Die Draft 2009 brachte den Philadelphia 76ers mit dem #17 Pick den Youngster Jrue Holiday von der UCLA. Seitdem hab ich von Seiten der Sixers-Fans viele verschiedene Reaktionen gehört und gelesen: Die einen lieben den Move, die anderen hassen ihn. Ich persönlich gehöre zu jenen die Holiday als den Steal der Draft sehen und hier möchte ich nun auch begründen warum:

Ed Stefanski(r) und Jrue Holiday(l)

Zuerst ein Blick auf den aktuellen Roster der Sixers, das Alter (zu Beginn der Saison) und die Länge der Verträge:

* Elton Brand - 30 yrs (4 years remaining, player option for fourth)
* Samuel Dalembert - 28 yrs (2 years remaining)
* Willie Green - 28 yrs (2 years remaining, player option for second)
* Jason Kapono - 28 yrs (2 years remaining, player option for second)
* Andre Iguodala - 25 yrs (5 years remaining, player option for fifth)
* Lou Williams - 23 yrs (4 years remaining, player option for fourth)
* Jason Smith - 23 yrs (3 years remaining, rookie contract)
* Marreese Speights - 22 yrs (4 years remaining, rookie contract)
* Thaddeus Young - 21 yrs (3 years remaining, rookie contract)
* Jrue Holiday - 19 yrs (5 years remaining, rookie contract)

Nun die Frage: Ist der Kader konzipiert um sofort zu gewinnen?
Ob dieser Roster diese Saison wettbewerbsfähig genug ist um auch oben mitzuspielen ist vorerst irrelevant. Viel wichtiger dürfte die Frage sein ob sich das Fenster zum Contender in den nächsten 2 Spielzeiten schließt? Sind die Sixers in einer "Win Now Or Win Never"-Situation?

Wer glaubt die Antwort darauf ist Ja, kann nun aufhören zu lesen. Den hätten die Sixers einen Weg finden wollen um bereits diese Saison zu einem Contender zu werden hätten sie wohl neben aufwändigen Tradeaktivitäten Ty Lawson gedraftet. Ein Spieler der von Tag 1 an als Starter auflaufen kann, wenn nötig. Ein Spieler der schon nah dran ist sein volles Potenzial ausgeschöpft zu haben. Ein Spieler der von seinen Charakterestika genau in das Anforderungsprofil gepasst hätte. Haben sie aber nicht.

Ich persönlich denke das Fenster der Sixers beginnt sich erst gerade zu öffnen, also kann die Antwort nur ganz klar lauten: Nein!

Fast alle Scouts, Analysten und Journalisten sind sich einig das Jrue Holiday ein um einiges höheres Leistungvermögen hat als Lawson. Holiday hat alle körperlichen Anlagen um an beiden Seiten des Courts der bessere Spieler der beiden zu werden, und ist zudem um einiges jünger. Hätte er den Sprung direkt aus der High School in die NBA gewagt, er wäre ein Top-5-Pick geworden. Wäre er noch ein Jahr am College geblieben, er wäre ein Top-5-Pick geworden. Der einzige Grund wieso Holiday bis zu den Sixers zurückgefallen ist liegt an seiner schwachen Freshman-Saison in der er out-of-position hinter bzw. neben Darren Collins spielen musste. Sein Freshman-Jahr war aber immernoch um einiges produktiver als jenes von Russell Westbrook, dem es ebenso ging wie Holiday und in seinem ersten Jahr am College in fast derselben Mannschaft - also ebenfalls an der UCLA und hinter Collins - nicht in die Starting-5 schaffte. Jrue hingegen gelang aufgrund seiner starken Defense auf anhieb der Sprung ins Starting-Lineup.

Dass Holiday in die Hände der Sixers fiel, ist also einzig und allein auf eine Verkettung glücklicher Umstände zuruckzuführen, in der auch die Lottery-Teams eine entscheidende Rolle spielten.

Wenn die Sixers Jrue so bewertet haben wie die meisten "Experten", wäre es fahrlässig gewesen Lawson zu picken, das kann man nur wiederholen. Sie gingen in die Draft ohne einen "Quick Fix" im Auge zu haben, den so ist ihr Roster nicht konstruiert. Er ist zwar darauf ausgerichtet derzeit auch mithalten zu können, aber zum ernstzunehmenden Contender will man erst in den nächsten Jahren zählen. Das Durchschnittsalter lässt vermuten dass sich das Contender-Fenster frühestens in 2 Jahren öffnen wird. Wenn das der Fall sein sollte, wäre Lawson die richtige Wahl gewesen? Lieber ein 21-jähriger Defensive-Stopper mit Starpotenzial oder doch einen zu klein geratenen 24järigen der schon an seiner Leistungsgrenze spielt? Schaut man sich die Picks der Sixers in den letzten 2 Jahren an, so kommt man zum Schluss: Die Sixers haben wohl wieder die richtige Entscheidung getroffen!

Entscheidend wird sein: Ist der Kern – der meiner Meinung nach aus den 7 Spielern besteht deren Verträge länger als 2 Jahre laufen – gut genug um 2011 um die Meisterschaft mitzuspielen? Die Antwort darauf steht noch in den Sternen, aber wir wissen, dass die Sixers in jenem Jahr 3 große auslaufende Verträge im Gesamtwert von 20 Millionen haben. Mit diesen lässt sich auf kurzfristige Sicht dann immer noch arbeiten. Aber solange der Fokus noch mehr auf der Zukunft als der Gegenwart liegt, sollte das den Sixers in die Karten spielen.

Der Masterplan sollte bereits diesen Sommer beginnen. Für mich gibt es ein klares Ziel in den nächsten 2 Jahren, und eine Regel. Das Ziel sollte sein soviele Spiele wie möglich zu gewinnen und natürlich in den Play-Offs soweit wie möglich zu kommen. Von entscheidender Bedeutung wird dabei sein, dass die Schlüsselspieler weiterhin Erfolge feiern, sich in der Post-Season an den Besten messen und sich weiterentwickeln können.
Die Regel beinhaltet keine voreiligen Moves zu machen die dieses Fenster gefährden könnten. Heißt: Verträge von Veteranen sollten nur bis 2011 laufen – sprich Kidd, Bibby oder Miller. Unter Vertrag genommene Youngster – ich denke da an Gortat – sollten sofort zu einem wichtigen Bestandteil des Teams werden.

So können die Sixers vorerst guten Mutes in die Zukunft blicken und sich berechtigte Hoffnungen auf einen Titel in den kommenden Jahren machen. Den dies ist die Philosophie die Ed Stefanski derzeit verfolgt, ein kompetitives Team an den Start zu schicken, dessen Fokus in der Zukunft liegt und der Erfolg sich erst in ca. 2 Jahren einstellen muss – bzw. sollte oder auch wird.

Mit dem neuen – bzw. alten – Logo wurde auch der symbolische Aufbruch in eine neue (erfolgreiche?) Ära eingeleutet werden, die Grundsteine wurden vorerst gelegt, nun liegt es an den Spielern.