro Spiel hinaus gekommen waren.

Viel interessanter ist dagegen die neue Stabilität in der Defensive, die sich zum Vorjahr erheblich verbessert hat.

"Eine Abwehr aus Granit...

...wie derzeit Real Madrid" könnte man den Stadionhit bald korrekterweise umschreiben. 2 Gegentore in 8 Pflichtspielen sind in Europas Topligen ein Spitzenwert und wollen so gar nicht in das traditionelle Bild der Königlichen passen, die eher für Spektakel vor beiden Toren berühmt geworden sind.

Doch was hat sich großartig getan? Ganz klar muss man hier den diesjährigen Königstransfer nennen: Ricardo Carvalho

Der Portugiese wurde eher als Notlösung nach der Verletzung von Albiol geholt und konnte sich direkt den Stammplatz neben Pepe sichern. Der 32-Jährige konnte sich mit all seiner Routine schnell zu einem echten Abwehrchef entwickeln, der in jeder Situation einen klaren Kopf behält. Zudem erzielte er das erste Saisontor der Madrilenen gegen Osasuna.

Ein weiterer Faktor für die starke Abwehrarbeit ist der Brasilianer Marcelo. Mit neuem Afro-Look kann man nicht nur optisch eine klare Veränderung zur letzten Saison sehen. Defensiv agiert er sehr souverän und abgeklärt, vorne kann er ebenso immer wieder Schwung in die Partie bringen.

Mit Carvalho und dem erstarkten Marcelo kann Real Madrid also auf eine gefestigte Abwehrreihe setzen, die durch die unumstrittenen Ramos und Pepe auch nominell eine der besten weltweit ist. Ergänzt wird das Quartett natürlich durch Welttorhüter und Kapitän Iker Casillas, der sich auf eine ruhigere Saison freuen kann als die letzten Jahre.

Dominanz im Mittelfeld

Wie bereits im letzten Jahr spielt sich das Spiel der Königlichen hauptsächlich im Mittelfeld ab. Zwar ist Mourinhos neuer Stil schon erkennbar, in dem das Mittelfeld lediglich als Initiator und Schaltzentrale der Angriffe dient, jedoch kommt das horizontale Ballgeschiebe vor dem gegnerischen 16er, aufgrund der extrem defensiv aufgestellten gegnerischen Mannschaften immer wieder zum Vorschein. Mit Sami Khedira hat man für die Doppel-6 einen stabilen, bisher jedoch nicht herausragenden Akteur verpflichtet, der aber noch viel Steigerungspotential hat. Mit seiner physischen Stärke und seiner Dynamik im Zug zum Tor kann er zumindest immer wieder auch offensiv für Gefahr sorgen. Das ihm die Übersicht und Kreativität im Spielaufbau ein wenig abgehen ist dank seines Nebenmannes Xabi Alonso zu verkraften und als laufstarken Abräumer hat man noch Lassana Diarra als Alternative, der mit dem Deutschen derzeit um die Position neben dem spanischen Nationalspieler streitet.

Rochaden im Angriff

Die 4-Offensiv-Akteure in Real Madrids 4-2-3-1 sind sehr variabel. Cristiano Ronaldo, Di Maria und Özil wechseln häufig die Positionen und auch Higuain weicht hin und wieder auf die Flügel aus. Bisher standen sich die 4 aber oft selber im Weg. Besonders Ronaldo und Higuain zeigten sich oft eigensinnig oder abschlussschwach, während die Neuzugänge Özil und Di Maria häufiger mit schönen Pässen und guten Ideen glänzen konnten. Zwar ist das Zusammenspiel in der Offensive noch nicht perfekt, gegen Deportivo sah man jedoch schon die ein oder andere starke Kombination. Wie bereits erwähnt ist Özil in der Offensive der Kreativmotor. Der deutsche Nationlspieler legte bereits 4 Tore vor, eines machte er selber.

Grundformation
Wie bereits erwähnt spielt Mourinho in Madrid mit einer 4-2-3-1 Formation:



Im Spiel bei Ballbesitz sieht das meist folgendermaßen aus:



Ramos/Marcelo Gehen an die Mittellinie vor und schalten sich dort wahlweise in den Angriff ein. Ramos bearbeitet dabei nur den Flügel, während Marcelo auch häufig in den 16er stößt.
Xabi Alonso/Khedira Während Khedira oft in halbrechter Position leicht hinter dem 16er Absichert geht Xabi Alonso ins Zentrum. Beide als Anspielstationen, wobei Khedira am Ball häufig den Weg ins Zentrum wählt, während Xabi Alonso den Ball mit weiten Pässen auf die Außen verteilt.
Özil Wechselt auf eine der Außenbahnen wenn Ronaldo oder Di Maria den Weg zum Tor suchen, sonst bietet er sich zentral an und sucht den Doppelpass oder den Pass in die Tiefe zu einem der Angreifer.
Di Maria/Ronaldo Brechen meist vom Flügel ein und suchen den Weg aufs Tor. Wechseln häufig die Seiten um die Gegner zu verwirren und werden meist von Özil in Szene gesetzt.
HiguainAls Mittelstürmer fast ausschließlich im 16er zu finden, kann aber auch auf die Flügel ausweichen.

Wenn der Ball verloren wird ziehen sich die Defensivspieler schnell zurück. Khedira/Lass versuchen schnelle Gegenstöße zu verhindern. Anders als bei Inter arbeiten die Außenstürmer defensiv weniger mit, sondern lauern vorne auf Konter.