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12.03.2012 um 19:24 Uhr
Aus der Not eine Tugend
Löst David Alaba das Außenverteidigerproblem des FC Bayern?

Champions-League-Achtelfinale. Rückspiel. Für das Startelf-Debüt eines 17-Jährigen gibt es sicherlich angenehmere Orte als das Stadio Artemio Franchi an diesem Abend im März 2010. Noch dazu hatte der FC Bayern das Hinspiel gegen den AC Florenz lediglich mit 2:1 für sich entschieden. Ein 1:0 der Florentiner und der deutsche Rekordmeister hätte sich bereits sehr früh von Europas größter Fußball-Bühne verabschiedet. Für Trainer Louis van Gaal gleichwohl noch lange kein Grund, David Alaba, einem jungen Österreicher, der erst drei Tage zuvor sein Bundesligadebüt gegeben hatte, nicht zu vertrauen. Linksverteidiger Diego Contento fehlte verletzt, dem Kader eine Alternative. Aber gehört Alaba nicht eigentlich ins Mittelfeld? „Er ist ein linker Außenverteidiger, auch wenn er das selbst vielleicht nicht denkt", dachte sich jedenfalls der Niederländer und der unwissende Alaba zahlte das Vertrauen mit Leistung zurück. Zunächst. Denn nicht einmal zwei Wochen später war das Experiment bereits wieder beendet. Beide Treffer hatte der junge Österreicher beim 1:2 in Frankfurt kurz vor Schluss verschuldet. Zu viel im schnelllebigen Geschäft Bundesliga.

Ziemlich genau zwei Jahre ist das nun her. Und hätte sich Rafinha am vergangenen Samstag nicht krankheitsbedingt abgemeldet, Alabas Intermezzo als Linksverteidiger wäre wohl nicht mehr als eine Randnotiz in der Karriere eines aufstrebenden Talents geblieben. Doch nach bis dahin in dieser Saison ansprechenden Leistungen im Mittelfeld des Rekordmeisters, wusste der mittlerweile 19-Jährige erneut auch auf der ungewohnten Position hinten links zu überzeugen. Klar, eine TSG Hoffenheim, die in München sang- und klanglos mit 1:7 unterging, deren Auftritte in des Gegners Hälfte einen Seltenheitswert ähnlich dem von Eisbären in der Sahara besaßen, darf nicht als Gradmesser für das Leistungsvermögen eines Defensivspielers gelten.

Was Alaba in der Vorwärtsbewegung anbot, gibt allerdings sehr wohl Anlass, ihn als das vielleicht fehlende Teil im Puzzle Bayern-Defensive auszumachen. Dynamisch hinterlief er immer wieder Vordermann Ribery, riss so Räume für die Dribblings des Franzosen, oder flankte selbst von der Grundlinie nach innen.

Flanken aus vollem Lauf. Ein Stilmittel, das den Münchnern seit geraumer Zeit beinahe völlig abzugehen scheint. Kein Wunder, spielen mit Lahm und Ribery auf links sowie Robben auf rechts doch drei Spieler auf der eigentlich „falschen" Seite. Einzig Rechtsfuß Rafinha könnte einmal bis zur Grundlinie vordringen, um von dort ohne abzustoppen nach innen zu flanken. Könnte. Denn der Neuzugang wusste bislang noch nicht gänzlich zu überzeugen und rutschte ohnehin erst nach van Buytens Mittelfußbruch wieder dauerhaft in die erste Elf.

Nun fehlte der Brasilianer also grippekrank. Und da Jerome Boateng - vor van Buytens Verletzung Rafinhas Hauptkonkurrent - im Abwehrzentrum derzeit nicht zu ersetzen ist, rückte Kapitän Philip Lahm wieder auf die rechte Abwehrseite. Alaba begann links. Der Rest ist Geschichte.

Doch kann aus der Notlösung auch ein Modell für die Zukunft werden? Durchaus. Denn abgesehen von der Option der dynamischen Flankenläufe, die im Übrigen auch Torjäger Mario Gomez wohl durchaus zu schätzen wüsste, öffnet ein Außenverteidiger-Duo Alaba/Lahm das Feld ungemein. Gerade für einen FC Bayern, der sich insbesondere gegen tief stehende, diszipliniert verteidigende Mannschaften schwer tut, Raum zum Kombinieren zu finden, ein nicht zu vernachlässigender Fakt. Durch ihre ständig nach innen ziehenden Protagonisten Lahm, Ribery und Robben vereinfachen die Münchner dem Gegner das Verteidigen nämlich ungemein. Der sich dadurch verengenden Raum lässt gleichzeitig die Dynamik im Angriff schwinden. Selten laufen die Münchner einmal mit Tempo auf die gegnerische Abwehrreihe zu. Vor allem in der Mitte mangelt es an Platz.

Mit dem Linksverteidiger Alaba und Lahm über rechts könnte der FC Bayern auf den Flügeln nun endlich den bisher verwaisten Raum zwischen Strafraumkante und Grundlinie nutzen. Hinterläuft einer der beiden seinen Vordermann, stößt er nicht nur in bis dahin beinahe unbekannte Weiten vor, er nimmt der Verteidigung auch gleichzeitig etwas das Mittel des Doppelns. Den über links heransprintenden Linksfuß Alaba lässt man als Abwehrspieler nämlich besser nicht einfach laufen. Tut man es doch, wird der Ball scharf nach innen gebracht. Mindestens eine Chance zum Tor ist die Folge. Geht der Abwehrspieler mit, hat Ribery plötzlich nur noch einen Gegenspieler gegen sich. Was das bedeuten kann, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung. Falls doch: Hoffenheims Williams kann da sicherlich Abhilfe schaffen.

Ist es dem Rekordmeister möglich, das ganze Feld zu nutzen, gewinnen also die mitunter stumpfen - da zugestellten - Waffen Ribery und Robben wieder deutlich an Schärfe. Ein Weg, tief stehende Gegner zu überwinden? Möglich. Eine Verbesserung zum Ist-Zustand? Mit Sicherheit. Auch wenn Alaba mangels Gegenwehr am Samstag den Beweis seiner Defensivtauglichkeit für den Job des Linksverteidigers sicherlich erst noch erbringen muss, in der Vorwärtsbewegung wäre er bereits jetzt ein Gewinn. Bleibt nur die Frage, ob Jupp Heynckes gewillt ist, dieses Risiko im wichtigen Spiel gegen Basel einzugehen. Vielleicht sollte er vorher noch einmal Louis van Gaal kontaktieren. Der Niederländer könnte dann aus erster Hand berichten, wie sich Alaba in Champions-League-Achtelfinal-Rückspielen als Linksverteidiger so anstellt.
Aufrufe: 6463 | Kommentare: 13 | Bewertungen: 17 | Erstellt:12.03.2012
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KOMMENTARE
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fc_nachti
16.03.2012 | 09:51 Uhr
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fc_nachti : 
16.03.2012 | 09:51 Uhr
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fc_nachti : 
Ein Punkt stört mich ein bischen im Blog: der Junge war damals 17 (!) als er in einer schwierigen Phase gegen Frankfurt patzte.

Ich finde es sollte den Jungen Leuten mehr Zeit gegeben werden, Leute, der war damals noch nicht einmal volljährig. Könnten wir in Zeiten von Disney's 12 jährigen POP-Schlampen etwas gelassener rangehen und den Jungs (und Mädels) die notwendige Entwicklungszeit geben.

Im Spiel gegen Basel fand ich Alaba im Übrigen schon deutlich "sicherer", wobei Shaq (hoffe ich zumindest) mit angezogener Handbremse gespielt hat. Also ich meine auch, die Feuertaufe wird wahrscheinlich erst der Herrmann im Pokal (falls er spielt).
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Gotti1963
19.03.2012 | 06:47 Uhr
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Gotti1963 : 
19.03.2012 | 06:47 Uhr
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Gotti1963 : 
Guter Blog!

Alaba hat in den 3 Spielen gezeigt, dass er als LAV unser Offensivspiel mehr als bereichert, und auch dafür gesorgt, dass unsere originären Stärken (individuelle Klasse unserer Offensive!) wieder viel deutlicher zu Tage treten!
Aber beim Spiel in Berlin hat sich auch gezeigt, dass er (immer) noch die gleichen Probleme in der Defensive hat, wie vor 2 Jahren.
Er ist gelegentlich zu hektisch... Es fehlt ihm auch ein wenig, das räumliche Sehen. Ich meine damit zum Beispiel das Gefühl, dass da jetzt eben ein Gegner kommen muss, und man deshalb diesen Rückpass nicht spielen darf...
Aber sowas kommt mit Erfahrung! Ob die jetzige Phase der Saison die richtige Zeit ist Erfahrung zu sammeln? Ich sage NEIN!
Ich habe eigentlich das Gefühl, dass Heynckes der gleichen Ansicht ist, deshalb bekommen Usami, Petersen, Can and so on eben keine Einsatzzeiten (mehr), sondern er setzt bei Wechseln eben eher auf Erfahrung!
Bei Alaba handelt er nahezu diametral anders...
Auf Dauer möglicherweise eine geniale Idee, ob deren Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt angesagt ist, werden die kommenden, sehr entscheidenden Spiele zeigen!
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sike
20.03.2012 | 19:07 Uhr
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sike : 
20.03.2012 | 19:07 Uhr
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sike : 
Guter Blog, 10 P dafür!
Ich finde auch dass hinter Ribery ein Linksfuß gehört. Aus genannten Gründen. Allerdings sind mir bei Alaba nicht solche Abwehrschwächen aufgefallen. Lediglich das Stellungsspiel war manchmal nicht optimal und man hat deutlich gesehen dass er sich das ein oder andere Mal nicht sicher war, ob er jetzt einrücken soll oder sich nach außen orientiert. Vor allem aber im 1-gegen-1 an der Außenlinie hat er mir gut gefallen: ruhig geblieben, dem Gegner keine Seite angeboten und sogar das ein oder anderen ganz passable Tackling war dabei.
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