Kohlschreiber - Ein unvergesslicher Abend

Philipp Kohlschreiber hat Andy Murray alles abverlangt
© getty

Sieben Matchbälle und allergrößtes Lob vom besten Spieler der Welt: Philipp Kohlschreiber kann aus seiner Niederlage gegen Andy Murray doch einiges mitnehmen.

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Es hatte die Qualität eines Grand-Slam-Finales. Es hatte alles, was großes Tennis ausmacht: Spielwitz, Drama, zwei Profis, die am absoluten Limit kämpfen. Noch dazu waren ein rekordverdächtiger Tiebreak und sieben vergebene Matchbälle zu bestaunen. Kein Wunder, dasss es so schnell keiner vergessen wird, der es in der Zeltdach-Arena von Dubai oder an den Fernsehschirmen oder im Livestream am Computer sah: Das Match zwischen Andy Murray und Philipp Kohlschreiber, das der Weltranglisten-Erste im Viertelfinale des ATP-Turniers von Dubai mit 6:7 (4:7), 7:6 (20:18) und 6:1 gewann.

Aber Sieger waren sie beide in dieser elektrisierenden Nachtshow in lauer Frühlingsluft, auch wenn einer von ihnen, der unglückliche Kohlschreiber, als Verlierer von der Bühne marschierte. "Natürlich ist es bitter, auch traurig, dass ich verloren habe", sagte Kohlschreiber später, nach der 2:54-Stunden-Schlacht in der Wüste. "Aber ich kann stolz auf mich sein. Das war das beste Spiel meines Lebens." Auch Murray stand noch ganz unter dem Eindruck des gnadenlosen und gnadenlos guten Fights, als er verschwitzt und ausgepumpt im Presseraum auftauchte: "Ich glaube nicht, dass ich jemals noch mal so ein Spiel spielen werde", sagte er. "So was wie heute habe ich noch nie in zwölf Jahren auf der Tour erlebt."

"Furchtbares Glück"

Unglaublich, aber wahr: Der dritte, entscheidende Satz dieser erinnerungswürdigen Partie war schneller vorbei als die Glückslotterie des Tiebreaks im zweiten Akt - die dauerte sage und schreibe 31 Minuten und sechs Sekunden. Und in diesem Tiebreak war es Kohlschreiber, der nicht weniger als sieben Matchbälle ausließ, drei davon auch mit eigenem Aufschlag. Murray wehrte einen der Siegpunkte mit einem völlig verrückten Stoppball aus schier unmöglichem Winkel ab, er gestand später, er habe dabei "furchtbares Glück gehabt." Beim Stand von 15:15 in der aufgeheizten Atmosphäre auf dem ausverkauften Centre Court vergaßen Schiedsrichter und beide Spieler sogar den fälligen Seitenwechsel, der wurde dann bei 16:16 nachgeholt. "Bei ein, zwei Matchbällen habe ich leider die falschen Entscheidungen getroffen. Aber es war irgendwie eine große Freude, in diesem Match zu stehen. Ich merkte noch im Spiel, dass es etwas ganz Besonderes ist", sagte Kohlschreiber später gegenüber tennisnet.com. "Diesen Abend werde ich nicht mehr vergessen."

Im dritten Satz hielt Kohlschreiber anfangs noch gut mit, doch mit dem Break zum 3:1 war seine Widerstandskraft gebrochen. Ein weiteres Break von Murray zum 5:1 ließ das schnelle Ende im Entscheidungssatz dann noch näher rücken. Das 6:1 war schließlich nur noch Formsache für den Schotten, der Gegner Kohlschreiber später in den höchsten Tönen pries: "Es gibt nur wenige Spieler, die diese Möglichkeiten wie er haben. Die so schönes, starkes Tennis spielen können."

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