Rückblick auf 2008? Kann ja jeder… macht ja auch jeder. Ob im TV oder im Internet. Alle Highlights des Jahres werden noch einmal klein-klein aufbereitet, damit man sich noch einmal über die EM, Olympia und US-Wahlen freuen, sich über EM-Finale, Olympia-Gastgeber und Reich-Ranicki ärgern kann.
Für uns Fußball-Verrückte gibt es ohnehin nur einen einzigen Kalender, an dem wir uns orientieren – den der Bundesliga. Daher hier ein kleiner Blick in die Glaskugel.

Wow, was war das für eine Rückrunde! Schalke also Meister…

Nachdem die Schalker Ende Januar in Hannover nach 40:3 Torschüssen 0:2 verloren haben, gingen die unzertrennlichen Müller und Rutten also doch getrennte Wege. "Zwischen Fred Rutten und Andreas Müller passt kein Blatt Papier!", hieß es noch im Dezember im Sportstudio. Es passte doch. "Kündigung" stand drauf. Rutten also zurück nach Enschede und holte dort noch sensationell den Titel mit Twente. Während Müller noch überlegte, ob er durch die Verpflichtung von Trapattoni und Roberto Baggio (Italiener tun der Bundesliga ja soooo gut) endlich aus dem Schatten von Großmeister Assauer treten kann, saß Stumpen-Rudi schon längst wieder im Chefsessel. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er nun Preußen Münster oder doch dem Wuppertaler SV helfen soll. Dann wurde es Schalke. Auch nicht schlecht. Und schon wenige Tage nachdem die Kapelle in der Veltinsarena in eine Raucherlounge umgebaut wurde, stand Huuuub Stevens wieder auf der Matte. Was folgte, ist bekannt. 16 Spiele, 16 Siege, 16Mal 1:0. Huub eben. Kuranyi schoss sein einziges Tor in der Rückrunde gegen den BVB. Noch am selben Tag bekam er ein Vertragsangebot auf Lebenszeit und eine lebensgroße Goldstatue mitten in der Nordkurve. Am 32.Spieltag gegen Stuttgart gab Kevin seine Rückkehr zum VFB bekannt.

Lange war es nur ein Gerücht von vielen. Nachdem die Bayern in der Winterpause bereits Olic zum Saisonende verpflichtet hatten, wurde es zunächst ruhig um den FCB. Nachdem Mario Gomez aber am letzten Spieltag die Bayern im Alleingang abschoss und somit Schalke zum Meister machte, hatte – entgegen aller Fußballgesetzte - in der Allianz-Arena eigentlich nur eine Person keinen roten Kopf. Während eines Gomez-Interviews nach dem Spiel, in dem er zu verstehen gab, dass er in der Sommerpause vorliegende Angebote aus England und Spanien in Ruhe sondieren wolle, kam Uli Hoeness ins Bild, lächelte in die Kamera und streichelt Mario dabei vielsagend den Kopf.
Der FC Bayern wurde also Vizemeister. Und zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ein glücklicher. Naja, jedenfalls grinsen sie. Naja, immerhin einer. In der Winterpause versuchte man noch Carlos Eduardo, Ibisevic und Salihovic für die Bayern-Amateure zu begeistern, da München doch die viel schönere Stadt sei. Außerdem stellte man in Aussicht, Nestlé in das Sponsoren-Portfolio aufzunehmen, womit die Noch-Hoffenheimer auf Lebenszeit Gratis-Schokoriegel sicher hätten und sich den Weg zur Tankstelle vor den Auswärtsspielen sparen könnten. Nach der Absage im Januar folgte im Februar lediglich eine Presseerklärung von Carlos Eduardo, dass er von seinem Hoffenheim-Weihnachtsgeld die Nestlé Deutschland AG gekauft habe. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte der FC Bayern den nationalen Titel intern abgehakt. Man tröstete sich mit den Erfolgen am Transfermarkt und natürlich in der Championsleague. Im Halbfinale selbiger traf man auf Real Madrid, den neuen alten Lieblingsgegner. Nachdem das Hinspiel zu Hause mit 1:2 verloren ging und man auch im Bernabéu zur Halbzeit 0:1 zurück lag, stellte Klinsi um und man drehte man das Spiel noch mit Toren durch Toni, Klose, Ribery und zweimal Podolski. Damit war ein neues System geboren. "Im 4-1-5 liegt die Zukunft.", glaubte Klinsmann zu wissen. Daher war es auch kein Wunder, dass man sich zur neuen Saison mit Gomez, Rosenberg, Pantelic und Helmes vorne verstärkte. Poldi musste bleiben. "Und was ist, wenn sich drei Spieler verletzen? Wir brauchen Lukas. Und solange Köln die 30Millionen nicht zahlen will, bleibt es auch dabei.", war Uli zu hören. Auch kein Wunder war allerdings auch, dass man im Championsleague-Finale dank des neuen Systems mit 1:5 gegen Barcelona verlor…

Apropos Championsleague. Hoffenheim hat es tatsächlich geschafft. Ein dritter Platz, die Königsklasse ruft. Noch heute reibt man sich verwundert die Augen. Binnen zwölf Monaten wurden aus gefühlten sieben über 7,5Millionen "Hoffenheim"-Google-Einträge. Aus einem 3.000 Seelendorf wurde über Nacht die Rhein-Neckar-Metropole.
Ein Traditionsclub ohne Tradition? Mit Nichten, wie auch Karl Heinz Rummenigge einsehen musste. Immerhin wird dort seit 1899 geturnt. Spätestens aber 1988/89 mit dem zwischenzeitlichen Aufstieg in die Bezirksliga sollte man aber auch die Fußballmannschaft des Vereins kennen- und liebengelernt haben.
Nachdem Dietmar Hopp im Winter Timo Hildebrandt verpflichten konnte, kaufte er schon im April auch den Rest des hochverschuldeten FC Valencia. David Silva passt genau in das Rangnickkonzept und sei "ein ordentlicher Copado-Ersatz". Der Rest der Spanier wurde nach Mannheim ausgeliehen. "Wir machen jedes Jahr unser Trainingslager in Spanien. Jetzt ist es eben nicht mehr La Manga, sondern Valencia. Das Stadion ist perfekt dafür. Wir zahlen keine Miete mehr. Das rechnet sich mittelfristig.", so Hopp.

Oliver Pocher feierte nach dem glücklichen Sieg gegen Schalke zum Rückrundenauftakt seine 96er im Bild-Videoblog bereits als angehenden Championsleague-Teilnehmer. Was folgt, ist das tägliche Brot… und am Ende ein Platz im Niemandsland der Tabelle. Und spätestens im April weiß auch der neutraler Beobachter: Internationaler Fußball ohne Hannover und Schmidt ohne Pocher… es ist einfach besser so.
Gute Nachrichten gibt es allerdings für alle Enke-Fans. Schon im Februar eroberte Robert den Platz zwischen den Pfosten zurück. Das ungleiche Kräftemessen ging also an den Publikumsliebling und Florian hatte endlich Zeit, seinen Friseurbesuch zu Ende zu bringen.

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