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Von: 90PLUS
07.10.2014 | 4379 Aufrufe | 0 Kommentare | 3 Bewertungen Ø 10.0
An diesem Kader muss ich mich messen lassen."
4 Jahre Fredi Bobic - Ein Fazit
Eine Aufarbeitung der Bobic - Ära

Fredi Bobic, ehemaliger Sportvorstand des VfB Stuttgart. Vergangene Saison erreichte der angesprochene Kader nur 32 Punkte und diese reichten nur für Platz 15. Im Nachhinein ist es immer einfach einen Transfer zu kritisieren, doch es ist nun einmal die Hauptaufgabe eines Sportvorstandes für einen guten Kader zu sorgen.

Als Fredi Bobic für den nach Schalke abgewanderten Horst Held im Sommer 2010 übernehmen musste, war der Verein schon in einem Abwärtstrend. Im Jahr zuvor verließ mit Mario Gomez das absolute Aushängeschild den Verein, Sami Khedira wechselte zu Real Madrid und Jens Lehmann beendete für kurze Zeit, bis zu seinem kurzen Engagement bei Arsenal, seine Karriere. Keine leichte Aufgabe für Bobic, der beim VfB seine erste große Managerstation antrat. Zuvor sammelte er ein gutes Jahr Erfahrung beim bulgarischen Klub Tschernomoretz Burgas. Vor einer Woche wurde er, in einer für den Verein sehr unrühmliche Posse entlassen. Mit ihm ging das Sinnbild der Stuttgarter Krisen in den vergangenen Jahren. Doch was lässt sich aus 4 Jahren Bobic beim VfB lernen? Was waren seine guten Transfers? Wo griff er voll daneben? Ein Versuch der Aufarbeitung.

Das Talent


Antonio Rüdiger (Wnter 2012, ablösefrei von der Borussia Dortmund U19)

Der zweimalige Nationalspieler kam aus der Jugend von Borussia Dortmund und schaffte, nach nur einer Saison in der Zweiten Mannschaft, den Sprung in die Profimannschaft. Der Halbbruder von Sahr Senesie profitierte von den Verletzungen von Serdar Tasci und Georg Niedermayer. Nach dem Abgang von Serdar Tasci wurde der damals 20 jährige zum Stammspieler in der Innenverteidigung. Zwar passieren ihm immer wieder Fehler, wie am vergangen Spieltag in Berlin, aber seine Entwicklung ist für den VfB höchst erfreulich. Stellt er die Fehler ab und lernt noch weiter dazu, ist er mit seiner Athletik einer der größten deutschen Abwehr Talente. Nicht umsonst gewann er 2012 die Fritz-Walter-Medaille in Gold und weckte im vergangenen Transferfenster Interesse bei Europas Topclubs.

Rückkehr des verlorenen Sohnes


Christian Gentner (Sommer 2010, ablösefrei vom VfL Wolfsburg)

Der gebürtige Nürtinger wurde zwei Jahre zuvor für 2,5 Millionen erst an Wolfsburg verkauft. Daher machte der Transfer schon allein aus finanzieller Sicht Sinn. Gentner entwickelte sich in Wolfsburg zum absoluten Stammspieler und sollte eine Führungsrolle in Stuttgart übernehmen. Nach dem Abschied von Serdar Tasci Richtung Moskau wurde Gente neuer Kapitän. Er musste oft ins defensive Mittelfeld ausweichen, bei dem seine Stärken in der Offensive limitiert wurden. Aber ob er wirklich der Führungsspieler ist, den der VfB braucht ist fraglich, da seine Formkurve zu oft schwankt.

Der schlampige Techniker


Alexandru Maxim (Winter 2013, 1,5 Millionen von Pandurii Targu Jiu)

Der technisch starke Mittelfeldspieler deutete immer wieder sein enormes Potenzial auf der zentralen Position an, aber musste auch oft auf die Außenbahnposition ausweichen. In der vergangenen Saison war er einer der besten Scorer der Bundesliga. Diese Saison scheint er seinen Stammplatz aber an Rückkehrer Daniel Didavi verloren zu haben. Maxim wurde damals vor allem als Versicherung geholt, da das Comeback von Didavi nach schwerer Verletzung unsicher war. Doch mit der Rückkehr des Eigengewächses ist der VfB damit auf der Zehnerposition überbesetzt. Auch hinter seinem Fitnesszustand stehen immer wieder Fragezeichen. Die Frage ist, ob er den nötigen Charakter hat ein fester Baustein in der Zukunft des VfBs zu sein.

Der Kompromisslose


Carlos Gruezo (Winter 2014, 1 Million von Barcelona SC)

Der erst 19 jährige WM-Teilnehmer für Ecuador war eine der wichtigen Stützten im Abstiegskampf. Unter Huub Stevens durfte er in den letzten acht Spielen ran und räumte vor der Abwehr alles weg, was ihm in den Weg kam. Trotz seines jungen Alters spielt er schon mit einer großen Sicherheit und Ruhe am Ball, was dem VfB letztes Jahr enorm weiterhalf.

Hoffnungsträger die den Faden verloren haben


Vedad Ibisevic (Januar 2012, 4,5 Millionen von 1899 Hoffenheim)

Der Bosnier sollte endlich der langersehnte Nachfolger von Mario Gomez werden. Das gelang zunächst. In der Rückserie nach seinem Wechsel an den Neckar, schoss er acht Tore und hatte maßgeblichen Anteil am Erreichen der Europa League. In seiner ersten vollen Saison traf er statistisch gesehen in jedem zweiten Spiel und war der erhoffte Knipser. Doch in der schwierigen letzten Saison fiel er negativ auf. Ausraster wie gegen Augsburg, die damit verbundene Rotsperre und die Torflaute ließen die Kritik weiter wachsen. Gegen Ender der Saison verlor Ibisevic dann seinen Stammplatz und Gerüchte über einen Abschied aus Stuttgart machten die Runde. Da kam die Nachricht über eine vorzeitige Vertragsverlängerung beim VfB bis 2017, die den Bosnier damit zu einem der Topverdiener bei den Schwaben machte, umso überraschender. Auch in der aktuellen Spielzeit hat Ibisevic in fünf Einsätzen noch nicht getroffen und ist nur noch Ersatzspieler. Dennoch stehen für ihn 47 Tore in 102 Spielen für den VfB zu Buche und vielleicht braucht es auch nur ein Tor, damit die Ladehemmung wieder verschwindet. Allerdings kommt ein Daniel GInczek nach Verletzungspause hoffentlich bald zurück. Es könnte eng werden für den Bosnier.

William Kvist (Sommer 2011, 3,5 Millionen vom FC Kopenhagen)

Der Däne ist ein Mysterium. Wurde er anfangs noch als Bobic Königstransfer gefeiert, verschwand er dann fast unbemerkt erst nach Fulham und dann in die zweite englische Liga. In seiner ersten Saison war er der ruhige und erfahrene Abräumer vor der Abwehr, doch plötzlich schlichen sich Patzer in sein sonst besonnenes Spiel. Er verlor seinen Platz in der Mannschaft und wurde nach Fulham verliehen. Nach Leihende war aber in Stuttgart kein Platz mehr für ihn und er wechselte zu Wigan Athletic in die Championship.

Martin Harnik (Sommer 2010, 300.000 von Werder Bremen)

Nach einer guten Saison bei Fortuna Düsseldorf griff Fredi Bobic zum Schnäppchenpreis zu und holte den Österreicher für die rechte Außenbahn. Harnik nutzte die Chance und wurde sofort Stammspieler. Der damals 23-jährige erzielte in der Bundesliga 9 Tore und bereitete weitere 9 Tore direkt vor.

2011 folgte dann endgültig sein Durchbruch. Er bestritt alle 34 Spiele, schoss 17 Tore und bereitete 8 Tore vor. Harnik wurde zum Aushängeschild des VfB und absoluter Stammspieler. Doch auch er steht Sinnbildlich für den Negativtrend in Stuttgart. Seit letzter Saison läuft bei ihm nicht mehr viel zusammen.

Der auf der falschen Position eingesetzte


Shinji Okazaki ( Januar 2011, ablösefrei von Shimizu S-Pulse)

Dass Okazaki in Stuttgart nicht überzeugen konnte, hatte wohl mehr mit den Trainern zu tun, als mit dem Spieler selbst. Da Pogebrnyak als alleiniger Stürmer gesetzt war, blieb dem Japaner nur die rechte oder linke Außenbahn, auf der er sich sichtlich unwohl fühlte und daher selten überzeugen konnte. Seine Torgefahr verlor er somit fast komplett. In Mainz stellt der 28-jährige diese verloren geglaubte Stärke fast Woche für Woche unter Beweis. Denn anders als noch in Stuttgart, darf er in Mainz Mittelstürmer spielen. Auch deshalb hat er schon fast doppelt so viel Tore für die Mainzer geschossen als für den VfB, dabei hat er für die 05er erst halb so viel Spiele gemacht wie für die Schwaben. Dass Okazaki aber oft auf den Flügel ausweichen musste, hatte jedoch auch mit dem nächsten Transferflop zu tun.

Der Dauerverletzte


Johan Audel (Sommer 2010, 2,5 Millionen vom FC Valenciennes)

Größeres Verletzungspech ist kaum möglich. Audel war als sprintstarker Linksaußen fest beim VfBs eingeplant. Leider verbrachte er fast die komplette Zeit in Stuttgart in der Reha-Abteilung. Am Ende spielte der Franzose insgesamt nur 80 Minuten in der Bundesliga und wechselte ablösefrei nach Nantes.

Das Millionengrab


Mauro Camoranesi ( Sommer 2010, 2 Millionen von Juventus Turin)

Das nächste Millionengrab unter Bobic. Der Weltmeister von 2006 kam mit einer beeindruckenden Vita nach Stuttgart, schien dort aber nie wirklich anzukommen. Nach nur einer halben Saison wechselte der gebürtige Argentinier ablösefrei in seine Heimat

Weitere Kandidaten: Mohammed Abdellaoue (3,5 Millionen von Hannover 96), Karim Haggui (1 Million von Hannover 96), Sercan Sararer (ablösefrei von Greuther Fürth), Felipe (Leihgebühr 300.000 vom VfL Wolfsburg, Federico Macheda (Leihgebühr 300.000 von Manchester United), Tim Hoogland (Leihgebühr 300.000 von Schalke 04), Tunay Torun (ablösefrei von Hertha BSC Berlin), Mamadou Bah (600.000 von Racing Straßburg).

Die fehlende Handschrift bei der Transferpolitik


Diese enorm lange Liste an Transfers, die nicht eingeschlagen sind oder auch überhaupt keine Rolle spielten (Sararer, Torun oder Hoogland) dürften Fredi Bobic unter anderem den Kopf gekostet haben. Vor allem, wenn die oberste Priorität ist, die enormen Gehaltskosten zu senken, müssen solche Transfers sitzen. Ähnlich wie auch in Bremen wurde bei den Schwaben enorm viel Geld für durchschnittliche Spieler ausgegeben. Einzelne positive Transfers, wie Maxim oder Gruezo, sind da die Seltenheit. Gerade in Stuttgart sollte man wissen, dass es sich auszahlen kann auf die eigene Jugend zu setzen. Doch anstatt auf Sebastian Rudy, Ermin Bicakcic oder, in Klammern, Daniel Didavi zu setzen, die ihre Bundesligatauglichkeit mittlerweile unter Beweis gestellt haben, holte Bobic Spieler die den VfB qualitativ nicht weiterbrachten. Deshalb muss sich der ehemalige Nationalstürmer nun fragen lassen, warum er nicht mehr auf die eigene Jugend gesetzt hat. Das hätte ihm auch bei den Fans mehr Kredit eingebracht. Denn der versprochene Weg, mehr auf junge Talente zu setzen, ist bisher nicht eingetreten. Viele Fans würden den jüngeren Spielern Fehler verzeihen, solange sie auf dem Feld eine Entwicklung erkennen können, auch wenn das erst einmal wieder eine schwierige Saison bedeuten würde.

Auch die schon in der vergangenen Saison sehr wacklige Abwehr wurde personell dieses Jahr nicht verbessert und ist auch in der neuen Saison wieder eines der Hauptprobleme.

Eine gelungene Transferpolitik hat auch nicht immer etwas mit viel Geld zu tun. Andere Vereine die kleinere Budgets haben wie Freiburg, Augsburg oder Paderborn machen es vor, wie wenig Geld sinnvoll eingesetzt werden kann.

Keine Kontinuität auf der Trainerbank


Auch auf der Trainerposition konnte Bobic keine Kontinuität schaffen. In vier Jahren unter Fredi Bobic setzte er sechs verschiedene Trainer ein, die sich auf der VfB Bank versuchen durften. Christian Gross wurde relativ schnell entlassen nachdem Bobic den Managerposten antrat. Jens Keller war insgesamt nur 59 Tage im Amt und mit Bruno Labbadia kehrte die leichte Hoffnung zurück, endlich einen Trainer gefunden zu haben, der langfristig am Neckar arbeiten könnte. Nach einer grandiosen Rückrunde 2011 und einem beachtenswerten Platz 6 in der Folgesaison, rutsche der VfB aber wieder in die unteren Tabellenregionen ab. Ein schlechter Saisonstart in der vergangenen Spielzeit kostete Labbadia dann den Job. Das Experiment mit Thomas Schneider ging völlig schief und Huub Stevens konnte den totgesagten VfB gerade noch vor dem Gang in die zweite Liga bewahren. Mit Armin Veh kehrte der Meistertrainer von 2007 zurück und mit ihm stieg auch die Vorfreude auf die Saison. Von dieser Freude ist aber nach dem Pokalaus gegen Bochum nichts mehr zu spüren. Auch Armin Veh kritisierte Bobic wiederholt sehr scharf. "Die Platzierungen der vergangenen Jahre lagen ja nicht allein an den Trainern. Man muss sich die Frage stellen, wie die zustande kamen. Und dann kommt man auch auf die Qualität des Kaders zurück", erklärte Veh.

Nachdem auch der Start in der Bundesliga missglückte und unzufriedene Fans den Rausschmiss von Bobic forderten, mussten die Verantwortlichen eingreifen.

Wer machts?


Die Vereinsführung steht nun vor der schwierigen Aufgabe die Position des sportlichen Leiters zu besetzen. Der neue Mann muss die nötige Ruhe und Strahlkraft haben um die großen Probleme anzugehen. Dabei sollte er idealerweise die Fans genauso zufriedenstellen, wie den Aufsichtsrat inklusive Vorstand. Die ersten namhaften Kandidaten haben schon abgesagt. Vorerst übernimmt Jochen Schneider, Direktor Sport die Führung. Dieser ist bereits seit 1999 im Verein und ist unter anderem schon unter Bobic auch für die Lizenzspielerabteilung und das Scouting zuständig gewesen und wird viele Transfers abgesegnet haben. Ob ihn das als Nachfolger prädestiniert, darf stark bezweifelt werden.

Es wird spannend zu beobachten sein, wer sich dieser enorm schwierigen Aufgabe in Stuttgart stellen wird. Der neue starke Mann wird dabei nicht reichen. Der Verein muss sich komplett hinterfragen und kritisch beleuchten.

Philipp (@Phillyland)

Bild: von RudolfSimon (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0]
via Wikimedia Commons

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