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05.07.2012 um 23:39 Uhr
Absolut tragisch – Teil 1
Absolut tragisch – Breno Vinicius Rodrigues Borges

Teil 1

Eine kleine Erklärung vorab. Heute (4.Juli) wollte ich einen Artikel für meinen Blog über den Breno Prozess schreiben. Mein Artikel sollte die Zusammenfassung wichtiger Faktoren aus dem Prozess beinhalten. Leider konnte ich den Prozess zeitlichen Gründen nicht von Anfang an mitverfolgen. Doch beim durchstöbern mehrerer Zeitungen konnte ich mir als Außenstehender mit juristischen Vorkenntnissen für einen eigenen Artikel ein geeignetes Bild machen. Material war in den letzten Tagen jedenfalls genug vorhanden. Ich hatte mir auch schon einen Schluss für meinen Blog zurechtgelegt, bevor ich heute mit der eigentlichen Arbeit, der Darstellung des Prozesses beginnen wollte. Dieser Schluss wird jetzt mein Blog sein. Denn leider verpasste ich bei all der Recherche darauf zu achten, dass der Termin der Urteilsverkündung bereits für den Nachmittag angesetzt war. Deshalb werde ich hier nicht, wie in allen anderen Artikeln, noch einmal die Gesamtheit der Ereignisse Vortragen. Das habe ich jetzt gestrichen. Eine derartige Chronologie lässt sich heute auf jeder Sportseite nachlesen. Auch werde ich aufgrund der Länge, die ich für diesen Blog veranschlagt habe, keine absolute Tiefenanalyse liefern können. Demnach habe ich jetzt kurzerhand mein Konzept geändert und versucht in dem folgenden Artikel Breno als Menschen darzustellen. Nicht als gescheiterten Spieler, der („am Ende seiner Karriere" – O-Ton Giovanne Elber)ein Wohnhaus in brand gesetzt hat. Dazu habe ich Interesse halber in den Archiven nach Artikeln über Sebastian Deissler und dem verstorbenen, ehemaligen Nationaltorhüter Robert Enke gestöbert. Dies führte weiter dazu, dass ich auf unzählige Artikel über Depressionen im Zusammenhang mit Leistungsdruck gestoßen bin. Eine Krankheit, die unglaublicher Weise zum Zeitpunkt, als Robert Enke den Freitod wählte, als ein Tabuthema in unserer Gesellschaft angesehen wurde. Auch habe ich mir Informationen aus erster Hand beschafft, von einem Menschen, der in seine Leben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat.

Die Maschine muss funktionieren

Spieler kommen uns oft vor wie gut geölte Rennmaschinen in den Garagen der Profiklubs. Unnahbar und fern von dieser Welt. Unbezahlbar für den Otto Normalverbraucher, aber dennoch alles für uns Fans. Sie laufen für uns, sie Spielen für uns. Sie bringen uns Glück und sie bringen uns Leid. Steuern können wir sie leider nicht, dafür feuern wir sie an. Treiben sie in den Stadien nach vorn. Wir schreien noch lauter und hoffen sie so zu Höchstleistungen zu pushen. Immer in den roten Bereich. Sollen sie doch überdrehen, die Werkstadt bekommt sie bis zum nächsten Spiel wieder hin. Die Menschen, die hinter den Maschinen stehen, sieht man kaum, gerade im Zeitalter des Konsums hat der Spieler einfach zu funktionieren. Klar lernen wir sie durch Interviews kennen, aber was erzählen sie uns schon? Ein teurer Spieler muss Leistung bringen, nicht anderes erwarten wir von ihnen. Dementsprechend werden sie auch bezahlt. Doch so einfach ist das nicht.

Fans können das nicht wissen

Es gibt Menschen die gewissen Drucksituationen nicht gewachsen sind. Es gibt Menschen die wollen, der Kopf dies aber nicht zulässt und das Abrufen von Leistungen in Folge dessen unmöglich oder erschwert wird. Im Fußball Business zählt aber nur der Sieg. Denn nur der Sieg bringt das Geld und die nötige Reputation. Auch Fans kennen dieses Dilemma. Doch wie lässt sich auf dem Platz erkennen ob ein Spieler seelische Probleme hat? Hat der Spieler auf dem Rasen gerade einen schlechten Tag? Warum Spielt unser links außen seit Wochen nur Unsinn zusammen. Hat der Spieler kein Bock mehr auf unseren Verein und sieht nur noch das Geld? Scheiß Millionäre. Scheiß Söldner. So und noch mehr wird über Spieler, die nicht die gewünschte Leistung bringen geurteilt. Kann man es den Fans verübeln? Nein!

Wie sollen die Fans etwas erkennen, wenn nicht einmal die Familien, die Menschen im Verein, die Physiotherapeuten oder die behandelnden Ärzte auf Anhieb erkennen können, was dieser Mensch so alles in sich trägt. Menschen, die dem Spieler wirklich nahe stehen. Die Gründe finden sich in der Krankheit wieder. Eine Depression erkennt der eigentliche Patient sogar erst selbst, wenn es faktisch schon zu spät ist. Die vorherigen Leistungsschwankungen werden zwar wahrgenommen, erklärbar sind sie für den Probanden im ersten Moment aber nicht. Breno hingegen war ein junger Spieler. Teuer und mit viel Vorschusslorbeeren angereist. Als größtes Innenverteidigertalent Brasiliens. Gezeigt hat er davon nur ganz wenig. Viele Chancen hat er unter keinem seiner Trainer bekommen. Gerade weil er auch im Training nie völlig bei der Sache war. Breno wirkte oft, als wäre er nicht auf dem Platz. Die Konzentration auf das wesentliche hat gefehlt. Die Gedankenschnelligkeit. Das Talent blitze auf, die Konstanz fehlte bei weitem.

Ein gutes halbes Jahr hatte er in Nürnberg, dann wieder der Rückschlag. Breno kam als Fußballer einfach nicht vom Fleck. So etwas quält einen. Gerade junge Spieler, die noch von der großen Karriere träumen. In der Presse aber werden sie als Millionen Flop zerrissen. Als Breno dann für das Champions League Aus gegen Inter Mailand gebrandmarkt wurde, war es wohl völlig um ihn geschehen. Seitdem hörte und sah man nichts mehr von ihm. Ein Ausraster in einem Freundschaftsspiel gegen Bagan AC bleibt mir nun, wenn ich an den Spieler Breno denke, in Erinnerung. Ein Ausraster, der für diesen ruhigen Menschen völlig untypisch ist. Die Frage ob er selbst etwas daran ändern hätte können, wäre bei einem kranken Menschen rein hypothetisch. Niemand weiß, wie lange er schon unter Depressionen leidet.

Das depressive Paradoxon

Menschen wie Breno wird grundsätzlich wenig Gehör geschenkt. Sie fühlen sich isoliert. Sie leben in ihrer eigenen Welt. Eine Parallelwelt, einzig und allein erschaffen um zu verdrängen. In dieser Welt funktioniert für depressive alles. Solange sie keinen Fuß vor die Tür setzten müssen. Ein Paradoxon, denn gerade depressive Menschen flüchten sich in die Isolation obwohl sie sich nach außen öffnen müssten. Vielen fehlt der Mut. Sie brechen soziale Kontakte ab oder schränken diese ein. Sie haben Angst vor der Außenwelt und vor den von ihnen erwarteten Leistungen. Gerade wenn ihr Motor nicht mehr so funktioniert wie er es eigentlich sollte und wie es von ihnen erwartet wird.

Kommentare bitte wie immer unter Teil 2

Teil 2

Absolut Pro! - der Fußball Blog
Aufrufe: 4157 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 2 | Erstellt:05.07.2012
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