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NFL-Spielbericht: Vintage-Wilson! Chiefs verlieren auch in Seattle

Von Pascal De Marco
Russell Wilson nutzte die Lücken in der Chiefs-Defense eiskalt aus.
© getty

Die Seattle Seahawks haben im Sunday Night Game einen beeindruckenden Erfolg gegen die Kansas City Chiefs gefeiert und damit den Playoff-Einzug klargemacht. Beim 38:31 spielte Russell Wilson sein bestes Spiel dieser Saison und verantwortete eine offensive Leistung, wegen welcher Seattle mit der starken Chiefs-Offense mithalten konnte.

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Die Niederlage der Chargers gab den Chiefs ein wenig Spielraum und nicht den unbedingten Zugzwang, gegen die Seahawks gewinnen zu müssen. Die Seahawks hingegen hätten mit einer Pleite ihren fünften Platz in der NFC und damit ein Duell gegen die Bears, die Rams oder sogar das Verpassen der Playoffs befürchten müssen. Dementsprechend motiviert ging man in die erste Hälfte.

Die Seahawks hatten das gefährliche Passing Game der Chiefs gut im Griff und zwangen Patrick Mahomes zu einer Reihe Incompletions. Selbst bekam man das Run Game in die Gänge und ging schnell mit einem Touchdown durch Chris Carson in Führung. Die Antwort der Chiefs war lediglich ein Field Goal von Harrison Butker und als die Chiefs-Offense endlich angekommen zu sein schien, nachdem Damien Williams einen Touchdown-Pass nach Play Action von Mahomes fing, fumblte Williams im darauffolgenden Drive und gab den Seahawks all das verlorene Momentum zurück.

Seattle nutzte das kurze Feld für einen Touchdown-Pass in die Hände von Nick Vannett. Ansonsten aber hatte man nach ordentlichem Start deutliche Probleme mit KC's Pass Rush. Die Chiefs wollten vor der Pause noch einmal zurückschlagen, doch fumblte Chris Conley nach einem 23-Yard-Pass von Mahomes, weil er den Ball unsauber trug. Justin Coleman schlug den Ball frei. MVP-Kandidat Mahomes beendete die erste Halbzeit mit gerade einmal 82 Passing Yards.

Seattle Seahawks: Russell Wilson läuft zu Höchstform auf

Eine zweite derartige Halbzeit spielt Mahomes in dieser Saison nicht und so nahm er ein par fabulöse Pässe beim ersten Drive der zweiten Spielhälfte vor. Kein Pass war aber besser als der Touchdown-Pass zu Charcandrick West, bei dem er aus der Bewegung heraus einen Sidearm-Wurf gegen die Laufrichtung losließ. Bitter nur, dass die Defense der Chiefs im darauffolgenden Drive nicht existent war. Tremon Smith verpatzte einen Tackle gegen Ed Dickson bei 3rd and Long und kurz darauf schlug Doug Baldwin Steven Nelson zum Touchdown.

Wilson leitete im vierten Viertel seinerseits einen traumhaften Drive, bei dem er dem Pass Rush auswich und mit den Beinen viele Yards abspulte. Sein Touchdown-Pass zu Ed Dickson entfernte Seattle um 11 Punkte von KC. Mahomes (23/40, 273 YDS, 3 TD) allerdings kam schnell zurück und warf einen perfekt platzierten Touchdown zu Demarcus Robinson im Eck der Endzone. Seine Two-Point-Conversion brachte die Chiefs auf 3 Punkte heran.

Wilson (18/29, 271 YDS, 3 TD) schien von seinem Kontrapart allerdings nur motiviert zu werden. Sein finaler Touchdown-Drive erinnerte an die Glanzzeiten Seattles. Er spielte einen traumhaften Tear-Drop-Pass in den Lauf von Tyler Lockett. Kurz darauf brachte er einen ähnlichen aus dem Lauf heraus zu Doug Baldwin an um die Seahawks prompt an Kansas Citys 1 zu positionieren. Carson lief den Ball in die Endzone und bescherte den Seahawks somit einen Sieg, der die Playoffs garantiert. Die Chiefs hingegen vertagen die Entscheidung auf den Home-Field-Advantage in der AFC.

Seahawks vs. Chiefs - die wichtigsten Statistiken

Seattle Seahawks (9-6) vs. Kansas City Chiefs (11-4) 38:31 (7:3, 7:7, 10:7, 14:14) BOXSCORE

  • Russell Wilson hat seinen 34. Touchdown-Pass der Saison geworfen. Insgesamt steht er bei nunmehr 195 und hat Dave Krieg für die meisten geworfenen TD-Pässe in der Seahawks-Geschichte eingeholt.
  • Tyler Lockett hat früh im Spiel gegen die Chiefs seinen 52. Pass dieser Saison gefangen. Das ist für ihn ein persönlicher Karriere-Höchstwert.
  • Mit Touchdowns in den letzten 3 Spielen ist Chris Carson derzeit nicht nur in Höchstform. Die Touchdown-Serie ist die längste seiner Karriere. Er ist außerdem der erste 1.000-Yard-Rusher für die Seahawks seit Marshawn Lynch.
  • Patrick Mahomes hatte mit seinem 46. Touchdown-Pass in dieser Saison zu einem Elite-Kreis aufgeschlossen. Das ist vor ihm nur Peyton Manning, Tom Brady, Dan Marino und Drew Brees gelungen. Später schraubte er seine Ausbeute auf 48 herauf. Seine 31 Touchdown-Pässe auf fremden Terrain sind die meisten eines Quarterbacks in einer Saison in der Geschichte der NFL.
  • Die Chiefs hatten nach dem ersten Viertel gerade einmal 3 Punkte auf dem Scoreboard. Das ist für sie der schlechteste Wert in dieser Saison.
  • Kansas City hat in dieser Saison gegen die Patriots, Rams, Chargers und Seahawks verloren. Bei den Niederlagen erzielte man im Schnitt 37,5 Punkte.
  • Chris Jones hat seine Sack-Serie auf 11 aufeinanderfolgende Spiele mit einem Sack ausgebaut. Das ist die längste Serie in der Geschichte der NFL.

Der Star des Spiels: Russell Wilson (Seattle Seahawks)

Wilson nutzte die Probleme der Chiefs-Secondary ideal aus. Er machte kontinuierlich die richtigen Reads, verließ die Pocket wenn es angebracht war und sein Deep-Passing-Game war herausragend. Gerade im zweiten Durchgang lief er zur Höchstform auf und spielte sein bestes Spiel der Saison. Auch aus der Bewegung heraus brachte er Tear-Drop-Pässe an, die sonst nur wenige Playcaller spielen können. In dieser Form spielen die Seahawks auch in den Playoffs eine Rolle.

Der Flop des Spiels: Chiefs Cornerbacks

Wenn der Pass Rush der Chiefs keinen Druck ausüben kann, besteht für KC immer Gefahr. Das war auch gegen das limitierte Passing Game der Seahawks zu sehen. Die nämlich scorten in Drives, in denen sie mit 3rd&13- und 3rd&15-Situationen konfrontiert waren. In Sachen Coverage und Open-Field-Tackles sahen Steven Nelson, Tremon Smith und Charvarius Ward mehrmals nicht gut aus. Dieser Faktor könnte den Chiefs noch zum Verhängnis werden.

Analyse Chiefs vs. Chargers: Die Taktiktafel

  • Die Chiefs starteten das Spiel mit ungewohnt großen Problemen im Passing Game. Das hatte in erster Linie mit der hervorragenden Coverage der Seahawks zu tun, die nur beim zweiten Drive schlecht aussah, aber mit dem blauen Auge davon kam. Erfolg hatten die Chiefs dagegen vielmehr mit dem Running Game und vor allen bei Outside Zone Runs.

  • Wenn das Spiel in die Horizontale ging, sahen die Chiefs ohnehin sehr ordentlich aus. Die Miss-Dircetion-Jet-Sweeps und Option Plays sahen viel Raumgewinn, wenn der Ball in die Hände von Tyreek Hill gegeben wurde. Hier war Seattle enorm darauf fokussiert, das Zentrum zu unterbinden und Mahomes keine Möglichkeiten zu geben, Plays zu verlängern.

  • Die Seahawks hingegen waren wieder einmal um ein enorm lauflastiges Spiel bemüht. Wenn man zum Pass überging, musste man der Stärke KC's Defense ausweichen: Dem Pass Rush. Dafür nutzte man das Play-Action-Game, welches durch die Gefahr des Running Games ständig eine gute Option war und schnelle Pass-Optionen für Russell Wilson, der den Ball selten lange in der Hand hielt. Immer wieder waren Slant- und Out-Routes gegen Off Coverage zu erkennen, die Wilson gleich mit dem ersten Read nutzen konnte.

  • Nachdem sich Kicker Sebastian Janikowski bei einem Roughing-the-Kicker-Foul verletzte, mussten die Seahawks improvisieren. Rookie-Punter Michael Dickson übernahm in der zweiten Hälfte die Kickoffs und regelte das per unkonventionellem Drop Kick. Dieser ist aufgrund der Form des Balles natürlich enorm Anspruchsvoll. So ging der zweite Versuch ins Seitenaus und gab den Chiefs tolle Feldposition.
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