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27.03.2009 um 15:56 Uhr
Berater - Nur das Geld zählt
Jeder kennt sie, jeder hat eine Meinung über sie – die Rede ist von den Spielervermittlern. Überwiegend fällt diese Meinung negativ aus, die Berater haben einen schlechten Ruf.
Wegen vieler kritischer Schlagzeilen wurde das Ansehen der Agenten in den letzten Jahren ramponiert, fast alle seien nur auf das große Geld aus. Fast allen sei der eigentliche Fußballer, den sie beraten, egal. Doch in Zukunft soll wieder im positiven Sinne über die Vermittler berichtet werden. Vieles soll sich ändern.

So werden seit 2001 Spielerberater nicht mehr international von der Fifa lizensiert, sondern von den jeweiligen Verbänden der Länder. Die Offiziellen erhoffen sich dadurch eine verbesserte Struktur und Übersichtlichkeit sowie eine damit verbundene härtere Durchsetzung der Richtlinien.
Um das Zertifikat zu erhalten, welches zum Spielervermittler berechtigt, müssen die angehenden Berater zuerst eine Prüfung bestehen. Danach erhalten sie "die Lizenz für Spielervermittler des Weltfußballverbandes (Fifa)".
Weltweit haben diesen Test bisher etwa 3000 Menschen bestanden. Sie alle stehen neben Sportplätzen, sie alle sind auf der Suche nach neuen Talenten.

Die meisten lizensierten Spielervermittler arbeiten in Spanien (550), Italien (482) und Brasilien (311), in Deutschland gibt es 247 Agenten.
Man erkennt schon an diesen hohen Zahlen, welch großes Millionengeschäft diese Branche eigentlich ist. In der Saison 2007/2008 beispielsweise erhielten die Spielervermittler insgesamt 45 Millionen Euro von der 1. und 2. Bundesliga.
Mittlerweile ist die Beratung der Jugendlichen global, es arbeiten auch in eher unscheinbaren Ländern wie Nigeria (120), Bosnien-Herzegowina (83) und Israel (54) viele Vermittler, die, wie Tom Eilers (ehemaliger Torhüter von Mainz05) "den einen herausfinden wollen, der später mal zu Chelsea London wechselt".
In diesem Fall wäre Eilers ein reicher Mann, denn 14 Prozent, die in der Branche üblich sind, würden ihn als Berater von Michael Ballack (angeblich 10 Mio. Euro Jahresgehalt) um 1,4 Millionen Euro reicher machen.

Diese hohen Summen waren in der Vergangenheit das Problem des Spielervermittelns. Wegen der hohen Summen, die die Berater täglich vor Augen haben, verlieren sie oftmals das Interesse an ihren Schützlingen und sind mehr und mehr auf das große Geld aus.
Das weiß auch Urs Fischer, U-21-Trainer des FC Zürich: "Das macht keinen Sinn, es geht nur ums Geld!"
Meist verdienen Spielerberater nur mit Auslandstransfers sehr viel Geld, deshalb wechseln viele Talente früh ins Ausland, wo sie dann allerdings meist scheitern. Nur ein Bruchteil dieser Spieler schafft in den Folgejahren den Sprung in die erste Elf der Mannschaft oder wird gar zum Stammspieler.

Doch trotz aller Warnungen – häufig auch von Vereinsseite - lassen sich die Spieler auf die Deals mit den Beratern ein. Einer von ihnen ist Ivan Audino, Nachwuchsspieler des FC Zürich. Ihm wurde von seinem Bruder dazu geraten: "Als Ivan in die U-18-Nationalmannschaft kam, habe ich mich kundig gemacht über Spielerberater. Man muss jemanden haben, der sich in der Szene auskennt, um Türen aufstoßen zu können."
Auch Ivan selbst ist sich sicher, dass es wichtig sei, "einen Berater zu haben. Er hat Beziehungen, kennt sich mit Verträgen aus. Wenn ich in meinem Klub nicht spielen würde, könnte er mir helfen".

Doch genau darin sehen andere Fußballer wie Lukas Huber, Teamkollege von Audino, ein Problem. In Zukunft könnten Spielervermittler zu großen Druck auf das Team auswirken, gar über die Aufstellungen mitbestimmen. "Ich möchte keinen Spielervermittler", sagt der 19-jährige, "Einige Berater haben so viele Spieler, dass kein persönlicher Bezug vorhanden ist". Doch ein großes Thema in der Kabine seien die Agenten nicht, denn: "Können setzt sich durch, das wird uns auch vom Klub gesagt".

Die gleiche Ansicht hat auch der langjährige Assistenst Von Hanspeter Latour, Thomas Binggeli. "Spielervermittler halten in den seltensten Fällen, was sie versprechen", sagt er, "ein Berater ist für einen Nachwuchsspieler eher hemmend als fördernd".
Er ist der Meinung, dass ein Berater, der sich wirklich um seinen Schützling sorgt, diesem auch Alternativen außerhalb des Fußballs aufzeigen sollte (z.B. Medienschulung).
Es gäbe einfach zu viele nicht lizensierte Provisionsjäger, die nur nach dem schnellen Geld fahnden würden.
Sie würden bei polizeilichen Ermittlungen einfach einen Anwalt einschalten, der nach Verbandsstatuten keine Lizenz benötigt. Somit wäre das Problem für ein kleines Entgelt gelöst.

Genau dieses Problem versucht die DFVV (Deutsche Spielervermittlervereinigung) zusammen mit der DFL nun endlich zu lösen, "Wir müssen raus aus der Schmuddeldecke. Wir wollen diesen Berufsstand zu einem seriösen Teil des Fußballs machen", sagt DFVV-Geschäftsführer Dr. Gregor Reiter. Dass es kein einfaches Unterfangen wird, gibt er zu: "Dass das wie die Besteigung des Mount Everest ist, ist uns klar".
Der studierte Rechtsanwalt und Sportrechtler war 2006 nach Amsterdam gereist, als sich eine niederländische Spielervermittlervereinigung gegründet hatte.
Die EFAA (European Football Agents Associations) wollte daraufhin den deutschen Fußball-Markt unbedingt für seine Zwecke gewinnen und da Reuter überzeugt von dem vorgetragenen Projekt war, gründete er Ende 2007 den ehrenamtlichen DFVV.

Zudem spielte das "Weißbuch Sport" der Europäischen Union eine große Rolle, welches Dokumentensammlungen und Vorschläge beinhaltet sowie die große gesellschaftliche und wirtschaftliche Rolle des Sports beschreibt.
Für Reiter und Co. waren aber besonders 20 Zeilen des Buches von großer Bedeutung. Laut der Kommission gibt es mehrere Berichte über missbräuchliche Praktiken seitens einiger Spieleragenten, die zu Korruption, Geldwäsche und Ausbeutung Minderjähriger geführt haben sollen.
Von diesen Nachrichten alarmiert begann die Kommission sich EU weit einen Überblick über die Aktivitäten verschiedener Agenten zu verschaffen und zu prüfen, ob rechtliche Schritte notwendig sein werden.
Doch wegen der großen Unübersichtlichkeit wird das einige Zeit in Anspruch nehmen – neu gegründete Vermittlervereinigungen wollen aber nun mithelfen und häufiger Kontrollen bei Beratern durchführen.

Zum zweiten Teil: Berater - 2. Teil
Aufrufe: 2258 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 6 | Erstellt:27.03.2009
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