NBA

"Es gibt einem viel, wenn man Gutes tun kann" - Nowitzki im Interview vor seiner 20. Saison

Von Tobias Rochau
Dirk Nowitzki
© getty

Dirk Nowitzki steht bei den Dallas Mavericks vor seiner 20. NBA-Saison. SPOX sprach mit der lebenden Legende über seinen Sommer, die Erwartungen an Dennis Smith und Maxi Kleber - und die soziale Verantwortung von berühmten Sportlern.

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Seite 1: Nowitzki über die EM, seinen Sommer und soziale Verantwortung

 

SPOX: Dirk, vorweg: Haben Sie die EM verfolgt? Wie bewerten Sie die Leistungen der Deutschen, insbesondere von Dennis Schröder? Hat Sie das gute Abschneiden überrascht?

Dirk Nowitzki: Leider habe ich kein Spiel komplett sehen können. Meistens fanden die Spiele statt, wenn wir in der Halle beim Training waren. Natürlich habe ich es über Twitter und online trotzdem ein wenig verfolgen können. Es hat mich echt gefreut, dass sie gut gespielt haben. Das Viertelfinale ist ein gutes Ergebnis. Nach dem, was ich gehört und gelesen habe, hatten sie zudem eine gute Chemie und auch gegen Spanien sah es bis zur Halbzeit ziemlich gut aus. Ich glaube, nicht nur Dennis, sondern auch die anderen jungen Spieler, die dabei waren, haben eine gute Leistung gezeigt. Man muss sich um den deutschen Basketball keine Sorgen machen.

SPOX: Und wie sieht es bei Ihnen aus? Wie fühlen sich die Beine vor der 20. Saison an? Seit wann sind Sie schon wieder dabei, den Körper in Wettkampfform zu bringen?

Nowitzki: Mir geht es sehr gut. Der Sommer war sehr lang, da wir nicht in den Playoffs waren. Ich habe daher viel Urlaub mit der Familie gemacht, seit Mitte September bin ich jetzt wieder hier im Training. Es ist natürlich ein etwas anderes Gefühl als vor 19 Jahren, als man vor Energie nur so strotzte, aber ich habe immer noch eine Menge Spaß und hoffe, dem Team helfen zu können.

SPOX: Wie hat sich die Offseason für Sie verändert über die Jahre? Seitdem sie eine Familie gegründet haben, haben sich die Prioritäten ja sicher ein bisschen verschoben?

Nowitzki: Klar, es ist so eine Mischung aus beidem. Dieses Jahr konnte ich wieder etwas früher mit dem Basketball anfangen als letztes Jahr, als ich die Achillessehnenprobleme hatte. Ich habe im Juni schon wieder damit angefangen, etwas zu werfen und zu rennen, das ging letztes Jahr erst im August. Ich habe immer versucht, ein bisschen was zu machen, sowohl im Kraftraum als auch in der Halle. Aber die Zeit mit der Familie sollte auch nicht zu kurz kommen. Wir haben Urlaub gemacht in Europa und Afrika - das waren insgesamt fast sechs Wochen. Da haben wir auch sehr viel abseits des Basketballs erlebt. Das war früher sicherlich anders.

SPOX: Sie waren im Sommer erst als Urlauber in Afrika, dann als Teil der NBA beim Africa Game. Was nehmen Sie davon mit? Was war das für eine Erfahrung, eine Township zu besuchen?

Nowitzki: Es war ein einmaliges Erlebnis. Erst war ich mit der Familie in Kenia, einem wirklich atemberaubenden Land, und dann sind wir weiter nach Südafrika. Es war großartig, dass wir nicht nur Basketball gespielt und den Sport den Einheimischen nähergebracht haben, denn auch der Community Service dort hat mir sehr viel bedeutet. Es ist schon bedrückend, wenn man sieht, wie viele Menschen in Armut leben. Da gibt es einem sehr viel, wenn man ihnen etwas Gutes tun kann. Man sollte grundsätzlich nie vergessen, wie privilegiert man lebt und dass andere nicht so viel Glück hatten. Dann hatten wir natürlich noch das Spiel, das wir auch noch gewonnen haben. Alles zusammen war es eine Erfahrung, die ich nie vergessen werde.

SPOX: Der südliche Teil der USA, gerade Texas, wurde nun von mehreren Hurrikanen heimgesucht, Sie haben schnell bekannt gegeben, dass Sie spenden würden. Was stellen solche Katastrophen mit einer Region an? Zeigt so etwas auch die besondere Rolle von Athleten? NFL-Star J.J. Watt beispielsweise hat in Houston über 30 Millionen Dollar an Spenden gesammelt.

Nowitzki: Es ist natürlich Wahnsinn, was da passiert. Wenn man die Bilder sieht, kann man es teilweise kaum glauben, dass die Natur so eine zerstörerische Gewalt haben kann, das hat viel Elend bei den Menschen hervorgerufen. Da ist es schon wichtig, dass Schauspieler und Athleten ihre Rollen so nutzen. Bei solchen Katastrophen können berühmte Leute ihren Status nutzen, um Spenden zu sammeln - ich glaube, das liegt gewissermaßen auch in ihrer Verantwortung. Für uns "Prominente" ist es über Twitter oder andere Soziale Medien leicht, auf einfachem Weg möglichst viele Menschen anzusprechen. Ich habe J.J. Watt auch etwas gespendet, ich hätte aber nie gedacht, dass es so explodiert. Er hat da sicher tolle Arbeit geleistet.

SPOX: Dann blicken wir mal auf die kommende Saison. Was erwarten Sie von Dennis Smith?

Nowitzki: Dennis ist ein fantastischer Athlet, der uns und den Fans viel Freude machen wird. Ich habe von ihm im Training schon Dinge gesehen, die hier in meinen 20 Jahren noch kein Point Guard gezeigt hat. Er ist so explosiv und schnell, das ist schon Wahnsinn. Außerdem trifft er für sein Alter schon wirklich gute Entscheidungen auf dem Feld. Natürlich wird das für einen Rookie trotzdem erstmal alles ein bisschen viel sein, wenn man direkt das Spiel leiten soll, aber ich werde ihm bei der Umstellung helfen. Ich glaube, er kann eine lange und erfolgreiche Karriere haben und hier der Franchise Player werden. Für ihn ist wirklich alles möglich - er erinnert mich ein bisschen an Russell Westbrook.

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