Gesprächsstoff um Kohlis "bestes Match"

Der Sieg für Philipp Kohlschreiber war zum Greifen nah
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Darf man Philipp Kohlschreibers Auftritt bis zum Ende des zweiten Satzes als Sternstunde bezeichnen, auch wenn er die Partie gegen Andy Murray verloren hat, so unglücklich wie auch immer?

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Die Berichte zum Spiel zwischen Andy Murray und Philipp Kohlschreiber am vergangenen Donnerstag haben für einigen Gesprächsstoff gesorgt. Ein paar interessante Fragen haben sich dabei ergeben, jedenfalls, wenn man sich den Inhalt der Diskussionen anschaut: Kann sich Kohlschreiber das "beste Match" seines Lebens attestieren, auch wenn er sieben Matchbälle gegen Murray vergeben und die Riesenchance zum Knockout des Nummer-Eins-Spielers vergeben hat? Darf man Kohlschreibers Auftritt bis zum Ende des zweiten Satzes als Sternstunde bezeichnen, auch wenn er diese Partie verloren hat, so unglücklich wie auch immer?

Warum nicht einfach Freude an der herausragenden Partie?

Die Antwort, ganz subjektiv natürlich, lautet: Ja, warum denn nicht. Kohlschreiber hat nie besseres und mitreißenderes Tennis gespielt als an diesem Abend, und Kohlschreibers eigene Wertung wurde von den meisten Experten und Beobachtern auch wohlwollend unterstützt. Erstaunlich dabei ist, dass die größte Kritik an dieser Einschätzung von Leuten kommt, die - milde formuliert - ein eher distanziertes Verhältnis zu Kohlschreiber haben.

Dass aus dieser Gruppe bemängelt wird, dass Kohlschreiber ja nicht gewonnen habe und somit das Urteil nicht stimmen könne, ist merkwürdig. Als relativ neutraler Beobachter könnte man sich ja auch einfach am herausragenden Niveau dieser Partie freuen, statt Kohlschreiber mit billiger Antipathie auch nach diesem Match zu überziehen. Kohlschreiber könnte sich ärgern, weil er einen Zugewinn an Weltranglistenpunkten und vielleicht einen Titelgewinn verpaßt hat. Aber geht es für den Betrachter von außen etwa nur noch ums Gewinnen und Verlieren, mehr als für den Hauptakteur selbst?

Sport ist mehr als auf dem Papier steht

Und, auch dazu steht der Autor: Es war eine Tennis-Sternstunde in Dubai. Eine Sternstunde zweier herausragender Spieler, des Siegers Murray und des Verlierers Kohlschreiber. Es war großartiges Entertainment, beste Unterhaltung für die Fans. Ein Abend, an den man sich schlußendlich auch wegen der Fairness des Umgangs der beiden Hauptakteure erinnern wird. Der zweite Sieger ist keineswegs schon zwangsläufig der erste Verlierer, das ist er nur auf dem Papier. Aber Sport ist mehr als nur Daten, Fakten, Zahlen. Jedenfalls dann, wenn man ihn richtig versteht.

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