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01.01.2009 um 15:26 Uhr
"Traum(a) in (Königs)Blau II"
Teil 2 des etwas anderen Bundesliga-Rückblicks

Doch der einen Krise ist der anderen Freude. Die anfangs als Titelfavoriten gestarteten Schalker taumelten immer weiter im Bundesligaalltag und die Meisterschaft rückte in die altbekannte Ferne. Das Verhältnis zwischen Fans, Spielern und Verantwortlichen kam gewaltig ins Rutten. Topstürmer Kevin "Der verlorene Sohn" Kuranyi stört die "ssseisss Ssstimmung der Fansss", deren Pfiffe sogar die, von seiner Haarpracht hermetisch abgeriegelten Ohren erreichten. Manager Andy Müller entdeckte seine aggressive Ader und attackiert in feinster Uli-Hoeneß-Manier ("Mit eurer scheiß Stimmung, dass seid ihr doch!!!") die Fans, ohrfeigte á la Kaiser Franz einige Spieler und nahm nicht zu letzt den Trainer und seinen Vorgesetzten in Schutz. So viel Münchner Tugend auf Schalke. Da hat man doch glatt nicht bemerkt, dass die Bayern sich still und heimlich auf Platz zwei vor gekämpft hatten und nun das Gipfeltreffen gegen die Hoffenheimer erwarteten. Alles prima in München. Nur einer macht den Bayern-Verantwortlichen, neben Pannenkeeper (oder wie Uli Hoeneß sagen würde: Nationaltorwart in Spe) Rensing, Sorgen. Die Rede ist natürlich von Poldi, dem vom vielen Sitzen auf den harten Bänken neben dem Spielfeld, Hämorrhoiden längst kein Fremdwort mehr ist. Daraufhin riet Vereinsarzt Dr, Müller-Wohlfahrt dem Spieler, der gerade ins "System-Klinsmann" gefunden hatte, einen schnellstmöglichen Wechsel – vielleicht sogar zu Köln. Das Angebot der Kölner, die vorsorglich Insolvenz angemeldet hatten, wurde von Bayern-Manager Hoeneß als "unsäglich" abgetan und Dr. Müller-Wohlfahrt entlassen.

Vor dem 16. Spieltag steht nicht nur die Bundesliga Kopf. Nicht nur, dass Bayern den Tabellenführer Hoffenheim jagt, statt von eben diesem "mit dem Fernglas" gesucht zu werden, auf das Topspiel der Liga wartete scheinbar die ganze Welt. Schon Wochen vorher drehten einige der Vorzeige-Profis und Trainer, in voller Vorfreude, am Rad und vergaßen dabei den guten Ton. Jens Lehmann forderte die Wiedereinführung der Todesstrafe für Fehlentscheidungen der Schiedsrichter. Generell wurde alles angezweifelt, alles in Frage gestellt. Nur man selbst sei sich keiner Schuld bewusst. So haben ja sowohl Herr Kovac, als auch Herr Magath lediglich ihre Meinung geäußert und mussten dafür büßen. Wo sind sie unsere Grundrechte?! In Erwartung eines solchen Knüllers, kann einem schon mal die eine oder andere Sicherung durchgehen. In alle Herrenländer wurde der Kampf zwischen David und Goliath übertragen. Tolle-Sprüche-Bayern gegen Toller-Fußball-Hoffenheim, Bundesligaprimus gegen Dorfverein, Gute-Laune-Klinsi gegen One-Touch-Ragnick, Würstchen-Uli gegen SAP-Hopp, Toni gegen Ibisevic und keinen interessiert, dass Kevin Kuranyi gegen Hertha zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Ein Wunder, dass er diesmal im Stadion geblieben ist. Die Dusel-Bayern entschieden das Topspiel gegen den Traditionsverein aus der Rhein-Neckar-Metropol-Region mit 2:1 durch ein Traumtor von Luca Toni in der, gefühlten, 123. Minute und zogen mit Hoppenheim gleich. Schalke enttäuschte einmal weniger, da der neue, alte Topstürmer – Gerald Asamoah – einmal mehr traf, nachdem das personifizierte schlechte Chi im Schalker Sturm nach der Halbzeit in der Kabine gelassen wurde. Der Bremer Diego legte in einem Spiel, in dem es mal wieder nicht so gut lief, selbst Hand an und versuchte, das von Lehmann geforderte Gesetz, auf seine Wirksamkeit zu prüfen. Leider tat er dies so ungeschickt, dass selbst ein vorzeige Musterprofi, wie er im Buche stehen könnte, namens Rafinha aus dem fernen Gelsenkirchen eine rote Karte gefordert hätte. Macht er ja sonst nie, aber irgendwann ist die Geduld eben mal am Ende, wenn nur noch die Ungerechtigkeit und der Undank herrscht.

Erstmals hatten die Münchner Bayern am 17. Spieltag die Chance auf die Tabellenführung. Das Minimalziel für Platz 1 wäre ein Unentschieden in Stuttgart, wenn Hoffenheim im Gegenzug Federn gegen Schalke lassen würde. Die Zeichen dafür standen gut, da Kevin Kuranyi von Trainer Fred Rutten gegen den Aufsteiger gar nicht berücksichtigt wurde und dafür auf die Dienste des zuletzt (Braun)bärenstarken Gerald Asamoah vertraute. Die Münchner Minimallisten spielten darum auch nur eine Halbzeit Fußball und gaben alles, um das gesetzte Minimalziel zu erreichen. Massimo Oddo bekam eine rote Karte für die Dummheit seines Gegenspielers Träsch und für eine Beinakrobatik, auf die jede Primaballerina eifersüchtig gewesen wäre. Bayern-Keeper Michael Rensing sorgte, mit freundlicher Unterstützung von Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann,für das 2:2 in letzter Minute. Leider spielte nicht nur Kuranyi nicht mit, sondern auch die TSG 1899 Hoffenheim. Zwar führten die Gelsenkirchener zwischenzeitlich durch Wunderstürmer Asamoah, doch aufgrund erneuter Schalker Selbstüberschätzung("9 Schalker sind nicht genug") gelang der Elf aus Hoffenheim noch der 1:1 Ausgleich. Somit konnte Bayern nur eine Nacht an der Tabellenspitze die Luft aus guten, alten Zeiten schnuppern.

Sebastian Dommel

Part 1
Part 3
Aufrufe: 1451 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 1 | Erstellt:01.01.2009
ø 10.0
KOMMENTARE
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derM
01.01.2009 | 15:32 Uhr
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derM : 
01.01.2009 | 15:32 Uhr
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derM : 
Wo du bei Teil I aufhörst knüpfst du bei Teil II wieder an.Ich finds weiterhin grandios. 10 Punkte.
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Der_Titaaan
01.01.2009 | 15:33 Uhr
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01.01.2009 | 15:33 Uhr
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Dankefein

Kommentare bitte nur noch in den DRITTEN Part. Danke!
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