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29.09.2011 um 10:30 Uhr
Amateursöldner?!
Eingangs gleich mal eine Frage. Gibt es den Amateurfußball eigentlich noch?

In den vergangenen 6 Jahren musste ich mit anschauen, wie unsere Erste Herrenmannschaft von den Vereinen in der nahen Umgebung mehr und mehr aufgekauft worden ist. In den letzten 3 Spielzeiten verloren wir mehr als 20 Spieler.

Im Gegenzug erhielt man, wenn überhaupt, eine kleine Ausbildungsentschädigung, die aber vorangig nicht dafür eingesetzt werden konnte um sich selbst Spieler zu holen, nein, man muss heute noch den Abstieg aus der Oberliga 1990 abbezahlen.

Da man aus diesem finanziellen Fiasko bei uns im Verein gelernt hat, steht als oberster Leitfaden, dass wir keinem Spieler Gehalt zahlen würden. Was aus meiner Sicht auf vollkommen richtig ist.

Denn immerhin handelt es sich bei Fußball doch immer noch um ein Hobby. Warum zahlt man einem 20 jährigen 250 Euro im Monat, nur damit er in der Verbandsliga Fußball spielt?

Doch im muss immer mehr erleben, dass zahlungswillige ehemalige Geschäftsinhaber in kleine Dorfvereine gehen, die zumeist noch in den Kreisklassen spielen, um dort mit Geld um sich zu werfen und Spielern Geld zahlen, um für die den Aufstieg in die nächsthöhere Kreisklasse zu verwirklichen.

Für mich stellt sich in dem Punkt die Frage, kann man eigentlich an seinem "Hobby" noch Spaß haben, wenn um einen rum nur noch bezahlte Fußballer rumlaufen? Ich für mein Teil, spiele halt aus Liebe zum Sport Fußball. Wenn ich mal gerade nicht wieder verletzt bin..

Kleines Beispiel. 1. Herren in der Verbandsliga möchte Spieler für neue Saison verpflichten. Spieler geht aber in die Kreisliga, weil er dort 150 Euro im Monat bekommt. Steht dort jetzt auf Platz 10 in der Tabelle, fragt nach, wie es mit einem Wechsel im Winter aus sehe. Da er aber auch weiterhin kein Geld bekommen würde, bleibt er bei dem Kreisligateam.

Aber dann am Wochenende zum HSV gehen und die Spieler als Söldner beschimpfen. Vielleicht sollte man da ersteinmal vor der eigenen Haustür kehren.

Da stellt sich mir die Frage, was ich eigentlich möchte? Möchte ich guten Fußball spielen, oder einfach nur mein Taschengeld aufbessern? Ich denke, gerade in höheren Klassen ist es doch einfacher "gesichtet" zu werden. Da kann immer noch das Glück kommen.

Die ganze Ligareformen in den letzten Jahren haben den Amateurmarkt immer weiter schrumpfen lassen und so ist es derzeit (rechnerisch) möglich, in 2 Jahren von der Kreisliga in Schleswig-Holstein-Liga aufzusteigen. Demnach wird versucht, die Spieler ab der Kreisklasse A mit Geld zu halten, da der Weg sehr kurz und schnell gehen kann.

Aus meiner Sicht, macht das Geld mehr und mehr dem Amateurfußball kaputt.

Aufrufe: 3678 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 2 | Erstellt:29.09.2011
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Tagon
03.10.2011 | 19:59 Uhr
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Tagon : 
03.10.2011 | 19:59 Uhr
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Tagon : 
Sehr interessanter Blog zu einer ebenso interessanten Diskussion. Tendenziell stimme ich Dir zu: Amateurspieler sollten, zumindest bis zu einer gewissen Liga, und abgesehen vom Fahrtgeld (wenn jemand von auswärts kommen muss) allenfalls Punktprämien oder Torprämien bekommen, aber kein monatliches Salär.

Allein das von Dir angesprochene Problem verhindert das: Es gibt eben Vereine, die in derselben oder einer tieferen Liga spielen, einen zahlungskräftigen Sponsor haben und Dir dann eben die Spieler abwerben. Entweder, man versucht, mitzuhalten, indem man Talente früh entdeckt und fördert, oder man verliert eben Jahr um Jahr die besten Spieler.
Grade bei kleineren Dorfvereinen, die ihr Team ohnehin nicht mehr - wie früher - mit ausschließlich Eigengewächsen füllen können, ist es außerdem notwendig, externe Spieler zu holen. Erschwerend kommt hinzu, dass es aufgrund des demografischen Wandels an Nachwuchs aus der eigenen Jugend mangelt - beispielsweise, wenn ein Dorfverein nicht mehr genug Nachwuchs hat, um eine A-Jugend zu unterhalten und auch Spielgemeinschaften nicht möglich sind. Dann wandert der Nachwuchs halt ab, spielt irgendwann 1.Mannschaft bei einem anderen Verein - und die dann zurückzubekommen, wenn sie woanders Geld bekommen, ist erst recht schwer.

Nicht zuletzt: Amateursöldnertum liegt ebenso im Kapitalismus verankert wie es das Profisöldnertum auch ist: Wenn ich woanders eine bessere sportliche Perspektive habe als bei meinem Heimatverein, wechsle ich in eine höhere Liga. Das ggf. sogar ohne Geld.
Wenn ich die Wahl habe zwischen Heimatverein und einem tieferklassigen, gehe ich dorthin, wenn mir Geld geboten wird, denn sonst hätte ich ja keine Veranlassung.
Und wenn ich die Wahl zwischen Heimat und Externem habe - MIR fiele die Wahl nicht schwer, aber genug folgen (je nach Beruf auch!) dem Ruf des Geldes.

Leider, leider.
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SnB
03.10.2011 | 21:13 Uhr
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SnB : 
03.10.2011 | 21:13 Uhr
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SnB : 
Wo wir eigentlich beim springenden Punkt wären. Jugendarbeit!

Unser Verein hat mit 2 anderen Vereinen eine Jugend-Spielgemeinschaft (Quasi das Leistungszentrum hier mit ca 40 Jugendmannschaften von A-G Jugend) zusammengelegt. Wir sind der einzige Verein aus dem Kreis, der überhaupt "hochklassigen" Jugendfussball anbietet. 2 Jahre Regionalliga, jetzt Schleswig-Holstein-Liga im A-Jugend Bereich.

Alles was aus diesem Bereich gekommen ist, ist mittlerweile nicht mehr da, die Vereine bedienen sich quasi an unseren Früchten mit dem Geld. Die sind 18 Jahre alt. Wenn da jemand hin geht und denen erzählt "Ey, du bist n geiler Fussballer, hier haste ne Mark Zuffzich", dann is der weg.

Wenn man im Profibereich nicht möchte, dass Investoren das Geschehen im Verein bestimmen, dann sollte man das auch ganz unten verbieten. Meine Meinung.
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xperte84
03.10.2011 | 21:18 Uhr
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xperte84 : 
03.10.2011 | 21:18 Uhr
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xperte84 : 
Kenne auch einen, der gegen ein bisschen Kohle lieber für 'nen schlechteres Team in unserer Liga spielt und seine langjährigen Kameraden im Heimatclub im Stich lässt.
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Tagon
04.10.2011 | 11:04 Uhr
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Tagon : 
04.10.2011 | 11:04 Uhr
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Tagon : 
Gut, dann ist das Problem bei euch anders gelagert als bei uns, wo die Spieler einfach deswegen schon abwandern, weil uns eine A-Jugend (mal wieder) fehlt. Die dann zurückzubekommen, ist schwierig. Für den Heimatverein zu kicken, wenn der ein paar Klassen tiefer spielt, ist einfach nicht Anreiz genug. Zumal unsere volatile Gesellschaft tiefe heimatliche Verbundenheit, wie es sie früher gegeben hat, auch nicht gerade fördert.

Das mit dem Investorentum finde ich ein wenig schwierig. Ich finde es zum Beispiel okay, wenn ein Unternehmer, der aus dem Ort stammt und sich mit seinem Heimatverein identifizieren kann, Geld gibt. Für Kunstrasenbau, für neue Trikotsätze, für professionellere Infrastruktur, und die Punktprämien übernimmt. Weil alleine durch den Eintritt, der ja ohnehin vom Verband gedeckelt ist (Frauen haben freien Eintritt bis zur Bezirksliga, wo wir auch spielen), kannst Du sowas nicht finanzieren, nicht einmal mit den Mitgliedsbeiträgen. Bei uns geht das einigermaßen, weil wir im Schnitt rund 300 Zuschauer beim Spiel haben , 100 mehr als der nächste der Zuschauertabelle. Aber infrastrukturellen Umbau? In Zeiten, in denen die Gemeinden am Hungertuch nagen? Ohne jetzt genauer auf die Umstände in Rülzheim einzugehen, aber wenn wir jetzt zur Gemeinde gehen und sagen: "Hey, wir würden gerne einen Kunstrasenplatz bauen, kostet 50.000 Euro, wie sieht's aus?", dann sagen die auch: "Spinnt ihr?"

Außerdem ist die Grenze, die Du da ziehen willst, schwierig, weil wie willst Du Sponsoring (von der Sparkasse, deren Geschäftsführer z.B. da recht viel reinpumpt) von Investortätigkeit unterscheiden?
Man sollte also nicht zwangsläufig Investoren verbieten. Richtiger fände ich es, dass man reguliert, WAS sie finanzieren dürfen. Wenn sie z.B. nur in Infrastruktur und Jugendförderung investieren dürfen (was unsere kleineren Sponsoren allesamt tun), wäre damit schon viel getan.
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casinocamel23
05.10.2011 | 23:33 Uhr
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05.10.2011 | 23:33 Uhr
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Sehr Clever über das Thema zu schreiben. Wusste garnicht das es schon weit gekommen ist mit den Kreisklassen und Co. Also bei unseren Vereinen hier ist noch nichts derartiges vorgefallen. :D Trotzdem Klasse Artikel ;)
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