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NBA - Phil Handy von den Raptors im Interview: "Auch LeBron James will gecoacht werden"

Von DAZN/SPOX
Phil Handy hat als Assitant Coach der Cavaliers jahrelang mit LeBron James zusammengearbeitet.
© getty

Phil Handy hat in seiner siebenjährigen Karriere als Individual-Trainer und Assistant Coach in der NBA bereits mit zahlreichen Superstars wie LeBron James, Kobe Bryant oder Kevin Durant zusammengearbeitet. DAZN und SPOX trafen den neuen Mann an der Seite von Raptors-Head Coach Nick Nurse zum Interview.

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Handy sprach dabei über die Unterschiede zwischen europäischem Basketball und der NBA, seine Zusammenarbeit mit LeBron und Kobe, Rivalitäten in der NBA, seinen neuesten Schützling Kawhi Leonard und über Holger Geschwindner. Außerdem erklärte er, was es mit seinem Projekt StarVizn, einer Online-Plattform für Coaching, auf sich hat.

DAZN/SPOX: Herr Handy, nach einem kurzen Zwischenstopp in der NBA haben sie einen Großteil ihrer Karriere als aktiver Basketballer im Ausland verbracht und unter anderem in Deutschland, Frankreich und Australien gespielt. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Phil Handy: Europäischer Basketball und der Basketball, den wir hier in den USA spielen, ist etwas unterschiedlich. Man sieht jetzt viel mehr Teams, die europäischer spielen. Mehr Ballbewegung, mehr Pick'n'Rolls - es hängt nicht mehr so viel vom individuellen Talent ab, es ist mehr ein Mannschaftsspiel geworden.

DAZN/SPOX: 2011 sind Sie als Assistant Coach zu den Los Angeles Lakers gekommen und haben mit Legenden wie Kobe Bryant, Steve Nash oder Pau Gasol zusammengearbeitet. Wie war das für Sie?

Handy: Als Coach will ich die Besten trainieren. Und welcher Spieler passt da besser als Kobe Bryant? Als ich diese Chance bekommen habe, habe ich das als große Herausforderung, aber auch als gute Möglichkeit gesehen, mit einem der besten Spieler überhaupt zu trainieren und zu lernen, wie man solche Spieler coacht - ich bin dankbar für die Chance, hier in L.A. begonnen zu haben. Denn ohne diese Zeit würde ich wahrscheinlich gar nicht hier sitzen.

NBA: Phil Handy über LeBron James und Kawhi Leonard

DAZN/SPOX: Nach zwei Jahren in der Stadt der Engel folgte der Wechsel zu den Cavaliers, mit denen Sie vier Mal in den Finals standen, einen Titel nach Ohio holten und mit LeBron James zusammenarbeiten durften ...

Handy: LeBron ist einer der besten Spieler, der jemals gespielt hat. Aber auch er will gecoacht werden. Ich glaube, dass Trainer oftmals denken, dass solche Spieler nicht mehr gecoacht werden müssen. Aber das Gegenteil ist der Fall. Diese Spieler wollen herausgefordert werden und sich jeden Tag verbessern. Auch bei einem Spieler seines Kalibers gibt es immer etwas zu verbessern: Seine Fußarbeit, sein Ball-Handling, sein Wurf, sein Post-Up-Spiel. Er betrachtet das Spiel als komplettes Paket und er versucht, sich immer in jedem Bereich zu verbessern. Es ist unfassbar, einen Spieler wie ihn zu sehen, der jeden Tag aus seiner Komfortzone tritt.

DAZN/SPOX: In der Offseason hat James die Cavs verlassen und bei den Lakers unterschrieben. Was trauen Sie Ihrem ehemaligen Team mit LBJ in der kommenden Saison zu?

Handy: Sie waren einige Jahre weniger erfolgreich, aber jetzt sind sie mit LeBron wieder zurück, wo sie früher auch waren.

DAZN/SPOX: Bei den Raptors ist nach dem Trade für Kawhi Leonard das Ziel für 2018/19 eindeutig: Toronto will in die Finals. Wie sehen Sie die Chancen für Ihr neues Team?

Handy: LeBron hat den Osten verlassen, also sind da einige Teams, die erfolgreich sein können. Und Toronto hat eine ebenso gute Chance, in die Finals zu kommen, wie jedes andere Team auch. Ich glaube, dass das Team, das wir haben, immer noch sehr stark ist. Ich glaube, dass wir eine richtig gute Chance auf den Titel im Osten haben und Kawhi wird da eine wichtige Rolle spielen. Er ist eine unglaubliche Person, arbeitet sehr hart und er liebt Basketball. Das wird ein tolles Jahr für uns.

DAZN/SPOX: Wie ist denn Ihr erster Eindruck von Leonard bei den Raptors?

Handy: Er ist ein zurückhaltender Typ. Aber wenn man ihn kennenlernt, dann erkennt man seine tolle Persönlichkeit. Er redet viel, er lacht, macht Witze und es war bis jetzt schon sehr schön, ihn kennenzulernen.

Phil Handy über Rivalitäten in der NBA und sein neues Projekt

DAZN/SPOX: Sie haben im Sommer ein gemeinsames Workout mit Leonard, LeBron und auch Kevin Durant abgehalten. Wie kam es zu dieser eher ungewöhnlichen Konstellation?

Handy: LeBron und ich haben im Sommer ein paar Wochen in Los Angeles trainiert und unsere gemeinsame Arbeit fortgesetzt. Dann habe ich bei Toronto unterschrieben, anschließend haben die Raptors Kawhi per Trade geholt. Ich glaube, LeBron hat Kawhi immer respektiert und andersherum genauso. So kam das alles sehr organisch zusammen, dazu noch Kevin Durant. Alle haben schon immer sehr großen Respekt voreinander gehabt. Das sind halt die drei besten Small Forwards in der NBA. Und diese drei für ein Workout zusammen in die Halle zu bekommen, ist einfach unglaublich.

DAZN/SPOX: LeBron bei den Lakers, Durant bei den Warriors, Sie und Kawhi bei den Raptors - gibt es denn da keine Reibereien im Training?

Handy: Während der Saison sind wir Rivalen. Ich will nicht mit dir reden. Frag mich nichts, ich werde dir nicht helfen, dich zu verbessern. In der Offseason sehe ich Basketball als einen Sport. Mich interessiert da nicht, für welches Team die Spieler spielen. Wenn sie in der Offseason besser werden wollen, dann ist meine Liebe für den Sport so groß, dass ich jedem Spieler helfen möchte.

DAZN/SPOX: Das gilt allerdings nicht nur für Spieler, sondern auch für andere Coaches. Mit Ihrem Projekt StarVizn möchten Sie Ihre Erfahrungen und Tipps an Kollegen weitergeben.

Handy: Ich hatte das Vergnügen, mit Kobe zu arbeiten, mit LeBron, Kyrie Irving, Steve Nash und vielen mehr. Viele Dinge, die ich mit ihnen versucht habe und die ich von ihnen gelernt habe, habe ich mit StarVizn in ein Online-Programm aufgenommen.

DAZN/SPOX: Wie genau darf man sich dieses Projekt vorstellen?

Handy: Sie wollen alles filmen, was ich mache und was ich lehre. Und daraus entsteht eine Art Lehrplan für die Basketballwelt, der für Spieler und Trainer online abrufbar ist. Das Ziel ist im Prinzip, mein Wissen weiterzugeben. Mein Programm ist dafür da, um Coaches zu helfen. Erstens, um zu lernen, wie man mit Spielern kommuniziert. Und zweitens soll es zeigen, dass Training und mit Spielern zu arbeiten nicht gescriptet sein muss. Basketball ist ein Instinkt-Sport.

DAZN/SPOX: Dennoch muss jeder Coach seine Spieler an die Hand nehmen und auch seinen eigenen Stil finden. Dafür ist Holger Geschwindner, der persönliche Mentor von Dirk Nowitzki, das perfekte Beispiel, oder?

Handy: Ich respektiere ihn, weil viele Leute ihn wegen seiner Techniken als verrückt bezeichnet haben. Aber aus meiner Sicht ist verrückt sein auch etwas Gutes. Ich glaube, dass die erfolgreichsten Leute immer etwas verrückt sind. Ich bin zwar nicht so verrückt, aber ich weiß genau, dass auch meine Techniken anders sind.

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