Verfolgt man in den letzten Monaten die Bundesliga, so kommt man zu dem Eindruck, dass sich als Tatowierer die ganz große Kniste verdienen lässt. Da Sportsfreund Reus offenbar Erinnerungslücken plagen, ließ er sich jüngst seinen Vornamen auf den linken Unterarm pinseln. Skandalnudel Eljero Elia ließ sich im Sommer 2010 großflächig einen Engel auf die Brust stechen, um danach wochenlang mit einer Infektion auszufallen. Seit David Beckham steckt in vielen Fußballern eben nicht nur Profi, sondern auch Popstar.

Tattoos, früher nur in bestimmten Personenkreisen wie Seefahrern und Knackis zu finden, gehören inzwischen genauso zum Fussball wie bunte Schuhe und ein 278-köpfiges Schiedrichtergespann. Läuft dann auf dem Platz ein Spieler herum, der gefühlt alle sieben Harry-Potter-Bände auf der Haut trägt, erwartet man auch, dass er wie ein richtiger Rocker auftritt.

Es ist der 32. Spieltag, Augsburg spielt in der heimischen Arena gegen die Knappen aus Gelsenkrichen. Jermaine Jones bekommt bei einem Zweikampf an der Mittellinie den Fuß seines Gegenspielers harmlos in die Region um den Bauchnabel, rollt daraufin geschätzte 12 Meter bis ins Seitenaus und hält sich die Schädeldecke als hätte sein Kontrahent gerade von einer Axt Gebrauch gemacht. Nachdem Schiedrichter Dingert ihm den Freistoß zugesteht, springt er auf und sprintet Richtung gegenerischen Strafraum. An der Stelle frag ich mich, ist irgendjemand in der Bundesliga noch daran interessiert ordentlich zu kicken? Offensichtlich Nicht!

Also, lieber Jermaine, Kevin, Marko, Tim, Patrick, Edson, Marcio, Ashkan... - Spielt doch einfach mal wieder ein bisschen Fußball!