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16.12.2011 um 13:26 Uhr
16 Jahre nach Bosman
Gestern vor genau 16 Jahren fällte der Europäische Gerichtshof ein Urteil, dass das Bild des europäischen Profifußballs von Grund auf verändern sollte. An jenem 15. Dezember 1995 verbot der EuGH Kaufpreisforderungen auf Spieler, deren Vertrag ausgelaufen war. Den Stein ins Rollen brachte damals ein gewissen Jean Marc Bosman, dessen Geschichte bereits vielfach besungen wurde. Während er selbst seit jenen Tagen ein trübes Dasein fristet, bescherte sein Einwand seinen fußballspielenden Kollegen einen wahren Geldsegen, ist es doch mittlerweile üblich ablösefreie Spieler mit fürstlichen Handgeldern zu überschütten, spart sich der neue Verein doch üppige Ablösesummen.

Doch im gleichen Maße des monetären Zugewinns stieg auch die Verantwortung der Spieler gegenüber ihren aktuellen Arbeitgebern, stehen jene Vereine doch vor der Herkulesaufgabe mit ihren Leistungsträgern möglichst frühzeitig zu verlängern, um nicht am Ende des Vertrages in die berühmte Röhre zu gucken. Mit anderen Worten: Verlängert der Spieler trotz Wechselabsichten seinen Vertrag, um seinem aktuellen Arbeitgeber noch eine entsprechende Ablösesumme in die Kasse zu spülen, oder lässt der Spieler aus egozentrisch-wirtschaftlichen Gründen seinen Vertrag auslaufen, um entsprechend höher entlohnt werden zu können (Handgeld + höhere laufende Bezüge wegen fehlendem Kaufpreis).

Welche Verantwortung trägt ein Spieler also gegenüber seinem aktuellen Arbeitgeber?

Weder arbeitsrechtlich noch wirtschaftlich lässt sich eine solche Verantwortung ableiten. Profifußballer verfügen über Laufzeitverträge. Nach Ablauf der Laufzeit hat der Spieler seine Schuldigkeit getan. Gleichzeitig ermöglich ein abgelaufener Vertrag dem Spieler sich wirtschaftlich deutlich besser zu stellen. Von der rein sachlichen Seite lässt sich dieses Thema somit nicht fassen. Doch wie sieht es auf der moralischen Seite aus? Gibt es eine Art moralischer Verantwortung der Spieler gegenüber Verein und Fans? Ja, die gibt es. Und um dies zu verdeutlichen drängt sich ein aktuelles und vieldiskutiertes Beispiel aus der Praxis förmlich auf:

Beim 1. FC Köln schaut man nämlich derzeit was die Kaderplanung anbelangt eher monothematisch drein. Lukas Podolski, unumstrittener Star und Gesicht der Mannschaft, verfügt über einen Vertrag bis zum Sommer 2013. Sollte Lukas Podolski also tatsächlich eine neue Herausforderung suchen, gäbe es nur noch drei Transferfenster, in denen der 1. FC Köln von einem Wechsel zumindest wirtschaftlich profitieren könnte. Und nur durch einen wirtschaftlichen Profit würde sich der sportliche Verlust eventuell kompensieren lassen.

Nun hat der Spieler jedoch unlängst zu verstehen gegeben, dass die Gespräche über eine Vertragsverlängerung nicht sonderlich eilen würden. Tendenziell zielt er auf Gespräche nach der EM hin. Dass ist spät. Verdammt spät sogar. Denn Vertragsverhandlungen verlaufen wie wir alle wissen äußerst zäh und langsam. Im schlimmsten Falle käme es zu keiner Einigung zwischen dem FC und Lukas Podolski bei gleichzeitiger Schließung des Sommertransferfensters. Noch schlimmer käme es wenn man sich auch im Verlauf der Saison nicht über ein weiteres Engagement einigen könnte und Podolski wechselt im Sommer 2013 ablösefrei z.B. nach London. Finke und Horstmann schauen dabei genauso in die Röhre wie der stinknormale Fan.
Worauf ich hinaus will?

In aktuellem Beispiel weiß Lukas Podolski genau, welche Verhandlungsposition er inne hat. Stellt er sich quer, verliert der Verein nicht nur seinen wertvollsten Vermögensgegenstand sondern vor allem auch mit den vorhandenen wirtschaftlichen Mitteln nicht ersetzbare sportliche Qualität. Sollte er sich tatsächlich mit dem vollkommen nachvollziehbaren und legitimen Gedanken eines Wechsels anfreunden, dann ist es seine moralische Pflicht den Verein hierüber frühzeitig in Kenntnis zu setzen, um diesem zu ermöglichen die entstandene sportliche Lücke strategisch nachhaltig und ohne wirtschaftlichen Schaden zu füllen. Auch eine frühzeitige langfristige Vertragsverlängerung mit entsprechender Ausstiegsklausel scheint fair.

Um das klar zu stellen: Ich persönlich mag Lukas Podolski. Und ich glaube voll und ganz, dass er mit dem Herzen Kölner ist, ganz so wie er es immer verlautbaren lässt. Und in speziellem Beispiel gehe ich auch fest davon aus, dass Podolski genau wie oben beschrieben handeln würde, um den Verein bei einem möglichen Weggang höchstmöglich profitieren zu lassen.
Und dennoch: Ein Großteil der prototypischen Fußballprofis heutiger Zeit scheint vergessen zu haben, welche prädestiniertes Leben sie führen dürfen. Ebenso scheinen sie vergessen zu haben, wer ihnen dieses Leben erst ermöglicht: die Fans! Ohne Fans keine Millionenschweren Bezüge, ohne Fans keine hoch dotierten Werbeverträge. Ja, ohne Fans stünde der ein oder andere Fußballstar vielleicht heute in der Fabrik als Kartoffelsortierer.

Vor 16 Jahren wurde der Grundstein des heutigen Gebarens gelegt. Vereine als Spielball wirtschaftlicher Interessen von Spielern und Beratern. Moralisches Verantwortungsbewusstsein sucht man zumeist vergebens. Zu oft haben die wirtschaftlichen Interessen das Handeln der Protagonisten alleinig bestimmt, die Beispiele hierzu sind mannigfaltig.

Bleibt zu hoffen, dass es in Köln anders laufen wird.
Aufrufe: 1619 | Kommentare: 8 | Bewertungen: 4 | Erstellt:16.12.2011
ø 7.8
Bosman  |nach  |
KOMMENTARE
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PapaLöwe
19.12.2011 | 16:53 Uhr
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19.12.2011 | 16:53 Uhr
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Sorry, dafür gebe ich dir einen einzigen Punkt. Begründung folgt gaaanz unten.

Du weißt schon, dass sich ein Wechsel Podolskis VOR Vertragsende erst ab mindestens 25 Mio Euro zu rechnen beginnt? Aus welchem Grund sollte Poldi so doof sein, und sich diese Bürde/Hürde in den Vertrag schreiben lassen? Das ist auch mit Moral nicht zu begründen.

Entweder Poldi bleibt oder er bleibt nicht. Bleibt er nicht, wird die Diskussion darauf hinauslaufen, ob man ihn zeitig verkaufen sollte oder den Vertrag auslaufen lassen sollte. Da wir Außenstehenden das Ergebnis der Frage des Verbleibs Podolskis erst viel zu spät erfahren werden, werden wir das auch erst im Nachhinein diskutieren können.

Das wird zu einem unglaublichen Problem von VF werden. Denn egal, was er macht, es wird falsch gewesen sein...

In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf hingewiesen, dass aufgrund unterschiedlicher Tatsachen ein Verkauf Podolskis im 25 Mio Bereich liegen müsste!

Nichtsdestotrotz ist Finke gut beraten, es wenigstens zu versuchen, wann Poldi zu einer UNterschrift bereit sei... Alles andere ist Poldis Recht: Druck darüber auszuüben, auch auf der moralischen Ebene, ist arm und erbärmlich.

VIelleihct tut er es ja doch, der Poldi. Also unterschreiben noch vor der EM. Einzig: wer mag es glaiben? Wer täte es in seiner Position?

Bei allen Alternativen: Vielleicht - Gott bewahre - verletzt er sich vor der EM und fällt somit in Polen/Ukraine aus? Was dann? Hat der VErein dann plötzlich alles richtig gemacht, weil der Marktwert eventuell sogar sinkt?

Nein nein, so einfach laufen die Dinge nicht.

Darum nochmal: inhaltlich ganz schwacher blog. Dabei ist dein Schreibstil kein schlechter...
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Stinkmops
19.12.2011 | 16:59 Uhr
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Stinkmops : 
19.12.2011 | 16:59 Uhr
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Stinkmops : 
In Anbetracht folgenden Zitates meines Blogs

"Sollte er sich tatsächlich mit dem vollkommen nachvollziehbaren und legitimen Gedanken eines Wechsels anfreunden, dann ist es seine moralische Pflicht den Verein hierüber frühzeitig in Kenntnis zu setzen, um diesem zu ermöglichen die entstandene sportliche Lücke strategisch nachhaltig und ohne wirtschaftlichen Schaden zu füllen. Auch eine frühzeitige langfristige Vertragsverlängerung mit entsprechender Ausstiegsklausel scheint fair."

verstehe ich deine Argumentation jetzt irgendwie nicht ganz.
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Stinkmops
19.12.2011 | 17:00 Uhr
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Stinkmops : 
19.12.2011 | 17:00 Uhr
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Stinkmops : 
Aber Danke für den einen Punkt!
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PapaLöwe
19.12.2011 | 17:03 Uhr
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19.12.2011 | 17:03 Uhr
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Du verstehst es nicht? Komm, so ungebildet bist du nicht! Man merkt genau, wes Geistes Kind du bist! Aber Dummheit kann man dir wirklich nicht uinterstellen. Allenfalls.... lassen wir das.

Niemals wird jemand verstehen, was er nicht verstehen will
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Stinkmops
19.12.2011 | 17:07 Uhr
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Stinkmops : 
19.12.2011 | 17:07 Uhr
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Stinkmops : 
Nein, glaub´s mir oder auch nicht, aber ich verstehe es nicht!
Ich schreibe:

LP darf gerne wechseln. Kann ich auch nachvollziehen.
Wenn er aber denn schon mit einem Wechsel abgeschlossen hat, dann soll er es dem Verein auch mitteilen, damit dieser die sportliche Lücke füllen kann.

Was aus moralischer sicht nicht geht, ist den Verein auf allem sitzen zu lassen. That´s what I said.

Im ürbigen auch noch mal ganz klar im Blog geschrieben:
LP ist NUR ein Beispiel!

Aber schau dich doch einfach mal um bei Leuten wie Farfan: Den Verein auf allem sitzen lassen ist Gang und Gäbe!
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PapaLöwe
19.12.2011 | 17:17 Uhr
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19.12.2011 | 17:17 Uhr
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Mit soclhen blöden Kommentaren wie deinen schaufelst du VF bereits jetzt ein Grab.

Das ist soooo typisch für so viele angebliche Effzeh-Fans, diese ewige MEckerei auf eigene Leute, es aber keinen Deut besser können.

Auch aus dieser Diskussion bin ich raus. HIer stinkt`s mir zu sehr.
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Stinkmops
19.12.2011 | 17:22 Uhr
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Stinkmops : 
19.12.2011 | 17:22 Uhr
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Stinkmops : 
Aber was hat Finke denn mit dem Blog zu tun?

Glaub es mir bitte: Ich habe keine Ahnung was DU von mir willst, oder ICH dir getan habe!

Ganz ehrlich: Das ist express-forum Niveau!
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taneu
20.12.2011 | 18:05 Uhr
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taneu : 
20.12.2011 | 18:05 Uhr
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taneu : 
Hat wohl nen schlechten Tag gehabt der Papa, gestern. Oder die falsche Brille auf? Egal.

Ich verstehe das so: LP kann es sich moralisch gesehen nicht leisten, nach der EM zu entscheiden, ob er verlängert oder nicht. Da stimme ich zu. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass es zu besagtem Agreement kommt: LP verlängert mit Ausstiegsklausel. Noch im Winter.

Gebe dir mal 10 Punkte, auch um den Punkt vom Papa wieder auszugleichen .
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