08.04.2009 um 14:06 Uhr
A tribute to the tricky trees
In unserer heutigen Zeit wo die "Premier League" als "beste Liga der Welt gehandelt wird und wo "The Big Four" im Achtelfinale der Champions League stehen möchte ich einem englischen Verein die Ehre erweisen, dem ich und viele andere, ältere FC Fans, mit Emotion und Wertschätzung gegenüberstehen.
Die Tatsache, dass ich diesem Verein eng verbunden bin, verdanke ich der Saison 78/79, in der mein Haus-und Hofverein 1.FC Köln bis ins Halbfinale der Landesmeister (heutige Champions League) einzog, gegen einen Club, der ganz Europa in Angst und Schrecken versetzte. Mich kleinen Pimpf aber nicht. Mich faszinierte jenes was dort auf dem grünen Rasen zelebriert wurde und hätte diese Mannschaft eine deutsche Zugehörigkeit gehabt, wäre ich heute kein FC Fan.
Nottingham Forest Football Club
Nottingham – das steht für Robin Hood, den König der Diebe, der das Diebesgut den Armen gab. Für Sherwood Forest, wo Sheriff Lockley sein Unwesen trieb. Für den ewigen Kampf von Groß gegen Klein. In guter alter Heldentradition besaßen offenbar auch die Klubgründer ein Faible für Figuren der Geschichte. So sind die roten Trikots, die seit dem Gründungsjahr 1865 getragen werden, eine Huldigung an die "Rothemden" von Giuseppe Garibaldi, den Truppen des italienischen Volksbefreiers aus dem 19. Jahrhundert. Den Klub benannten die Gründer nach dem nahe Nottingham gelegenen Wald, so dass Forests Fans ihre modernen Helden gerne als die "tricky trees" ("trickreiche Bäume") bezeichnen. (Elmar Neveling)
110 Jahre lang brachte dieser Verein wenig "hoodmäßiges" zu standen. Es war ein sehr mäßig erfolgreicher Club. Ganze zwei englische Pokalsiege feierten sie von 1865 bis 1975 und dazwischen lagen satte 60 Jahre. Ein Club dem kein Mensch Beachtung schenkte bis eine Club-Ära eintrat, die seines gleichen in Europa sucht.
Am 6.Januar 1975 übernahm der charismatische Coach Brian Clough, einst ein begnadeter Stürmer in Middlesbrough und Sunderland – 251 Tore in 274 Spielen –, den damaligen Zweitligisten und drückte ihm sein Stempel auf, wie kein anderer Trainer zuvor. In Deutschland vielleicht zu vergleichen mit der Rehagel-Ära in Bremen.
Clough war ein Psychopath. Irre. Ein Meister der Motivation, krass in seiner Wortwahl und mit großem Selbstwertgefühl ausgestattet. Seine rethorischen Fähigkeiten werden heute noch auf der Insel belächelt. Sätze wie:
"Wir haben zwanzig Minuten darüber gesprochen und dann entschieden, dass ich Recht habe" oder "Man sagt, Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, doch mich hat man dazu ja nicht beauftragt", sind in britischen Pubs heute noch der Dauerrenner!
Clough formte Underdogs zu Titelanwärtern und Mitläufer zu Stars. Wer dachte Arsenal und Arsene Wenger hätten den englischen Fußball revolutioniert und den Begriff "One Touch" für sich gepachtet, liegt völlig falsch. Cough: "Falls Gott gewollt hätte, dass Fußball in den Wolken gespielt wird, dann hätte er keinen Rasen auf dem Boden wachsen lassen." Während in ganz England noch das "Kick & Rush" praktiziert wurde, begann Forest das gepflegte Kurzpassspiel.
Zusammen mit seinem Assistenten Peter Taylor bildete er ein perfekt harmonierendes Trainerduo.
Peter Taylor war für Clough der Mann im Hintergrund, der dediziert Talente ausfindig machte, die allesamt einschlugen. Peter Taylor war die One-Man-Scouting Abteilung von Nottingham.
1977 legten die Reds einen unglaublichen Durchmarsch hin, zu Vergleichen damals mit dem 1.FC Kaiserslautern. Als Aufsteiger sofort Meister.
Die Stars des Teams waren Tony Woodcock, mein Alltime-Favourite und späterer FC Star. Oder der Außenverteidiger Viv Anderson, der durch seine Zweikampfstärke zum ersten dunkelhäutigen Nationalspieler Englands wurde.
Ohnehin lag Forests größter Trumpf in einer kaum zu überwindenden Defensive. Im Abwehrzentrum hielten die Haudegen Kenny Burns und Larry Lloyd den Laden dicht. Zwei, die bei ihren Ex-Klubs verkannt und vom Duo Clough/Taylor zu einem Abwehrbollwerk aufgebaut wurden. Und wurden sie doch einmal ausgespielt, stand da ja noch Peter Shilton im Tor.
Englands einziger und bester Torwart mit einem Charisma wie Toni Schumacher.
Bei der ersten Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb wurden sie 1979 Europapokalsieger der Landesmeister gegen den Außenseiter Malmö FF. Das heimliche Endspiel fand aber schon im Halbfinale statt und es war das Halbfinale in dem ich mein Herz für Forest entdeckte.
"Mein" FC fuhr auf die Insel mit nicht all zu großen Ambitionen, da Nottinghams Defensive zu dieser Zeit als beste der Welt galt. Doch es gelang Dieter Müller, Heinz Flohe und Konsorten 3 Buden zu machen und mit einem guten Ergebnis (3:3) nach Hause zu fahren.
Ich konnte damals im Müngersdorfer Stadion beim Rückspiel ja nicht ahnen, dass erstens ich mich in ein britisches Team verlieben sollte und zweitens, dass Hennes Weisweiler eine völlig falsche Taktik spielte. Der FC verlor 0-1, normalerweise ein Grund für mich in Tränen auszubrechen. Damals gegen diesen Gegner nicht. Ich kaufte mir mein erstes Trikot von den Reds und bekam es wenige Jahre später von Tony Woodcock, dem besten Linksaußen aller Zeiten, handsigniert.
"Don´t worry".
Die heute etwa 275.000 Einwohner zählende Provinzstadt Nottingham aus den East Midlands war 1979 der Nabel der Fußballwelt. Doch als ob es dem Team bewusst gewesen wäre, dass sich in der Fußballgeschichte ein Fenster einmalig öffnete, blieb es weiter begierig, fraß seine Gegner förmlich auf und verteidigte den europäischen Titel im Jahr darauf. Im Finale brachte Keeper Shilton die HSV-Stars um Felix Magath, Horst Hrubesch und Landsmann Kevin Keegan immer wieder zur Verzweiflung.
Den "tricky trees" gelang somit ein Novum, indem sie der einzige Klub sind, der häufiger den Europacup als den nationalen Meistertitel gewonnen hat. Den nämlich nach wie vor nur ein einziges Mal, 1978.
Nach einer langen Durstrecke durch die dritte Liga stieg Forest letztes Jahr in die 2nd Division auf. Aktuell fieber ich um sie.
Nach dem 41. Spieltag geht das Abstiegsgespenst wieder um.
22. Platz 1 Punkt hinter dem rettenden Ufer.
Fünf Spieltage bleiben noch:
Come On REEEEEEEEEEDDDDDDDDDSSSSSSSSSSSSSSS
"We´ve got the whole world in our hands…"
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Quellen:
Wiki
rund.de - vielen Dank Elmar NEveling, super Artikel!
kursiv sind Zitate!
Die Tatsache, dass ich diesem Verein eng verbunden bin, verdanke ich der Saison 78/79, in der mein Haus-und Hofverein 1.FC Köln bis ins Halbfinale der Landesmeister (heutige Champions League) einzog, gegen einen Club, der ganz Europa in Angst und Schrecken versetzte. Mich kleinen Pimpf aber nicht. Mich faszinierte jenes was dort auf dem grünen Rasen zelebriert wurde und hätte diese Mannschaft eine deutsche Zugehörigkeit gehabt, wäre ich heute kein FC Fan.
Nottingham Forest Football Club
Nottingham – das steht für Robin Hood, den König der Diebe, der das Diebesgut den Armen gab. Für Sherwood Forest, wo Sheriff Lockley sein Unwesen trieb. Für den ewigen Kampf von Groß gegen Klein. In guter alter Heldentradition besaßen offenbar auch die Klubgründer ein Faible für Figuren der Geschichte. So sind die roten Trikots, die seit dem Gründungsjahr 1865 getragen werden, eine Huldigung an die "Rothemden" von Giuseppe Garibaldi, den Truppen des italienischen Volksbefreiers aus dem 19. Jahrhundert. Den Klub benannten die Gründer nach dem nahe Nottingham gelegenen Wald, so dass Forests Fans ihre modernen Helden gerne als die "tricky trees" ("trickreiche Bäume") bezeichnen. (Elmar Neveling)
110 Jahre lang brachte dieser Verein wenig "hoodmäßiges" zu standen. Es war ein sehr mäßig erfolgreicher Club. Ganze zwei englische Pokalsiege feierten sie von 1865 bis 1975 und dazwischen lagen satte 60 Jahre. Ein Club dem kein Mensch Beachtung schenkte bis eine Club-Ära eintrat, die seines gleichen in Europa sucht.
Am 6.Januar 1975 übernahm der charismatische Coach Brian Clough, einst ein begnadeter Stürmer in Middlesbrough und Sunderland – 251 Tore in 274 Spielen –, den damaligen Zweitligisten und drückte ihm sein Stempel auf, wie kein anderer Trainer zuvor. In Deutschland vielleicht zu vergleichen mit der Rehagel-Ära in Bremen.
Clough war ein Psychopath. Irre. Ein Meister der Motivation, krass in seiner Wortwahl und mit großem Selbstwertgefühl ausgestattet. Seine rethorischen Fähigkeiten werden heute noch auf der Insel belächelt. Sätze wie:
"Wir haben zwanzig Minuten darüber gesprochen und dann entschieden, dass ich Recht habe" oder "Man sagt, Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, doch mich hat man dazu ja nicht beauftragt", sind in britischen Pubs heute noch der Dauerrenner!
Clough formte Underdogs zu Titelanwärtern und Mitläufer zu Stars. Wer dachte Arsenal und Arsene Wenger hätten den englischen Fußball revolutioniert und den Begriff "One Touch" für sich gepachtet, liegt völlig falsch. Cough: "Falls Gott gewollt hätte, dass Fußball in den Wolken gespielt wird, dann hätte er keinen Rasen auf dem Boden wachsen lassen." Während in ganz England noch das "Kick & Rush" praktiziert wurde, begann Forest das gepflegte Kurzpassspiel.
Zusammen mit seinem Assistenten Peter Taylor bildete er ein perfekt harmonierendes Trainerduo.
Peter Taylor war für Clough der Mann im Hintergrund, der dediziert Talente ausfindig machte, die allesamt einschlugen. Peter Taylor war die One-Man-Scouting Abteilung von Nottingham.
1977 legten die Reds einen unglaublichen Durchmarsch hin, zu Vergleichen damals mit dem 1.FC Kaiserslautern. Als Aufsteiger sofort Meister.
Die Stars des Teams waren Tony Woodcock, mein Alltime-Favourite und späterer FC Star. Oder der Außenverteidiger Viv Anderson, der durch seine Zweikampfstärke zum ersten dunkelhäutigen Nationalspieler Englands wurde.
Ohnehin lag Forests größter Trumpf in einer kaum zu überwindenden Defensive. Im Abwehrzentrum hielten die Haudegen Kenny Burns und Larry Lloyd den Laden dicht. Zwei, die bei ihren Ex-Klubs verkannt und vom Duo Clough/Taylor zu einem Abwehrbollwerk aufgebaut wurden. Und wurden sie doch einmal ausgespielt, stand da ja noch Peter Shilton im Tor.
Englands einziger und bester Torwart mit einem Charisma wie Toni Schumacher.
Bei der ersten Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb wurden sie 1979 Europapokalsieger der Landesmeister gegen den Außenseiter Malmö FF. Das heimliche Endspiel fand aber schon im Halbfinale statt und es war das Halbfinale in dem ich mein Herz für Forest entdeckte.
"Mein" FC fuhr auf die Insel mit nicht all zu großen Ambitionen, da Nottinghams Defensive zu dieser Zeit als beste der Welt galt. Doch es gelang Dieter Müller, Heinz Flohe und Konsorten 3 Buden zu machen und mit einem guten Ergebnis (3:3) nach Hause zu fahren.
Ich konnte damals im Müngersdorfer Stadion beim Rückspiel ja nicht ahnen, dass erstens ich mich in ein britisches Team verlieben sollte und zweitens, dass Hennes Weisweiler eine völlig falsche Taktik spielte. Der FC verlor 0-1, normalerweise ein Grund für mich in Tränen auszubrechen. Damals gegen diesen Gegner nicht. Ich kaufte mir mein erstes Trikot von den Reds und bekam es wenige Jahre später von Tony Woodcock, dem besten Linksaußen aller Zeiten, handsigniert.
"Don´t worry".
Die heute etwa 275.000 Einwohner zählende Provinzstadt Nottingham aus den East Midlands war 1979 der Nabel der Fußballwelt. Doch als ob es dem Team bewusst gewesen wäre, dass sich in der Fußballgeschichte ein Fenster einmalig öffnete, blieb es weiter begierig, fraß seine Gegner förmlich auf und verteidigte den europäischen Titel im Jahr darauf. Im Finale brachte Keeper Shilton die HSV-Stars um Felix Magath, Horst Hrubesch und Landsmann Kevin Keegan immer wieder zur Verzweiflung.
Den "tricky trees" gelang somit ein Novum, indem sie der einzige Klub sind, der häufiger den Europacup als den nationalen Meistertitel gewonnen hat. Den nämlich nach wie vor nur ein einziges Mal, 1978.
Nach einer langen Durstrecke durch die dritte Liga stieg Forest letztes Jahr in die 2nd Division auf. Aktuell fieber ich um sie.
Nach dem 41. Spieltag geht das Abstiegsgespenst wieder um.
22. Platz 1 Punkt hinter dem rettenden Ufer.
Fünf Spieltage bleiben noch:
Come On REEEEEEEEEEDDDDDDDDDSSSSSSSSSSSSSSS
"We´ve got the whole world in our hands…"
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Quellen:
Wiki
rund.de - vielen Dank Elmar NEveling, super Artikel!
kursiv sind Zitate!
Aufrufe: 2937 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 9 | Erstellt:08.04.2009
ø 8.0
KOMMENTARE
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08.04.2009 | 14:30 Uhr
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midget :
@donhabs noch drunter geschrieben, Zitate sind die kursiven Sachen...
Danke für den Hinweis
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08.04.2009 | 14:42 Uhr
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Allerdings: Nur 9 Punkte, da der Sheriff von Nottingham bestimmt nicht Lockley hieß, sondern wahrscheinlich Robin Hood in Loxley, oder Locksley geboren ist und der Earl of Huntingdon war.
Der "echte" Sheriff von Nottingham war wahrscheinlich William de Laci. Aber auch da gibt es mehrere Kandidaten.
Aber schon spannend, wie Kindheitserlebnisse Vorlieben prägen können. Bei mir ist der Favorit auf der Insel nach wie vor Derby County. Schüleraustausch 1978. Lang, lang ists her ...
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08.04.2009 | 14:52 Uhr
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Gut, dass ich noch nicht bewertet hatte!
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08.04.2009 | 15:57 Uhr
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Voegi :
Hoch interessant! Ein ganz ganz tolles Blog!Ich wusste, dass die Reds Ende der 70er das Team Europas waren, aber die näheren Hintergründe kann ich nicht. Jetzt schon! Toll geschrieben! 10 Punkte und ein großes Danke für diesen spannenden Seitenblick!
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08.04.2009 | 17:07 Uhr
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Ste :
Nicht nur mit dem Verein ging es bergab, sondern auch mit der Stadt. In England soll sie angeblich einen zwielichtigen Ruf geniessen, wegen Teenager mit Hoodies, die zur Kriminalität neigen. Schade für die ganze Region.
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08.04.2009 | 19:38 Uhr
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midget :
@Stedas habe ich auch gehört, wird aber meine sympathien für den club nicht schmälern.
in münchen ist ja auch nicht alles gold was glänzt, rein architektonisch und sozialbautechnisch betrachtet
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08.04.2009 | 20:15 Uhr
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Ste : midget
Dafür hat München eine U-Bahn. Klingt ziemlich komisch, aber das gehört zu den Highlights der Stadt. Wer nur Busverkehr gewohnt ist, liebt dieses Verkehrmittel.
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09.04.2009 | 09:01 Uhr
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donluka :
Warum genießt dieser Blog bislang eine so geringe Resonanz? Wirklich schade!!!
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Davon abgesehen: Ich greife mal den letzten Satz Deiner Quellenangaben auf und sage: vielen Dank Midget, super Blog!
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