26.08.2011 um 10:57 Uhr
Anpfiff 2.0
Im Jahre 1987 erschien ein Buch, geschrieben von Harald „Toni" Schumacher, der schon zu diesem Zeitpunkt nicht nur bei Patrick Battiston für seinen gelegentlichen Konfrontationskurs bekannt war. Schumacher war damals Torhüter des 1. FC Köln und Stammkraft in der Nationalmannschaft, mit Anfang 30 in den besten Torhüterjahren und einer der besten Torhüter der Welt. Doch ohne Rücksicht auf seine Karriere rechnete er in seinem Buch, „Anpfiff", mit dem Profifußball in Deutschland ab. Nicht zuletzt die massiven Dopingvorwürfe, die Schumacher äußerte, brachten das Buch in die Schlagzeilen. In der Folge verlor Schumacher seinen Platz in der Nationalelf und, nach 15 Jahren und über 500 Pflichtspielen, beim 1. FC Köln.
Über 20 Jahre später erscheint nun ein Buch, „Der feine Unterschied", geschrieben von Philipp Lahm. Trotz seines bekannten Interviews mit der Süddeutschen Zeitung von 2009, das ihm nicht nur die höchste Strafe in der Vereinsgeschichte des FC Bayern München einbrachte, sondern vor allem in der internen Hierarchie des Vereins nach oben spülte, gilt Lahm als weichgespülter Profi ohne Ecken und Kanten. Er ist Kapitän des deutschen Rekordmeisters und der Nationalmannschaft. Doch dieser Philipp Lahm schreibt nun, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, seine Biographie und rechnet ab, vor allem mit seinen ehemaligen Trainern. Ohne Rücksicht auf seine Karriere bringt er ein modernes „Anpfiff" auf den Markt und richtet gnadenlos die Scheinwerfer auf die Schwachpunkte der heutigen Fußballwelt. Oder doch nicht?
Die Antwort ist einfach: nein! Der Titel seines Buches ist mehr als passend gewählt, denn es gibt einen sehr feinen Unterschied zwischen dem Buch von Toni Schumacher und dem Buch von Philipp Lahm. Während Schumacher tatsächlich wie die Axt im Walde durch die deutsche Fußballwelt schlug, ohne Rücksicht auf Verluste, immer mit dem Gedanken „Lieber ein Knick in der Laufbahn als im Rückgrat", hat Lahm differenziert zwischen denen, mit denen er noch zu tun hat und denen, die seiner Karriere vermeintlich nicht mehr schaden können. Seine Abrechnung klammert seine aktuellen Trainer in Verein und Nationalmannschaft aus, Jogi Löw wird sogar in einigen vorab veröffentlichten Passagen so viel Honig ums Maul geschmiert, wie selbst Winnie the Pooh nicht essen könnte. Auch andere wichtige Menschen für Lahms aktuelle Karriere bekommen ihr Lob ab, wie z.B. Uli Hoeneß, den er als Vorbild bezeichnet. Abgerechnet wird mit anderen: Jürgen Klinsmann, der in der Nationalmannschaft nur durch Löw erfolgreich und im Verein bei den Spielern schon nach kurzer Zeit keine Autoritätsperson mehr war.
Rudi Völler, dessen EM-Vorbereitung einem Wochenendausflug mit Freunden glich, bei dem womöglich die Eine oder andere Playstation geglüht hat.
Außerdem mit der alten Generation der Nationalmannschaft, die Lahm und andere junge Spieler nicht integrieren konnten und mit denen eine schlechte Stimmung in der Elf geherrscht hat.
Die Liste der Personen, mit denen Philipp Lahm in seiner weiteren Karriere vermutlich nicht mehr in Kontakt kommen wird und daher ohne Sorge abrechnen kann, ist lang. Auch Felix Magath und Louis van Gaal sind darunter. Und auch das ist kein Zufall, denn diese beiden Trainer sind an der Säbener Straße trotz ihrer Erfolge mit dem FC Bayern nicht sehr gut gelitten.
Das System hinter dem Buch und den provokanten Inhalten darin ist also offensichtlich: ins Gespräch kommen mit Netz und doppeltem Boden. Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt, aber was kümmern dich die anderen Äste? Die Frage, die bleibt, ist die nach der Aufmerksamkeit. Warum kommt das Buch trotzdem ins Gespräch? Für die Medien ist es ein gefundenes Fressen. Der BILD ist die Motivation von Philipp Lahm egal, aber sie nutzen die Möglichkeit des Vorabdrucks für ihre Zwecke, steigern die Auflage mit dem kalkulierten Skandal, der Tag für Tag aus den Auszügen gemacht wird. So kommt das Buch ins Gespräch, andere Medien verbreiten die Informationen weiter, reagieren und ein Flächenbrand entsteht. In den letzten Monaten hat man das öfter gesehen, weil es gerade nichts anderes gab, über das berichtet werden konnte.
Ist „Der feine Unterschied" Anpfiff 2.0? Sicher nicht. Wohl eher der letzte Ausläufer der Sommerpause.
Über 20 Jahre später erscheint nun ein Buch, „Der feine Unterschied", geschrieben von Philipp Lahm. Trotz seines bekannten Interviews mit der Süddeutschen Zeitung von 2009, das ihm nicht nur die höchste Strafe in der Vereinsgeschichte des FC Bayern München einbrachte, sondern vor allem in der internen Hierarchie des Vereins nach oben spülte, gilt Lahm als weichgespülter Profi ohne Ecken und Kanten. Er ist Kapitän des deutschen Rekordmeisters und der Nationalmannschaft. Doch dieser Philipp Lahm schreibt nun, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, seine Biographie und rechnet ab, vor allem mit seinen ehemaligen Trainern. Ohne Rücksicht auf seine Karriere bringt er ein modernes „Anpfiff" auf den Markt und richtet gnadenlos die Scheinwerfer auf die Schwachpunkte der heutigen Fußballwelt. Oder doch nicht?
Die Antwort ist einfach: nein! Der Titel seines Buches ist mehr als passend gewählt, denn es gibt einen sehr feinen Unterschied zwischen dem Buch von Toni Schumacher und dem Buch von Philipp Lahm. Während Schumacher tatsächlich wie die Axt im Walde durch die deutsche Fußballwelt schlug, ohne Rücksicht auf Verluste, immer mit dem Gedanken „Lieber ein Knick in der Laufbahn als im Rückgrat", hat Lahm differenziert zwischen denen, mit denen er noch zu tun hat und denen, die seiner Karriere vermeintlich nicht mehr schaden können. Seine Abrechnung klammert seine aktuellen Trainer in Verein und Nationalmannschaft aus, Jogi Löw wird sogar in einigen vorab veröffentlichten Passagen so viel Honig ums Maul geschmiert, wie selbst Winnie the Pooh nicht essen könnte. Auch andere wichtige Menschen für Lahms aktuelle Karriere bekommen ihr Lob ab, wie z.B. Uli Hoeneß, den er als Vorbild bezeichnet. Abgerechnet wird mit anderen: Jürgen Klinsmann, der in der Nationalmannschaft nur durch Löw erfolgreich und im Verein bei den Spielern schon nach kurzer Zeit keine Autoritätsperson mehr war.
Rudi Völler, dessen EM-Vorbereitung einem Wochenendausflug mit Freunden glich, bei dem womöglich die Eine oder andere Playstation geglüht hat.
Außerdem mit der alten Generation der Nationalmannschaft, die Lahm und andere junge Spieler nicht integrieren konnten und mit denen eine schlechte Stimmung in der Elf geherrscht hat.
Die Liste der Personen, mit denen Philipp Lahm in seiner weiteren Karriere vermutlich nicht mehr in Kontakt kommen wird und daher ohne Sorge abrechnen kann, ist lang. Auch Felix Magath und Louis van Gaal sind darunter. Und auch das ist kein Zufall, denn diese beiden Trainer sind an der Säbener Straße trotz ihrer Erfolge mit dem FC Bayern nicht sehr gut gelitten.
Das System hinter dem Buch und den provokanten Inhalten darin ist also offensichtlich: ins Gespräch kommen mit Netz und doppeltem Boden. Säge nicht an dem Ast, auf dem du sitzt, aber was kümmern dich die anderen Äste? Die Frage, die bleibt, ist die nach der Aufmerksamkeit. Warum kommt das Buch trotzdem ins Gespräch? Für die Medien ist es ein gefundenes Fressen. Der BILD ist die Motivation von Philipp Lahm egal, aber sie nutzen die Möglichkeit des Vorabdrucks für ihre Zwecke, steigern die Auflage mit dem kalkulierten Skandal, der Tag für Tag aus den Auszügen gemacht wird. So kommt das Buch ins Gespräch, andere Medien verbreiten die Informationen weiter, reagieren und ein Flächenbrand entsteht. In den letzten Monaten hat man das öfter gesehen, weil es gerade nichts anderes gab, über das berichtet werden konnte.
Ist „Der feine Unterschied" Anpfiff 2.0? Sicher nicht. Wohl eher der letzte Ausläufer der Sommerpause.
Aufrufe: 1846 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 1 | Erstellt:26.08.2011
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KOMMENTARE
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26.08.2011 | 16:58 Uhr
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Wie man diesem blog entnehmen kann, nur noch nicht von Jedem...
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Interessant ist für mich die Tatsache, dass der gute Philip eben als solcher wahrgenommen wird, und zum zweiten Mal "geplant" um sich schlägt. Da steckt System dahinter. Ich kann nur nicht erkennen welches.