NFL

Revivals, Feierbiest & Cowboys-Drama

Von Adrian Franke
Wie können sich Eli Manning, Johnny Manziel und Robert Griffin III in der Preseason präsentieren?
© getty
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Welcher Free Agent schlägt ein?

Viele Millionen Dollar werden jedes Jahr in neue Spieler gesteckt, deren Verträge ausgelaufen waren oder die in den Planungen ihrer früheren Teams keine Rolle mehr gespielt haben. Die große Frage: Welche Free-Agent-Neuzugänge schlagen beim neuen Team ein?

Fast ein sicherer Kandidat hierfür ist Darrelle Revis. Der Cornerback wurde in Tampa entlassen, bei den Patriots erhielt er einen Einjahresvertrag über zwölf Millionen Dollar. Coach Bill Belichick wird Wege finden, den 29-Jährigen gemäß seiner Stärken perfekt einzusetzen und Revis Island wieder eröffnen. Damit wird New England neue Möglichkeiten im Pass-Rush und an der Line haben, wenn sich Revis alleine um den gegnerischen Top-Receiver kümmert.

Deutlich schwieriger wird es für Eric Decker. In Denver profitierte der Receiver von Peyton Manning sowie der Aufmerksamkeit, die Demaryius Thomas, Julius Thomas und Wes Welker auf sich zogen. Bei den Jets wird er der Nummer-1-Receiver sein, also mutmaßlich zwei Mal gegen Revis spielen, und aller Voraussicht nach Pässe von Geno Smith, der gegen Michael Vick im internen Duell klar die Nase vorne haben soll, fangen.

Ebenfalls ein Neuzugang, auf dem viel Druck lastet, ist Henry Melton. Der Defensive Lineman erhielt von den Cowboys einen Vierjahresvertrag über 29 Millionen Dollar und muss helfen, die durch die Abgänge von Jason Hatcher und DeMarcus Ware entstandenen Lücken zu schließen. Melton war ligaweit eine der etwas unterbewerteten Neuverpflichtungen, könnte für Dallas aber eine große Verstärkung sein.

Noch ein weiterer D-Lineman, der etwas unter dem Radar fliegt und voll einschlagen könnte, ist Arthur Jones. Der Defensive End wurde in der Vorsaison von "Pro Football Focus" als zwölftbester 3-4-DE eingestuft, in Indianapolis wird der frühere Raven sofort voll im Scheinwerferlicht stehen: Die Colts müssen die ersten vier Spiele ohne Robert Mathis bestreiten.

Wer wird das Turnaround-Team?

In kaum einer anderen Liga ist es so möglich wie in der NFL, vom schlechtesten zum besten Team aufzusteigen. Mit den Houston Texans (2 Siege, 14 Niederlagen), den Washington Redskins (3-13) und den Tampa Bay Buccaneers (4-12) gibt es gleich drei heiße Kandidaten für diesen Turnaround.

Houston baut dabei extrem auf seine Defense. Während nach dem Abgang von Matt Schaub Ryan Fitzpatrick das Team als Quarterback anführen soll, Star-Receiver Andre Johnson wochenlang öffentlich seine Unzufriedenheit zeigte und Backup-RB Ben Tate nach Cleveland ging, lässt die Defense Houston träumen. Linebacker Brian Cushing kehrt nach zwei schweren Verletzungen zurück und die ganze Liga ist auf das Duo J.J. Watt/Jadeveon Clowney gespannt.

Bei Washington indes gibt es Fragezeichen in der Secondary und der Defense allgemein. Zwar wurde hier mit Jason Hatcher und Ryan Clark erfahrene Hilfe geholt, gleichzeitig hinterlässt London Fletcher (Karriereende) eine Lücke. Vor allem offensiv darf man aber auf den wiedergenesenen Robert Griffin III unter Jay Gruden sowie auf Neuzugang DeSean Jackson, der gemeinsam mit Pierre Garcon eines der schnellsten Receiver-Duos der Liga bildet, gespannt sein. Dazu bietet Andre Roberts (aus Arizona) neue Optionen im Slot.

Die besten Chancen haben hier allerdings die Tampa Bay Buccaneers. Unter dem neuen Head Coach Lovie Smith haben sich die Bucs mit Defensive End Michael Johnson und Cornerback Alterraun Verner sinnvoll und gut verstärkt, während Darrelle Revis, der schlicht nicht ins System gepasst hat, gehen durfte.

Die Defense unter Smith wird gut sein, dazu wurde die Offense deutlich aufgebessert. Anthony Collins und Evan Dietrich-Smith verstärken die O-Line, Doug Martin ist zurück nach seiner Schulter-OP und mit Mike Evans, Austin Seferian-Jenkins und Vincent Jackson kann Tampa ein absolutes Größen-Mismatch für fast jede Secondary aufbieten. Der neue Quarterback Josh McCown kennt sich darüber hinaus mit großen Receivern aus Chicago (Brandon Marshall, Alshon Jeffrey) bestens aus.

Wie schlägt sich die Cowboys-Defense?

Ein einziges Fragezeichen ist, wie Dallas in der kommenden Saison seine Gegner stoppen will. Kein Team erlaubte in der Vorsaison mehr Yards pro Spiel (415,3) als Dallas - insgesamt waren es die drittmeisten in der Geschichte der NFL (6.645). Nur sechs Teams ließen zudem mehr Punkte zu als die Cowboys.

Doch anstatt hier anzusetzen, musste das Team größtenteils aus finanziellen Gründen noch herbe Schwächungen hinnehmen. Mit DeMarcus Ware ging der Leader der Defense in der Off-Season nach Denver, darüber hinaus verließ Jason Hatcher Dallas ausgerechnet zum Division-Rivalen Washington - kein Cowboy hatte in der Vorsaison mehr Sacks als der 32-Jährige (11). Als Ersatz kam Henry Melton aus Chicago.

Aber hier endet das Drama noch längst nicht: Linebacker Sean Lee riss sich gleich zu Beginn der Saisonvorbereitung das Kreuzband, als Ersatz für den nach Ware als Leader der Defense fest eingeplanten, hochtalentierten Linebacker stehen DeVonte Holloman, Rolando McClain, Anthony Hitchens und Justin Durant bereit.

Und noch immer ist hier nicht das Ende der Hiobsbotschaften erreicht. Defensive End DeMarcus Lawrence, der im Draft Anfang Mai in der zweiten Runde gewählt wurde, um Dallas' Pass-Rush wiederzubeleben, hat sich Ende Juli den rechten Fuß gebrochen und fällt bis zu zehn Wochen aus - das erste Saisondrittel ist für den Rookie definitiv gelaufen.

Damit ist die Secondary auf dem Papier der beste Part der Cowboys-Defense. Allerdings ließ Dallas in der Vorsaison 286,8 Passing-Yards pro Spiel zu, der drittschwächste Wert. Doch mit weiter geschwächtem Pass-Rush werden die Cornerbacks Brandon Carr und Morris Claiborne noch stärker im Fokus stehen und müssen endlich die hohen Erwartungen erfüllen.

Wird die Tempo-Offense weiter intensiviert?

Fans dürfen sich aller Voraussicht nach auf deutlich mehr Snaps freuen. Die Denver Broncos (1.156 Offensive Scrimmage Plays) sowie die schon seit Jahren so operierenden New England Patriots (1.138) hatten zuletzt mit der schnellen No-Huddle-Offense großen Erfolg, auch Philadelphia (1.054) unter seinem neuen Head Coach Chip Kelly beeindruckte hier phasenweise.

Da erfolgreiche Strategien natürlich Interesse wecken, dürfte hier ein neuer Trend geschaffen sein, der sich fortsetzen wird. Unter anderem die Buffalo Bills, die letztes Jahr hier schon Topwerte erzielten, aber auch die Cincinnati Bengals und die Green Bay Packers kündigten an, das Tempo anzuziehen.

"Das scheint die Antwort für einige der Dinge zu sein, die Defenses machen", erklärte Packers-QB Aaron Rodgers und Head Coach Mike McCarthy fügte hinzu: "Wir spielen schon ziemlich schnell, aber man will immer noch schneller sein. Vor allem mit einem Quarterback wie Aaron, der schneller als alle spielt, die ich kenne."

Damit rückt selbstverständlich auch die Defense in den Fokus. Die Calls sollen angeblich verkürzt, gleichzeitig wird die Blitz-Frequenz nicht runter geschraubt werden. Physisch wird das Spiel so aber für beide Seiten deutlich anspruchsvoller - die Effekte könnten Fehler und somit aber auch mehr Punkte werden.

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