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15.04.2009 um 12:22 Uhr
20 Jahre Hillsborough
Hallo liebe Community!

Heute jährt sich zum zwanzigsten Mal ein Ereignis, das hauptsächlich den Anhängern des Liverpool FC ein Begriff sein dürfte: die Katastrophe von Hillsborough, bei der 96 Fans ihr Leben verloren, darunter auch ein Cousin von Steven Gerrard.

Bis heute ist nicht ganz geklärt, wie es dazu kommen konnte. Fakt ist, dass die Stehplätze bereits hoffnungslos überfüllt waren, während im restlichen Stadion noch einige Sitzplätze frei waren. Dennoch ließen die Ordner noch mehr und mehr Fans auf die Stehplätze. Die waren irgendwann so voll, dass eine Panik ausbrach, bei der eben diese 96 Menschen entweder an der Betonmauer hinter oder an dem Stacheldrahtzaun vor der Stehtribüne einfach zerquetscht wurden.

Doch auch jetzt, als die Katastrophe schon geschehen war, gab es viele falsche Reaktionen. So dauerte es ewig, bis endlich Ordner die Tore zum Spielfeld öffneten, damit Menschen hinaus und vor allem Verletzte versorgt werden konnten. Wenn denn Krankenwagen da waren - denn die wurden zum Teil von der Polizei aufgehalten und nicht ins Stadion gelassen. Bis heute sind die Umstände dieser Katastrophe nicht vollkommen geklärt, weshalb immer wieder "Justice for the 96" Banner in Anfield hoch gehalten werden.

Diese Geschehnisse sind auch der Grund dafür, warum es heute keine Stehplätze und Zäune mehr in englischen Stadien gibt. Viele Fussballfans sagen, dass dies die besondere Atmosphäre in englischen Stadien ausmacht, was sicherlich stimmt. Einige gehen sogar so weit und behaupten, der Katastrophe von Hillsborough sei es zu verdanken, dass englischer Fussball heute so attraktiv ist. Ob dies den Hinterbliebenen gegenüber respektvoll ist, sei mal dahingestellt.

In diesem Sinne: Remember the 96!

Anbei noch ein Artikel aus der Zeit, der die Ereignisse schildert.

Am vergangenen Ostersamstag sangen die Fans ihre Hymne "You 'll never
walk alone" inbrünstiger als sonst. "96 Brüder", hatten sie auf ein Transparent geschrieben. Es war das letzte Spiel des FC Liverpool vor dem 20. Jahrestag der Katastrophe von Hillsborough. Es war eine riesige Solidaritätsbekundung. Bei der Gedenkminute wirkte Liverpools Kapitän Steven Gerrard wie versteinert. Er hat in Hillsborough seinen damals zehn Jahre alten Cousin Jon-Paul Gilhooley verloren und ihm seine "gesamte Karriere gewidmet".
Das Unglück wurde zu einem britischen Trauma. Aber was geschah genau am heutigen Tag vor 20 Jahren? Der 23-jährige Kenny Derbyshire ist guter Dinge, als er mit Freunden an einem Frühlingssamstag in dem Kleinbus von Liverpool nach Sheffield fährt. Sie wollen zum Pokal-Halbfinale des FC Liverpool gegen Nottingham Forest. Sie scherzen und wetten auf das Spielergebnis. Sie ahnen nicht, dass sich ihr Leben an diesem 15. April 1989 verändern wird. Das Spiel findet im Hillsborough-Stadion von Sheffield statt. Gegen Mittag, so berichten Augenzeugen, herrscht rund um das Stadion "Vorfreude wie beim Karneval". Der Andrang vor der Tribüne Leppings Lane ist groß. Immer mehr verspätete Fanbusse treffen ein, gegen 14 Uhr drängeln beinahe 10.000 Fans aus Liverpool in die Eingänge. Berittene Polizeibeamte versuchen, Ordnung in das Chaos zu bringen. Vergeblich. Drei Einlasstore mit sieben Drehkreuzen reichen nicht aus, um dem Druck stand zu halten.
"Die Organisation vor dem Stadion von Seiten der Polizei war einfach fürchterlich", erinnert sich Kenny Derbyshire, "es strömten mehr und mehr Leute zum Stadion, mit und ohne Karten." Gegen 14.30 Uhr trifft der verantwortliche Polizeidirektor David Duckenfield eine fatale Entscheidung. Er lässt ein als Ausgang konzipiertes Tor öffnen. Binnen kürzester Zeit gelangen Hunderte von Zuschauern ins Stadioninnere. Kenny Derbyshire und seine Begleiter werden mit der Menge in einen engen Tunnel geschoben, der die Aufgänge mit den Stehplätzen verbindet.
Die im Tunnel feststeckenden Menschen geraten in Panik. Viele von ihnen werden zu Tode gedrückt oder taumeln mit schwersten Quetschverletzungen ins Freie. Doch entgegen aller Bedenken der Ordnungskräfte wird das Spiel pünktlich um 15 Uhr angepfiffen. Nur die wenigsten Zuschauer auf den übrigen Tribünen begreifen die Tragödie, die sich im Unterrang der Leppings Lane abspielt. Dort nehmen die Zustände im Tunnel bizarre Züge an. Während hinten Menschen um ihr Leben kämpfen, wird vorne der erste Lattentreffer von Liverpools Stürmer Peter Beardsley vermeldet. Durch den Druck aus dem Tunnel werden die Fans, die sich im Stadion befinden, an die eisernen Gitter und Zäune gepresst, schnappen krampfhaft nach Luft, sterben.
Der Block "Pen 3", in den die nachdrängenden Zuschauer gelangen, wird
zur Todesfalle. Hier sterben um kurz vor 15 Uhr die ersten Menschen an
Kreislaufversagen oder Atemstillstand. Kenny Derbyshire hat Glück. Von der Masse aus dem Tunnel zu "Pen 3" herausgedrängt, wird er von Zuschauern, die das Chaos vom oberen Teil der Tribüne aus verfolgen, nach oben gezogen und gerettet. Da sich die Polizei viel zu spät entschließt, die Tore zum Spielfeld hin zu öffnen, geht das Sterben weiter.
Liverpools Torhüter Bruce Grobelaar will helfen, wird aber von Ordnungskräften zurückgehalten. Sechs Minuten nach dem Anpfiff wird das Spiel unterbrochen, beide Teams werden in die Kabine geschickt. Dass Liverpool das Wiederholungsspiel und auch das Pokalfinale gegen den FC Everton (3:2 n. V.) gewinnt, kann die Tränen in der Stadt an der Merseyside kaum trocknen.
Die Bilanz von Hillsborough ist verheerend: 94 Menschen sterben im Stadion, 766 werden verletzt, zwei weitere junge Männer erliegen später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Das Stadion des FC Liverpool an der Anfield Road wird in den Tagen nach dem Unglück zum zentralen Ort des Gedenkens. Tausende von Fans knüpfen ihre Schals an den Stadionzaun oder legen Blumen nieder. Der FC Liverpool schickt die gesamte Mannschaft zu den Trauerfeiern für die Opfer.
Für die britische Fußballkultur hat die Katastrophe tief greifende Folgen. Der von der Regierung beauftragte Richter Peter Murray Taylor untersucht in der Folgezeit alle Fußballstadien und legt einen Report vor. Kernpunkt: Die Abschaffung der Stehplatztribünen. In ihnen sehen die Behörden das größte Gefahrenpotenzial.
200 neue Tribünen und 30 komplett neue Stadien werden daraufhin als reine Sitzplatzarenen konzipiert. Zwar erhöhen diese und andere Maßnahmen die Sicherheit in den Stadien und sorgen vielerorts für fast familiäre Atmosphäre, doch als soziale Schmelztiegel haben die "Terraces" damit ausgedient.
Heute wird es auf dem Rasen des Anfield-Stadions einen Gedenkgottesdienst geben. Um 15.06 Uhr, dem exakten Zeitpunkt des Spielabbruchs von Hillsborough, werden alle öffentlichen Verkehrsmittel für zwei Minuten lang still stehen. "Es ist eine schöne Maßnahme", sagt Kenny Derbyshire. "Sie zeigt, dass die Opfer auch nach zwanzig Jahren nicht vergessen sind."
Aufrufe: 1953 | Kommentare: 3 | Bewertungen: 6 | Erstellt:15.04.2009
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KOMMENTARE
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Donald
15.04.2009 | 12:23 Uhr
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Donald : 
15.04.2009 | 12:23 Uhr
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Donald : 
@sanna

gibt schon einen blog über hillsborough

ein schlimmer tag für alle angehörigen der opfer
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Ste
16.04.2009 | 15:15 Uhr
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Ste : 
16.04.2009 | 15:15 Uhr
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Ste : 
Die Sache aus der Sicht von Derbyshire zu sehen, lässt einem das Thema noch näher begreifen.
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Scholl
28.04.2009 | 16:54 Uhr
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Scholl : Remember the 96
28.04.2009 | 16:54 Uhr
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Scholl : Remember the 96
Hoffen wir das so etwas nie wieder geschied!
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