NHL

"Pick und Geld interessieren nicht"

Von Interview: Jonas Schützeneder
Die NHL fest im Blick: Leon Draisaitl gilt als sicherer Top-Pick im kommenden Draft
© Twitter/ NHL Public Realtions

Beim kommenden NHL-Draft ist der Kölner Leon Draisaitl ein heißer Kandidat für die Top-Picks. Im SPOX-Interview spricht der 18-Jährige über große Verträge, Einsamkeit in Kanada und verrät, warum er einst nicht mehr Eishockey spielen wollte.

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SPOX: Leon, noch etwa zehn Wochen bis zum NHL-Draft. In aktuellen Prognosen werden Sie an Rang 4 gezogen. Schon nervös?

Leon Draisaitl: Nein, nicht wirklich. Ich habe eine ordentliche Saison in Kanada gespielt und was dann genau beim Draft passiert, kann ich sowieso nicht beeinflussen. Ich hoffe, dass ich von einem Team gewählt werde und dann in der NHL spielen darf.

SPOX: Mit den Prince Albert Raiders haben Sie in der Nachwuchs-Liga WHL in Kanada eine überragende Saison mit 105 Scorerpunkten in 64 Spielen abgeliefert. Ein gutes Bewerbungszeugnis?

Draisaitl: Ich denke schon. Ich habe konstant gut gespielt, war auch durchgehend fit. Mit der Quote kann ich auf jeden Fall zufrieden sein. Ich habe mich gut entwickelt.

SPOX: Trotzdem kam das frühe Playoff-Aus in der 1. Runde. Ein Nachteil im Draft?

Draisaitl: Naja, natürlich ist es nie schlecht, wenn man in den Playoffs weit kommt. Und wir waren gegen Edmonton auch auf Augenhöhe. Die NHL-Teams haben aber ein sehr gutes Scouting und viele Videos, da ist das Ausscheiden jetzt auch nicht so dramatisch. Aber natürlich spiele ich Eishockey um zu gewinnen.

SPOX: Sie wären nach aktuellem Stand der am höchsten gezogene deutsche Spieler der Geschichte. Ein großer NHL-Vertrag wäre sicher, sofort würde riesiger Hype entstehen. Sind Sie vorbereitet?

Draisaitl: Der Pick und das Geld interessieren mich wirklich nicht. Ich spiele, weil ich diesen Sport liebe. Natürlich denkt man manchmal darüber nach, was passieren könnte. Ich habe auch keine Liste an Dingen, die ich mir unbedingt kaufen will. Bis Juni kann ich mich nur bestmöglich vorbereiten und dann sehen wir, was rauskommt. Aber ich habe während der letzten Monate schon gemerkt, dass das Interesse der Medien zunimmt. Damit muss ich klarkommen und bisher gibt es auch keine Probleme.

SPOX: Zugenommen hat sicher auch das Interesse der NHL-Teams. Gab es schon Kontakte?

Draisaitl: Ja, das ist auch ganz normal. Ich habe bisher etwa mit zehn Teams gesprochen. Das ist aber meist eher so ein Abtasten, man will sich kennenlernen und es kommt öfter vor, dass Scouts nach den Spielen kurz mit dir sprechen oder dich auch einmal zum Essen einladen.

SPOX: Sie können sich beim Draft Ihr Team logischerweise nicht aussuchen. Wenn es so wäre, wen würden Sie wählen?

Draisaitl: Ich war eigentlich immer Fan der Red Wings, das hätte was. Aber wie Sie sagen, kann ich das nicht beeinflussen, ich kann nur gut spielen.

SPOX: Stichwort spielen: Wie sieht der Plan für die nächsten Wochen aus?

Draisaitl: Das kann ich noch nicht genau sagen. Ich bin im nächsten Lehrgang der Nationalmannschaft dabei und freue mich auch schon sehr darauf. Dann kommt es drauf an: Wenn ich bei der WM dabei bin, dann spiele ich dort. Wenn nicht, fliege ich nach Ottawa um mich dort für den NHL-Combine vorzubereiten.

SPOX: DEB-Coach Pat Cortina schwärmt in höchsten Tönen von Ihnen. Hatten Sie zuletzt verstärkt Kontakt oder war die erste Einladung zur Nationalmannschaft eine Überraschung?

Draisaitl: Nein, wir hatten via Mail mehrmals Kontakt und da hatte er schon angedeutet, dass er mich einladen will. Ich habe mich dann riesig gefreut, es ist eine Ehre mein Land zu vertreten.

SPOX: Jetzt muss natürlich die Anmerkung kommen: Damit wandeln Sie auf den Spuren Ihres Vaters, der insgesamt 146 Spiele für die DEB-Auswahl absolviert hat.

Draisaitl: Ja, das musste jetzt kommen. Natürlich hat mein Vater großen Anteil an meiner Entwicklung. Mindestens so stark hat mich aber auch der Rest der Familie unterstützt. Ich denke da an meine Mutter, die viel gefahren ist, stundenlang in kalten Hallen saß und mir beim Spielen zugesehen hat. Dazu noch meine Schwester, die mir immer geholfen hat. Ohne meine Familie wäre das alles nie gegangen.

Seite 1: Leon Draisaitl über den Draft, die NHL-Mannschaften und das DEB-Team

Seite 2: Leon Draisaitl über sein Leben in Kanada die DEL-Playoffs

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