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Es kann nur aufwärts gehen - oder?

Von SPOX
DeMarre Carroll (r.) gibt die Richtung vor, DeMar DeRozan wirkt nicht überzeugt
© getty

Die Toronto Raptors stehen nach dem Split der beiden Heimspiele vor Game 3 bei den Miami Heat (ab 23 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE) unter Druck. Schwerer noch als der Verlust des Heimvorteils wiegen allerdings die schwachen Leistungen der Star-Guards Kyle Lowry und DeMar DeRozan. Eine veränderte Taktik böte sich an - aber was sagt Coach Dwane Casey dazu?

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Es sind unruhige Zeiten angebrochen, nördlich der amerikanischen Grenze. Warum eigentlich, mögen jetzt die "Hüter des halb vollen Glases" (HdhvG) fragen? Mit dem gewonnenen Spiel 7 gegen die Indiana Pacers haben die Raptors zum ersten Mal seit 15 Jahren eine Playoff-Runde für sich entschieden und spielen eigentlich jetzt schon mit "House Money", wie man so schön sagt, sitzen quasi mit dem Geld der Bank am Roulette-Tisch und haben eigentlich gar nichts zu verlieren.

Gegen die Heat, gegen die man beileibe kein Favorit ist, erzwang man gleich zweimal die Overtime, holte immerhin den Split daheim und kann bei zwei anstehenden Auswärtspartien den Heimvorteil zurückholen. Gar nicht so schlecht dafür, dass man gar nicht mal so gut spielt.

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Da liegt aber der Hund begraben, entgegnen die HdhlG, die "Hüter des halb leeren Glases" . Die Raptoren spielen nämlich nicht nur schlecht, sondern über weite Strecken derart hundsmiserabel, dass es eigentlich einem Wunder gleichkommt, dass man Spiel 2 überhaupt für sich entscheiden konnte. Schon gegen die Pacers hätte man eigentlich die Koffer packen müssen.

Und diesen Trend kann man durchaus als anhaltend bezeichnen, gerade was die All-Stars DeMar DeRozan und Kyle Lowry angeht. In South Beach wird es zwei Klatschen setzen und dann ist der Spaß auch ganz schnell wieder vorbei.

DeRozan: "Es ist ein Kampf"

Liegt die Wahrheit ganz altmodisch in der Mitte? Nichts da. Klischeeverbot! Denn auch wenn die HdhvG auf dem Papier nicht falsch liegen, fällt es nach den letzten Spielen schwer, es nicht mit den HdhlG zu halten. Toronto spielt über weite Strecken einen ganz miesen Ball und kann sich vor allem bei den turnover-freudigen Heat bedanken, dass es keine zwei Heimpleiten setzte.

"Es ist ein Kampf, um ehrlich zu sein", erklärt Shooting Guard DeRozan, dem das Shooting im Namen fast komplett abhanden gekommen ist. Gegen die langarmige Miami gab es bisher nicht viel zu holen, zum Korb gegen Hassan Whiteside zu ziehen ist ebenfalls keine Lösung. Und dann kommt auch noch eine Daumenverletzung dazu, weswegen er in Spiel 2 nur zwei von acht Freiwürfen traf. "Da muss ich jetzt einfach durch."

Lowry schreibt Geschichte

Noch schlimmer läuft es bei Kyle Lowry, um dessen Postseason-Probleme sich fast schon Fabeln ranken. Lowry hat es geschafft, in neun Spielen in Serie unter 40 Prozent aus dem Feld zu treffen. Das hat es seit Einführung der Shot Clock noch nie gegeben (bei mindestens 10 Würfen pro Spiel). Seine Körpersprache sei das Problem, so Teamkollege Luis Scola schon nach Spiel 1: "Er sieht einfach nur zerschlagen aus." Lowry kann sich vor seinen schwachen Leistungen nicht verstecken und gesteht sie auf jeder Pressekonferenz offen ein. Dennoch scheinen sie ihn wie eine Zentnerlast zu zerdrücken.

So stehen die beiden Stars des Teams in dieser Postseason bei zusammen 32,5 Prozent Trefferquote. Zum Leben viel zu wenig, zum Sterben - irgendwie - noch zu viel.

"Golden State hat das Spiel breiter gemacht"

Aber da kann es doch nur aufwärts gehen. Irgendwann müssen doch die Jumper wieder fallen, die Freiwürfe wieder sitzen. Lowry zum Beispiel traf in der Schlussphase zuletzt ja auch zwei wichtige Jumper. In der Defense hat man bislang trotz allem einen anständigen Job gemacht, und dann haben zuletzt auch Big Man Jonas Valanciunas und Forward DeMarre Carroll aufgedreht. Carroll avancierte mit 21 Punkten zum Topscorer am Donnerstag, und Valanciunas klaute Whiteside bislang mit 39 Punkten und 26 Rebounds das Milchgeld.

Ist das der Schlüssel, um Druck von den Guards zu nehmen, die Schwächen Miamis auszunutzen und den eigenen Mannen so im Flow der Offense bessere Würfe zu verschaffen? Mit dem Spurs-Warriors-Ball-Movement-Prinzip hat man sich in Toronto ja noch nie so anfreunden können - kaum ein Team kommt auf weniger Assists als die Raptors. "Das ist schwerer zu verteidigen", so Ex-Spur Cory Joseph, und Ex-Hawk Carroll meint: "Manche spielen lieber stillstehend, aber ich glaube, das wird langsam aus der Liga herausgezüchtet. Golden State hat das Spiel breiter gemacht."

Casey bleibt stur

Grund zur Hoffnung also. Allerdings muss noch ein Mann überzeugt werden. Und der hat bekanntlich das letzte Wort. "(Lowry und DeRozan) sind unsere Go-to-Guys", widerspricht Casey. "Sie haben uns das ganze Jahr getragen. Man kann ihnen da nicht einfach sagen: Hört auf zu werfen und schaut nach den Mitspielern. Sie müssen das Spiel erforschen, sehen wo ihre Heat-Check-Grenze ist." Man müsse mit so manch schwierigem Wurf der Beiden leben.

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Klingt nicht wie ein frisch bekehrter Ball-Movement-Jünger. Wobei Casey auch eingesteht, dass man mit Carroll, Terrence Ross und Patrick Patterson andere Optionen habe. Wenn die denn den Ball bekommen.

Aber der Übungsleiter gehört ganz offensichtlich zu den HdhvG. "Wir können uns nur auf das Negative konzentrieren. Aber wir finden Wege zum Erfolg, und das ist sehr ermutigend."

Ob er das nach Spiel 3 und 4 auch noch so sieht?

Der Spielplan im Überblick

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