NBA

"Einfacher, wenn die Tochter lacht"

Von Für SPOX in Dallas: Tobias Rochau
Dirk Nowitzki ist auch in diesem Jahr der unumstrittene Anführer der Dallas Mavericks
© getty

Die Dallas Mavericks (9-6) hatten einen fabelhaften Saisonstart erwischt, ehe sie zuletzt gegen die Denver Nuggets erst auswärts, dann daheim verloren. Jetzt geht es gegen die Golden State Warriors. Laut Dirk Nowitzki eine der schwerstmöglichen Aufgaben. Im SPOX-Interview spricht der deutsche Superstar über den Saisonstart, den Spagat zwischen Familie und Beruf sowie das Wettrennen mit Kevin Garnett.

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SPOX: Nach dem Saisonstart ist der Anspruch der Mavericks sicher, besser zu sein als die Nuggets. Dennoch gab es jetzt zwei Niederlagen, zuletzt die erste Heimpleite. Wie erklären Sie sich das?

Dirk Nowitzki: Wir haben gut angefangen, aber dann haben wir etwas nachgelassen. Denver hat eine unglaubliche Quote geworfen, besonders im dritten Viertel, und solche Spiele kann man dann nicht immer gewinnen. In so einem Fall lastet sehr viel Druck auf der Offensive, und wenn dann ein paar Würfe nicht fallen und der Gegner trifft so wie Denver heute, dann ist es sehr schwierig. Jetzt wird es natürlich nicht einfacher: Mit Golden State wartet am Mittwoch eine der Topmannschaften im Westen auf uns.

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SPOX: Mit Samuel Dalembert hat Rick Carlisle einem wichtigen Spieler einen Denkzettel verpasst. Er hatte das Shootaround verpennt...

Nowitzki: Sam hat sich entschuldigt bei uns - und damit hat sich das erledigt. Es ist passiert, aber wir brauchen ihn. Er ist eine wichtige Stütze für das Team. Solange es nicht jeden dritten Tag passiert, habe ich kein Problem damit. Ich habe es schon abgehakt.

SPOX: Für Sie persönlich hatte das Spiel auch etwas Positives: Sie haben Kevin Garnett von Platz 14 der All-Time Scoring List verdrängt (zwischenzeitlich ist Garnett wieder an Nowitzki vorbeigezogen, d. Red.).

Nowitzki: Das ist eine riesige Ehre für mich. Letzte Woche Reggie Miller und jetzt KG. Über die Jahre hatten wir sehr packende Spiele gegeneinander, ich genieße es jedes Mal, gegen ihn zu spielen. Er ist einer der besten NBA-Spieler auf seiner Position. Was er am Anfang seiner Karriere besonders in der Defensive geleistet hat, war sensationell. Wie gesagt, unter den Top 15 zu sein, ist eine riesige Ehre, aber zur Zeit interessiert mich das weniger. Dieses Jahr will ich mit der Mannschaft in die Playoffs. Wenn ich irgendwann meine Karriere beende, dann kann ich auf solche Statistiken schauen und stolz drauf sein.

SPOX: Apropos Playoffs: Der Start in die Saison hat die Hoffnungen in diese Richtung nur genährt, oder?

Nowitzki: Bisher lief es ganz gut, aber jetzt haben wir natürlich zwei dumme Niederlagen in Folge kassiert. 9-4 sah gut aus, und wenn ich in Denver den Wurf am Ende mache, dann gewinnen wir das Spiel wahrscheinlich. Wir hatten echt ein paar gute Spiele dieses Jahr, wo schon etwas Playoffstimmung aufkam - wie gegen Memphis. Und Houston war der Wahnsinn letzte Woche. Zu Hause sind wir natürlich sehr gut gestartet, wir wollen die Heimbilanz weiterhin so positiv gestalten.

SPOX: Mit Monta Ellis haben sie einen Spieler an der Seite, dem die klaren Strukturen und Hierarchien in Dallas gut zu tun scheinen.

Nowitzki: Monta war bis jetzt immer aggressiv. Er trifft sehr gut aus der Halbdistanz und hat schon einige Spiele für uns entschieden. Er hat alles das gezeigt, was wir uns von ihm erhofft haben am Anfang. Er ist ein echter Leader - nicht nur auf dem Court, sondern auch im Locker Room.

SPOX: Und wie gefällt ihnen Jose Calderon bislang?

Nowitzki: Jose war am Anfang der Saison etwas kalt, aber inzwischen trifft er fast 50 Prozent von der Dreierlinie. Es ist echt Wahnsinn, was der von außen alles reinballert.

SPOX: Das klingt so, als wären Sie sehr zufrieden mit der Zusammenstellung des Teams.

Nowitzki: Ich glaube, wir passen als Mannschaft sehr gut zusammen. Das einzige Problem, das wir haben - aber das wussten wir auch schon vor der Saison -, ist die Defensive. Aber da müssen wir als Mannschaft zusammen arbeiten und besser werden. Manchmal müssen wir die Spiele mit der Zone verlangsamen, und wenn es Spitz auf Knopf steht, müssen wir Wege finden, die Spiele mit der Verteidigung zu gewinnen. Es muss insgesamt etwas konstanter werden.

SPOX: Ihrer Mannschaft zugute halten muss man aber, dass sie schon auf offensivstarke Mannschaften getroffen ist, oder?

Nowitzki: Ich muss sagen, dass der ganze November ein Monster-Spielplan für uns war und ist. Wir hatten nur Back-to-Backs am Freitag und Samstag. Als ich den Spielplan vor der Saison gesehen habe, habe ich gleich gesagt, dass der November der schwerste Monat überhaupt wird. Wenn wir jetzt durch die Woche durchkommen, dann sieht es gut aus. Im Dezember haben wir dann erst mal nur vier spiele in 13 Tagen. Nächste Woche ist noch mal wirklich übel, aber da müssen wir jetzt durch. Viel trainieren können wir zur Zeit nicht. Etwas werfen und Krafttraining, aber das ist auch alles. Da muss man mental schon stark sein und auch mal komplett abschalten können, damit man am nächsten Tag wieder frisch an die Sache rangehen und sein Bestes geben kann.

SPOX: Hilft Ihnen Ihre Tochter beim Abschalten? Oder erschwert so ein Baby die Sache noch?

Nowitzki: Im Moment ist es insgesamt schwierig. Wenn wir gewinnen und ich komme nach Hause, dann ist alles gut. Aber wenn wir verlieren kann ich leider nicht direkt abschalten. Aber das war schon meine ganze Karriere so, das wird sich auch jetzt nicht mehr ändern. Obwohl es schon etwas einfacher ist, wenn dich deine Tochter anlacht, wenn du nach hause kommst. Das Gute ist, dass sie noch nicht weiß, wann wir gewonnen oder verloren haben (lacht).

SPOX: Wie gelingt Ihnen insgesamt der Spagat zwischen Familie und Beruf?

Nowitzki: Bis jetzt läuft es sehr gut. Meine Frau lässt mich schlafen, sodass ich nachts nicht aufstehen muss. So kann ich mich gut erholen und am nächsten Tag wieder meine Leistung abrufen. Es passt also.

Der Spielplan der Dallas Mavericks

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