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27.08.2012 um 22:05 Uhr
Adrian Maleika
Werder gegen den Hamburger SV, als aus Freundschaft eine ewige Rivalität wurde

Es war der 16. Oktober 1982, ein Tag der vermutlich einem Großteil aller Fussballfans nichts sagt. DFB-Pokal 2. Runde, der Hamburger SV empfängt den SV Werder Bremen zu einem wie man heute sagen würde, Nordderby. Doch dieser Tag sollte nicht durch seine sportliche Bedeutung in die Geschichte eingehen, sondern durch den Tod eines jungen Fussballfans, der so nie hätte passieren dürfen. Viele junge Werder Fans, mich eingeschlossen, denken heutzutage, dass es einfach eine Rivalität aus der geographischen Nähe und der sportlichen Konkurrenz ist, doch die Gründe sind viel tiefer und bedeutender.

Der damals 16 Jährige Lehrling aus Bremen, Adrian Maleika, machte sich mit seinem Fanclub „Die Treuen" auf dem Weg zum Spiel nach Hamburg. Da bereits in den letzten Jahren die Beziehung beider Vereine durch auftretende Hooliganszenen belastet wurde, beschloss Maleika mit seinem Fanclub in Zivil anzureisen.
Als sie dann am S-Bahnhof Eidelstedt ausstiegen, gelangten sie in einen Hinterhalt der Hooligan Gruppe „Die Löwen", diese warfen mit Steinen und anderen Gegenständen. Maleika wurde von einem Stein am Kopf getroffen. Obwohl er bereits am Boden lag, traten Mitglieder der Löwen noch auf den 16-Jährigen ein. Am folgenden Tag starb Adrian Maleika an inneren Blutungen und einem Schädelbasisbruch.

Das mediale Interesse am Tod Maleikas war groß, vor allem aber war die Angst beider Vereine vor Racheaktionen stark. Deshalb trafen sich Fanvertreter zusammen mit den Vereinsvorsitzenden Netzer und Lemke in Scheeßel, um den „Frieden von Scheeßel" zu begründen. Es sollte keine Freundschaft geschlossen werden, aber es sollte nie wieder ein Unschuldiger für den Fussball sterben.


Als Leser fragt ihr euch bestimmt, warum ihr bis hierhin überhaupt gelesen habt. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, die eigentlich allen eine Warnung sein sollte. Wenn der HSV am Samstag in Bremen zum Nordderby antritt, ist der Tod Maleikas fast 30 Jahre her. Die Vereine reden über diesen „Vorfall" nicht, sucht man den Namen Maleika auf den jeweiligen Vereinsseiten, findet man ein oder zwei Verlinkungen zu Artikel. Besonders erschreckend sind jedoch die beiden Fanszenen. Hatte man damals zwar beschlossen, einen Frieden zu schließen, so ist dies heute nahezu komplett vergessen. Auf Bremer Seite hört man Fangesänge wie „Tod und Hass dem HSV", auf der Gegenseite singen die Fans „Adrian Maleika, die Steine fliegen weiter".

Ich persönlich bin auch nicht komplett unschuldig, dass ein oder andere schlechte Wort über die Gegenseite ist mit Sicherheit auch über meine Lippen gekommen, aber nachdem ich mich ausführlicher mit den Vorkommnissen vor 30 Jahren beschäftigt habe, muss ich sagen, dass ich Samstag mit einem anderen Blick im Stadion sitzen werde. Wofür braucht man so einen Hass zwischen zwei Vereinen? Warum lernen wir nicht aus Fehler die bereits passiert sind? Diese Fragen kann man nicht nur auf die Rivalität zwischen Werder und dem HSV beziehen, sondern auch auf andere Derbys. Es geht im Endeffekt um den Fussball und wenn jedes Wochenende Menschen aufgrund ihrer Vereinszugehörigkeit zu Schaden kommen, dann muss sich drastisch etwas ändern.
Aufrufe: 5549 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 8 | Erstellt:27.08.2012
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KOMMENTARE
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werder739
27.08.2012 | 22:11 Uhr
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werder739 : 
27.08.2012 | 22:11 Uhr
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werder739 : 

Ich hoffe ich konnte euch mit meinem Blog ein paar Hintergrundinformationen geben und würde mich über Kritik und Rückmeldungen freuen.

werder739
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Resettozero
28.08.2012 | 07:04 Uhr
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28.08.2012 | 07:04 Uhr
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Ich habe ja auch nie begriffen, warum man die eigentlich Verantwortlichen aus der Verantwortung entlässt indem man die Verachtung für solche Idiotie auf den Verein überträgt. Schuld sind die Täter. Und das waren und sind Leute, die sich hinter ihrer Vereinszugehörigkeit verstecken, um Randale zu machen.
Und so bedauerlich das Ereignis an sich ist... dass man es 30 Jahre lang als Grund hernimmt, sich gegenseitig mit Hass und Vorwürfen zu überziehen, ist unangemessen und verantwortungslos - weil genau das dazu führen kann, dass sich am Ende sowas wiederholt.
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gartenzwerg
28.08.2012 | 07:48 Uhr
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28.08.2012 | 07:48 Uhr
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Schön geschrieben.
Vor allem gefällt mir, dass Du darauf verzichtest mit dem Finger auf die anderen zu zeigen.
Zum Glück sind wir uns einig, dass Gewalt nichts im Fußball zu suchen hat, leider gibt es immer wieder Idioten, die sich darum einen sch... kümmern.

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Werderkater
28.08.2012 | 07:56 Uhr
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28.08.2012 | 07:56 Uhr
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Guter Blog!

Wir brauchen keinen Hass im Stadion und schon garkeine Gewalt. Leider scheinen das bis heute nicht wirklich alle begriffen zu haben, dass es eben nur ein Sport ist und keine Lebenseinstellung die es mit allen Mitteln zu verteidigen gilt. Wir sollten als Nachbarn lieber zusammenstehen, als uns gegenseitig aufs Maul zu hauen.

Rivalität ja, Hass, nein danke!
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WerderFan1999
30.08.2012 | 13:31 Uhr
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30.08.2012 | 13:31 Uhr
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ich hab vor ungefähr 5 jahren auch schon mal von ihm gehört/gelesen, aber da keiner mehr davon spricht auch schon wieder fasst vergessen
>> danke für die erinnerung
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DrPepper
30.08.2012 | 13:39 Uhr
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DrPepper : 
30.08.2012 | 13:39 Uhr
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DrPepper : 
Rivalität ist ne gute Sache, wenn daraus Hass wird läuft irgendwas falsch. Aber nirgends wird etwas so schnell vergessen wie in der Fußballszene. Nach Robert Enke wollten Fans und Medien mehr Rücksicht walten lassen. In den "News" wird draufgehauen wie zuvor und "Tod und Hass dem btsv" gibts auch wieder zu hören.
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tgmav
30.08.2012 | 13:44 Uhr
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tgmav : 
30.08.2012 | 13:44 Uhr
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tgmav : 
ich denke vergessen darf man das niemals...
...aber eine Frage:
Wer beim HSV brüllt denn:...die Steine fliegen weiter"..???
Ich bin HSVer durch und durch und war bis vor einem Jahr auch des Öfteren im Stadion, aber sowas habe ich noch nie gehört.....wenn das stimmt: au weia

habe letztens die Reportage auf NDR gesehen. Da wurde gesagt, das nur er in "zivil" gewesen wäre und nach Eidelstedt gefahren waren anstatt in Stellingen auszusteigen..aber alleine das jemand in Zivil zum Fussball gehen muss weil er Angst hat ist echt fürn Arsch. Ich lebe seit einem Jahr in München und zeige meinen Schal und mein Trikot sehr gerne, auch wenn ich der Einzige bin

Bezüglich der Rivalität benötige ich ein neues Feindbild:
-eigentlich war es bei mir Tim Wiese - wegen der Aktion gegen Olic und erschwerend seinem Interview im Anschluss
Aber Elia und Arnautovic geben ihr bestes

Ich finde aber das das Groh begriffen hat, worum es geht...konnte immer beruhigt nach Bremen fahren ohne Angst zu haben...und habe hoffentlich noch nie einen Bremer in Hamburg Angst gemacht

Auf die Sprüche will und werde ich aber nie verzichten
Das macht so ein Derby aus...

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hibb
30.08.2012 | 14:00 Uhr
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hibb : 
30.08.2012 | 14:00 Uhr
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hibb : 
natürlich sind solche geschichten immer beschämend und man sollte daraus lernen, aber ich als Werder anhänger liebe die agonie untereinander. Ich finde im sport muss es immer einen "erzfeind" in spielerischer hinsicht geben, da darf man auch mal in worten über die strenge schlagen. so lange sowas wie 1982 nicht wiedervorkommt haben wir genug drausgelernt, beide seiten! ich will aber trotzdem dem hsv noch den tod wünschen dürfen, und sie sollen es auch anders rum dürfen, nur doof dass es auf immer ein faden beigeschmack haben wird.
Also ich freu mich wie kind auf samstag!
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Spenser
30.08.2012 | 16:19 Uhr
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Spenser : Merci
30.08.2012 | 16:19 Uhr
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Spenser : Merci
Finde ich gut, dass Du diesen Beitrag geschrieben hast und das Andenken achtest.

Für mich als HSVler, der 1983 erstmals ausgelöst durch Europapokalsieg und Meisterschaft Anhänger wurde eine der dunkelsten Momente des HSV, als ich im Nachhinein davon erfahren habe. Würde mich freuen, wenn wir als Menschen alle dazulernen, Du sprichst ja selber von einem Augenblick des Nachdenkens bei Dir.

Auf ein friedliches, spannendes Derby bei dem ich , ausgelöst durch Deinen Beitrag, an Adrian Maleika denken werde....
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