NBA

Mr. Clutch entscheidet Abwehr-Schlacht

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki (l.) und die Dallas Mavericks mussten sich den Lakers geschlagen geben
© Getty

Erfolgsserie gerissen: Die Dallas Mavericks kontrollieren Kobe Bryant und hatten genügend Chancen, doch am Ende verlieren sie bei den Los Angeles Lakers knapp mit 70:73. Der Matchwinner war Derek Fisher, der am Ende heiß lief und den entscheidenden Dreier traf.

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Dirk Nowitzki begann wie Bryant schwach und verwarf seine ersten 6 Würfe. Im Spielverlauf steigerte er sich und beendete die Partie als Topscorer mit 21 Punkten (8/17) und 8 Rebounds. Seine 3 Turnover, die er allesamt im letzten Viertel beging, erwiesen sich jedoch als folgenschwer.

Ähnlich durchwachsen die Leistungen von Bryant: Nach 4 Spielen in Serie mit mindestens 40 Punkten wurde er von der Mavs-Defense kontrolliert und kam nur selten zum Drive. Sein Sprungwurf ließ ihn derweil im Stich (7/22 für 14 Punkte). Für LA überzeugte neben Fisher Center Andrew Bynum (17 Punkte, 15 Rebounds).

Für Dallas (8-6), das nach 5 Erfolgen wieder einen Rückschlag erlitt, war dies der Auftakt zu einem Vier-Spiele-Road-Trip. Die Lakers (10-5) hingegen können zwei Tage Pause genießen, bevor sie zum nächsten Topspiel zu den Miami Heat (8-4) reisen.

Eine Schrecksekunde ereilte Vince Carter: Der Mavs-Swingman hatte mit dem Buzzer den Dreier zum möglichen Ausgleich verworfen. Bei dieser Aktion verletzte er sich am linken Fuß und wird noch eingehend untersucht. Ob und wie lange er ausfällt, steht noch nicht fest. "Ich habe einen falschen Schritt gemacht und plötzlich hörte ich ein 'Popp'. Der Fuß ist nicht gebroche, aber es ist angeschwollen", sagte Carter.

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Reaktionen:

Derek Fisher (Los Angeles Lakers) über seinen siegbringenden Dreier: "So etwas mache ich eben. Wenn sich eine solche Möglichkeit ergibt, habe ich genug Selbstvertrauen, um nach vorne zu treten und die richtige Entscheidung zu treffen. Ich kann von Glück sagen, dass ich in meiner Karriere viele solcher Big Plays hatte."

Mike Brown (Trainer Los Angeles Lakers): "Mir gefällt es, dass wir nicht punkten konnten und dennoch gewonnen haben. Hoffentlich verstehen es meine Jungs, dass wir nicht nur schön anzusehende Spiele und High-Tempo-Spiele gewinnen können, sondern auch hässliche Spiele."

Rick Carlisle (Trainer Dallas Mavericks) über Fishers Dreier: "Wir haben uns dazu entschieden, dass Bryant den Ball nicht in der Hand halten darf. Deswegen waren wir zu spät an Fisher dran. Es war ein großartiger Wurf von ihm. Wir müssen damit leben, auch wenn es hart ist."

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Vor dem Tipoff: Keine Überraschungen auf beiden Seiten. Die Lakers mit Fisher, Bryant, Matt Barnes, Pau Gasol und Bynum. Für Dallas beginnen Jason Kidd, Delonte West, Shawn Marion, Nowitzki und Brendan Haywood.

2.: Nervöser Start: Die Lakers mit 4 Fehlwürfen und die Mavs mit 2 Ballverlusten zum Auftakt. Marion bricht den Bann. 2:0 Mavs.

5.: Standing Ovations im Staples Center für Odom, der im Sommer von den Lakers nach Dallas getradet wurde. Gänsehaut. 6:6.

9.: Haywood und Bynum suchen das direkte Duell. Erst blockt Haywood gegen Bynum, dann verwirft er selbst den Sprungwurf. Im Gegenzug trifft Bynum nach einem schnellen Spin Move gegen Haywood. 13:10 Lakers.

12.: Was war das denn? Der wie Kobe weiter punktlose Nowitzki mit dem Mitteldistanzwurf - und herauskommt ein Air Ball. Gut für ihn, dass davor Carter und danach Odom ihre Dreier versenken. 18:15 Mavs.

19.: Endlich taut Dirk auf. Nach 0/6 zum Einstand trifft er 2 Jumper in Folge. Kobe noch immer ohne einen Zähler (0/5)! 30:25 Mavs.

20.: Kobe zieht nach: Layup nach Marion-Turnover und ein Dreier: 31:30 Lakers.

28.: Dallas startet heiß ins dritte Viertel: Nowitzki mit 7 schnellen Punkten, Kidd legt nach. 44:43 Mavs.

36.: Was für hässliche 12 Minuten: Die Lakers beenden das dritte Viertel mit 1/16 Würfen und verlieren den Spielabschnitt mit 7:16. 51:46 Mavs.

42.: Hitzige Szenen im Staples Center: Nowitzki verliert den Ball an Josh McRoberts, der im Break aber den Layup verlegt. Im Gegenzug macht es beim Mahinmi-Jumper nur swish. 59:56 Mavs.

44.: LA erhöht die Intensität in der Defense: Fisher-Steal, Fisher-Fast-Break, Fisher-Korbleger. Und im Angriff darauf erneut ein Fisher-Treffer. Lakers mit einem 10:0-Lauf. 66:59 Lakers.

48.: Es bleibt spannend - und dann unterläuft Nowitzki 38 Sekunden vor dem Ende ein Schrittfehler! Bitter! 70:68 Lakers.

48.: WOW! Bryant verpasst die Entscheidung, im Gegenzug trägt Terry den Ball nach vorne, nimmt sich ein Herz und trifft den Running Jumper - 9,9 Sekunden vor dem Ende! 70:70.

48.: INCREDIBLE! Dallas konzentriert sich nur auf Kobe, der passt zu Fisher und sein Dreier 3,1 Sekunden vor dem Ende passt perfekt! Carters letzter Dreier klatscht nur an die Korbanlage. Die Lakers gewinnen 73:70!

Der Star des Spiels: Derek Fisher. Er wird nicht als einer der besten Point Guards in die NBA-Annalen eingehen, dafür aber als Mr. Clutch. Mit 37 Jahren gehört er zu den Greisen der Liga und hatte im Sommer wegen seinen Verpflichtungen im Lockout als Spieler-Gewerkschaftspräsident kaum Zeit zum Workout. Gut für ihn, dass Coolness nicht trainiert werden muss. In den letzten 5:30 Minuten streute er den Mavs 9 seiner insgesamt 13 Punkte (5/9) ein, darunter der Dreier, der zum Sargnagel für die Mavs wurde. 70:70, noch 3 Sekunden auf der Spieluhr, Ballbesitz Lakers, Dallas konzentriert sich nur auf Kobe, Fisher steht dadurch frei und geht zum Dreier hoch: swish! Kurios: Es war der einzige erfolgreiche Dreier der Lakers im gesamten Spiel (1/10).

Der Flop des Spiels: Brendan Haywood. 7 Rebounds und 2 Blocks in 20 Minuten sind ordentlich, abgesehen davon trug der Starting-Center der Mavs jedoch nur wenig bei. Dass er keinen seiner 3 Würfe traf, mag man dem ohnehin ungefährlichen Haywood verzeihen. Dafür hätte er mit mehr Hingabe seinen Gegenspieler Andrew Bynum verteidigen müssen. Stattdessen dominierte Bynum die Zone (17 Punkte, 8/13, 15 Rebounds) und zeigte dem hüftsteifen Haywood in der 9. Minute mit einem eleganten Spin Move, wie beweglich ein Center sein kann. Im letzten Viertel wurde Haywood nur 1:15 Minuten eingesetzt und vom wesentlich aggressiveren Ian Mahinmi (9 Punkte, 10 Rebounds) vertreten.

Die Analyse: Wenn zwei Teams zusammengerechnet nur 143 Punkte erzielen, stellt sich die Frage nach der Ursache: Haben die Mannschaften so gut verteidigt? Oder trafen sie nur nicht ihre Würfe? Auf jeden Fall gelang es den Mavs, den zuletzt fast schon gruselig guten Bryant vom Scoren abzuhalten. Der Schlüssel: Wie in den Playoffs der Vorsaison wechselten sich die verschiedensten Spielertypen bei der Verteidigung ab. Gut zu sehen im ersten Viertel, als sich Kidd um Bryant kümmerte und diesem bei einem Fast Break den Ball klaute.

Bryant wurde so effektiv gedeckt, dass er kaum zum Korb ziehen konnte und sich auf seinen dieses Mal wackeligen Sprungwurf verlassen musste. Nach 4 Spielen hintereinander mit 40 Punkten oder mehr und einem Schnitt in den letzten 8 Partien von 38,0 Zählern wurden gegen Dallas leidliche 14 Punkte notiert.

Nowitzki mühte sich anfangs genauso (0/6) und fabrizierte freistehend sogar einen Air Ball. Wie Bryant traf er erst Mitte des zweiten Viertels seinen ersten Wurf. Doch mit zunehmender Dauer fand er seinen Touch. Nur: Ausgerechnet im letzten Viertel verlor er seine Linie. Nach 41 Minuten Spieldauer ohne einen einzigen Turnover vertändelte er in den letzten 6:43 Minuten dreimal den Ball. Vor allem das Travelling 38 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 68:70 schmerzte Dallas.

Dies war ein Produkt der starken Defense der Lakers. Dallas verteidigte ebenfalls konzentriert, in den letzten Minuten aber machte die erhöhte Intensität der Gastgeber den Unterschied. Pau Gasol glückte statistisch wenig (3/11 für 8 Punkte, 6 Rebounds), das hinderte ihn dennoch nicht daran, in der Crunchtime Nowitzki so hart zu decken, dass dieser aus dem Spiel genommen wurde. Bezeichnend, dass Nowitzki beim letzten Angriff keine Chance hatte, angespielt zu werden, und daher Carter erfolglos den letzten Dreier nehmen musste.

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