Vorgeschichte:


Das deutsche Vorzeige-Duo Julius Brink und Jonas Reckermann reist als Geheimfavorit nach London. Manche haben die an 3 gesetzten auf der Rechnung für den ganz großen Coup, so richtig zutrauen tut es ihnen jedoch niemand. Sie selbst jedoch haben den großen Medaillentraum, mit dem Motto "Farbe egal".
Sie starten ins Turnier gegen das relative unbekannte russische Paar Semjonov/Prokopjev, die sich erst bei der letzten Möglichkeit, dem World Cup für die Spiele qualifizierten. Die Deutschen setzen sich erwartungsgemäß souverän mit 2:0 durch.
Im zweiten Turnierspiel ging es gegen das chinesische Tandem Xu/Wu. Hier hatten die beiden schon mehr Mühe, siegten dennoch mit 2:1.
Im letzten Gruppenspiel ging es dann noch um den Gruppensieg und die gute Ausgangslage üfr die Ko-Phase. Gegner war das schweizer Team Heyer/Chevalier. Hier siegten die Deutschen wieder mühelos mit 2:0 und sicherten sich somit den Gruppensieg, wodurch sie dem favorisierten Team aus Brasilien vor dem Finale entgingen.
Im Achtelfinale ging es nun gegen Samoilovs / Sorokins aus Lettland. Die Deutschen gingen das Spiel konzentriert an und entschieden den ersten Satz nach 19 Minuten relativ deutlich mit 21:12 für sich. Im zweiten Satz kamen die Letten besser ins Spiel. Von Belang war das jedoch nicht mehr, da Brink/Reckermann konzentriert blieben und nach insgesamt knapp 40 Minuten den Matchball nutzten und mit 21:17 den zweiten Satz für sich entschieden. Somit war das Ticket für das Viertelfinale gebucht.

Hier trafen sie auf das zweite brasilianische Duo. Die an 6 gesetzten Cunha / Ricardo wurden zum Gegner. Die Deutschen legten wieder gut los und entschieden den ersten Satz nach 23 Minuten mit 21:15 für sich. Im zweiten SAtz mussten sie mehr kämpfen, konnten jedoch ihre Überlegenhheit ausnutzen und entschieden den Satz mit 21:19 für sich. Somit war der erste größere Brocken auch noch Souverän aus dem Turnier ausgeschaltet und der Weg ins Halbfinale war frei.
Dort hatte jeder mit einem Duell gegen das us-amerikanische Vorzeige-Duo Rodgers/Dallhauser gerechnet. Diese schieden jedoch bereits im Achtelfinale gegen ein italienisches Duo aus. Somit ging es gegen das niederländische Team Nummerdor / Schuil, die an 5 gesetzt waren. Man rechnete mit einem engen Spiel, wie es für ein Halbfinale einer Olympiade üblich ist.
Die beiden Deutschen waren jedoch so fokussiert und spielten so starkes Beachvolleyball, dass sie nach nicht mal 20 Minuten den ersten Satz mit 21:14 gewannen. Nun war der Traum der Medaille nur noch ein gewonnener Satz weg. Im zweiten Satz zeigte sich das selbe Bild, die Deutschen siegten nach knapp 40 Minuten Spieldauer mit 21:16 und somit mit 2:0 in Sätzen. Der Traum der Medaille wurde wahr, es stellte sich nur noch die Frage der Farbe.


Das Finale



Es ist Mittwochabend, der 9.8.2012. Es steht das Beachvolleyball- Finale der Herren der Olympischen Spiele 2012 in London an. Und das mit deutscher Beteiligung. Es muss für sie ein Traum gewesen sein, auf der legendären Horse Guard Parade vor 15.000 Zuschauern mitten in London unter Flutlicht zu spielen. Eine bessere Atmosphäre ist für mich nicht vorstellbar. Es kommt zum Traumfinale aus deutscher Sicht. Sie spielen gegen den Topfavoriten aus Brasilien. Es geht gegen Alison/Emanuel. Ich sitze zu Hause in meinem Zimmer, alleine vorm Fernseher.Mein Bruder und Vater unten im Wohnzimmer. Ich denke mir, perfekte Zeit um ins Bett zu gehen und das Spiel zu schauen und danach zu schlafen. Denn ich erwarte NICHTS.
Der erste Satz beginnt, die beiden Deutschen halten gut mit, keiner der beiden zieht weg. Im Gegenteil: es entwickelt sich ein an Intensität kaum zu überbietender erster Satz, der sogar in die Verlängerung geht. Dann die erste kleine Überraschung: Nach 23 Minuten verwandeln Brink/Reckermann den Satzball zum 23:21 und gehen mit 1:0 Sätzen in Führung.

Ich renne die Treppen runter, um nachzusehen ob mein Vater und Bruder dieses
jetzt schon sensationelle Spiel schauen.Klar lief der Fernseher und es wurde Olympia geschaut. Ab jetzt zu 3. Wir erwarteten gespannt den zweiten Satz, um
zu sehen, ob "unser" Team dieses Niveau halten konnte.Doch nun zeigte sich der vielleicht erwartete Bild. Die Brasilianer dominierten, wurden in ihren Angriffszügen sicherer und entschieden einen relativ einseitigen, zweiten Satz
mit 21:16 für sich.Somit ging es in einen dritten, entscheidenden Satz. Für beide relativ ungewohnt, da sie im Verlauf des Turniers zusammen nur 3 Sätze verloren.Wir schauen uns zu Hause an und treffen vorschnell die Expertenmeinung: Das wird nichts mehr. Wie immer bei den Deutschen, jetzt brechen sie ein. Schnell ändert sich das Gesprächsthema auf den bisherigen Olympia-Tag und was morgen so auf der Arbeit ansteht. Der Fernseher jedoch läuft weiter.
Während wir in andere Dinge abschweiften, bemerken wir, dass die Deutschen ja doch ganz gut mithalten in dem Entscheidungssatz. Es ist eng, keiner setzt sich ab. Dann spielen sich Brink/Reckermann in einen kleinen Rausch und führen auf einmal 12:8. Es fehlten also nur noch 3 Punkte zum Sieg.
Wir hofften nur, dass sie so jetzt weiter spielen und den Vorsprung halten. Sie spielen konzentriert weiter und erarbeiten sich durch den Punkt zum 14:11 drei Goldmedaillenbälle. Aber die Brasilianer wären nicht die Topfavoriten, wenn man sie immer auf der Rechnung haben müsste. Die beiden spielen konzentriert weiter und verkürzen auf 14:13. Dann Aufschlag des Brasilianers, die beiden Deutschen sind sich nicht einig und der Ball dotzt ins Feld. ASS !!!. Ausgleich 14:14. Schnell kommen wieder die vorschnellen Aussagen wie "Die können ja nichts" "War doch klar, dass das nichts wird".
Dann widerum Aufschlag Brasilien und die Deutschen machen nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einen Punkt und holen sich den nächsten Matchball. 15:14.

Und dann...


....Aufschlag Deutschland, Annahme Brasilien, perfekt vorbereiteter Angriff, Schmetterball am Netz, cross vorbei an Reckermanns Armen ziemlich nahe an die Außenlinie. Ich sage direkt der Ball war gut, mein Bruder ist vom Gegenteil überzeugt. Und dann schwenkt die Bild-Regie auf den Linienrichter, der sein kleines, in diesem Moment gold bringendes, rotes Fähnchen in die Luft reißt. Der Ball ist aus. Deutschland ist Olympiasieger im Beachvolleyball. Große Freude kehrt in unser Wohnzimmer ein, auch der eine oder andere, kleine Jubelschrei ist zu hören. Brink/Reckermann liegen sich in den Armen, zu Tränen aufgrund der eigenen Leistung gerührt.Wir haben soeben Historisches erlebt. Das war die erste Goldmedaille für ein europäisches Team in dieser Sportart. Und dieses Team kommt von UNS, aus Deutschland. Diese Goldmedaille tat so gut für die deutsche Olympiaseele, bei einer doch eher durchwachsenen Olympiade.
Ich laufe die Treppen hoch, gehe in mein Zimmer, der Fernseh läuft noch immer. Den letzten Ballwechsel kenn ich schon längst auswendig und es freut mich einfach immer wieder, diesen letzten Ball im Aus zu sehen. Ich lege mich mit einem Lachen ins Bett, aufgrund der Tatsache, solch einen glorreichen Abend miterlebt zu haben.

Weiterhin wünsche ich Jonas Reckermann viel Glück und Erfolg in seinem neuen Leben. Er beendete nach dieser Olympiade seine KArriere, frei nach dem Motto "Aufhören wenn´s am schönsten ist".
Julius Brink wünsche ich viel Erfolg mit seinem neuen PArtner, mit dem er im Moment das erste mal auf der Tour unterwegs ist. Vielleicht erleben wir 2016 in Rio nochmal solch eine Nacht.