NHL

"Pick und Geld interessieren nicht"

Von Interview: Jonas Schützeneder
Die NHL fest im Blick: Leon Draisaitl gilt als sicherer Top-Pick im kommenden Draft
© Twitter/ NHL Public Realtions
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SPOX: Seit zwei Jahren sind Sie durchgehend 15 Flugstunden von Ihrer Familie und Heimat entfernt. Ein harter Umstand für einen Jugendlichen...

Draisaitl: Ja, das ist manchmal schon schwer. Man ist sehr weit weg, manchmal läuft es einfach nicht und man hätte gerne Familie und Freundeskreis hier. Ich hatte aber Glück: In Prince Albert ist die ganze Kleinstadt verrückt nach Eishockey und alle waren unfassbar nett zu mir. Dazu hatte ich täglich Kontakt nach Hause und meine Eltern haben mich natürlich auch besucht.

SPOX: Also nur ein bisschen Einsamkeit in Kanada?

Draisaitl: Ja, ein bisschen. Wir hatten auch ein gutes Team und haben viel zusammen gemacht. Mal ins Kino, oder X-Box-Turniere. Recht viel mehr war dort auch nicht geboten. Wir konnten uns total auf das Eishockey konzentrieren. Sportlich und persönlich war das genau der richtige Schritt für mich.

SPOX: Wie können wir uns denn Ihr Leben in Kanada vorstellen?

Draisaitl: Der Verein hat eine Gastfamilie organisiert und ich hatte Glück, dass ich eine sehr nette ältere Frau zugeteilt bekommen habe. Sie hat sich sehr um mich gekümmert, auch wenn sie vom Eishockey nicht viel wusste. Die Woche bestand eigentlich durchgehend aus Training oder Spielen. Außerdem hat jeder Spieler vom Klub ein kleines Taschengeld bekommen. Jeder das gleiche. Im ersten Jahr bin ich auch noch zeitweise zur Schule gegangen. Was hart war, waren die Temperaturen. Einmal hatten wir sogar minus 50 Grad, im Winter täglich minus 30. Aber man gewöhnt sich daran. Zweiter Pulli und dicke Jacke drüber, dann geht's los.

SPOX: Man könnte meinen, dass Sie mittlerweile so schnell nichts mehr aus der Bahn bringt...

Draisaitl: Naja, man wird eben schnell selbstständig. Man muss sich täglich selbst um alles kümmern und versuchen, seine Ziele zu erreichen. Mir hat es enorm weitergeholfen und ich sehe, dass ich mich sportlich und persönlich weiterentwickelt habe.

SPOX: Als "German Gretzky" haben Sie zuletzt mehrfach Draft-Analysen bezeichnet. Freut Sie das?

Draisaitl: Naja, das geht schon zu weit. Es ist wohl der beste Spieler aller Zeiten und ich bin noch nicht einmal in der Liga. Ich habe noch viel vor mir und werde lieber an meinem Spiel arbeiten, als mir groß darüber Gedanken zu machen.

SPOX: Sie sind derzeit kurz in Deutschland, wo gerade die DEL-Playoffs laufen. Ihr Favorit?

Draisaitl: Ganz klar Köln! Das ist meine Heimat und ich glaube, die Haie haben dieses Jahr eine starke Truppe und können den Titel holen.

SPOX: Gab es für Sie als Kind eigentlich immer nur Eishockey oder auch andere Sportarten?

Draisaitl: Ja, das ist eine witzige Geschichte. Ich habe früh mit dem Eishockey begonnen aber dann wieder aufgehört und lieber Fußball gespielt.

SPOX: Warum?

Draisaitl: Ganz ehrlich? Ich hatte einfach keine Lust mehr, mich mit der kompletten Montur immer so lange an - und auszuziehen. Beim Fußball ging das eben schneller. Ich bin dann aber zum Glück schnell wieder zum Eishockey zurückgekommen.

Seite 1: Leon Draisaitl über den Draft, die NHL-Mannschaften und das DEB-Team

Seite 2: Leon Draisaitl über sein Leben in Kanada die DEL-Playoffs

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