NBA

Fast perfekt und doch verloren

Von Philipp Jakob
Hawks-Coach Mike Budenholzer (M.) nahm einige Veränderungen vor Spiel drei vor
© getty

Über drei Viertel spielen die Atlanta Hawks beinah fehlerlosen Basketball - und doch steht am Ende eine 108:121-Pleite gegen die Cleveland Cavaliers. Die Umstellungen und Veränderungen von Head Coach Mike Budenholzer reichten nicht aus. Was soll in Spiel vier am Sonntag (ab 21.30 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE) jetzt noch kommen?

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Das dritte Viertel hatte gerade erst begonnen, da bekam Al Horford den Spalding am Perimeter. Nach einer kurzen Überlegung entschloss sich der 29-Jährige zu einem Pump-Fake, ging an Tristan Thompson vorbei und ab in die Zone. Die Help-Defense in Person von Kevin Love rotierte in die Mitte, doch das sollte Horford nicht mehr aufhalten ...

Nur Bruchteile von Sekunden später rastete die Philips Arena komplett aus, Horford feierte und der Power Forward der Cavaliers lag am Boden. Zusätzlich schmiss die Poster-Industrie die Maschinen an: Horford hatte einen der krassesten Dunks der diesjährigen Playoffs herausgeholt. Und ganz nebenbei die Hawks mit 9 Zählern in Front gebracht.

Gut eine Stunde später war von dieser Euphorie in der Halle und auch bei Horford nichts mehr zu spüren. "Wir kämpfen jetzt um unser Überleben in den Playoffs", so der Center, der mit 24 Punkten bei 11 von 15 aus dem Feld einer der besten Spieler seines Teams an diesem Abend war. Zum so wichtigen Sieg in Spiel drei der Eastern Conference Semifinals reichte es dennoch nicht.

Mit dem Rücken zur Wand

Im vierten Viertel, auch Love hatte sich mittlerweile wieder aufgerappelt, brachen nicht nur die Hawks komplett ein, sondern die Cavaliers legten nochmal ein oder zwei Schippen drauf. Kyrie Irving, LeBron James und vor allem auch Channing Frye drehten auf und schossen Atlanta mit 36:17 im Schlussabschnitt aus der Halle. Aus der Traum von einer spannenden Zweitrunden-Serie?

Wahrscheinlich, denn Atlanta steht mit dem Rücken zur Wand. Die Hoffnung auf ein Weiterkommen schwindet immer mehr. Immerhin sprechen alle Statistiken gegen das Team von Dennis Schröder. Noch ist es keiner Franchise in der Geschichte der NBA gelungen, nach einem 0-3 Rückstand die Serie für sich zu entscheiden. Und es geht noch weiter: Schon zum elften Mal ist ein Team von LeBron James mit 3:0 in den Playoffs in Führung gegangen - acht Mal folgte ein Sweep, die anderen beiden Serien endeten nach fünf Spielen.

"Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir Veränderungen vornehmen müssen", erklärte ein sichtlich enttäuschter Horford im Anschluss an die Partie. "Alles, was wir bisher probiert haben, hat nicht funktioniert." Dabei hatte sich Head Coach Mike Budenholzer für Spiel drei die ein oder andere Überraschung einfallen lassen.

Umstellungen wirken - zumindest 36 Minuten lang

Angefangen bei der Starting Five, wo Thabo Sefolosha den in den ersten beiden Spielen enttäuschenden Scharfschützen Kyle Korver ersetzte. Der Plan ging auf. Sefolosha agierte gut gegen LeBron, konnte ihn zumindest in seinem Schaffenskreis soweit einschränken, dass LBJ für seine Verhältnisse nur eine gute Leistung, keine überragende, auf das Parkett zauberte.

Auch Korver profitierte offensichtlich von der Umstellung. Von der Bank kommend absolvierte der 35-Jährige sein bestes Spiel der Playoffs - inklusive 5 verwandelter Dreier. Kris Humphries mehr Spielzeit zu geben, erwies sich als guter, taktischer Kniff. Zumindest 36 Minuten lang. Im Schlussabschnitt hatten die Hawks ihrem Gegner nichts mehr entgegenzusetzen.

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Die Kombination aus LeBron James, Kevin Love und Channing Frye - drei Big Men mit einem ordentlichen bis extrem guten Distanzwurf - war für Atlanta an diesem Abend nicht zu verteidigen. "Darauf waren wir nicht vorbereitet und das haben sie ausgenutzt", musste Horford sogar zugeben. Insgesamt pfefferten Frye, James und Co. den Hawks 21 Dreier um die Ohren. Und dass nur wenige Tage, nachdem Cleveland den Rekord für die meisten erfolgreichen Dreipunktewürfe in einem Playoff-Spiel aufgestellt hatte (25).

Defensiv fehlte es den Hawks, der zweitbesten Verteidigung der Regular Season, an Ideen und auch an Möglichkeiten, den Dreierregen der Cavaliers einzudämmen. "Wir haben ein paar neue Aufstellungen ausprobiert, mit denen wir so zuvor noch nie gespielt haben", meinte Korver. "Wir müssen weiterhin neue Sachen probieren." Atlanta gibt sich also kämpferisch.

Was kommt nach perfekt?

Aufgeben ist logischerweise keine Option. Mindestens ein Sieg muss her, allein schon, um die traurige Bilanz von nun elf Niederlagen in elf Playoff-Spielen gegen die Cavaliers auszumerzen. Einerseits hat Spiel drei gezeigt, dass das kein Ding der Unmöglichkeit ist. Auf der anderen Seite hat Spiel drei jedoch auch unterstrichen, wie schwierig ein solches Unterfangen gegen diese Cavaliers in der aktuellen Form ist.

Immerhin lieferten die Hawks über drei Viertel ein aus ihrer Sicht perfektes Spiel ab - und dennoch war ein kurzzeitiger Vorsprung von 11 Zählern das Höchste der Gefühle. Soll heißen: Die Cavaliers befinden sich aktuell schlicht und einfach auf einem anderen Niveau, an das Atlanta noch nicht heran kommt.

Budenholzer fand trotzdem, oder vielleicht auch gerade deswegen, positive Ansätze in dem heutigen Auftritt. "Ich bin stolz darauf, wie unsere Jungs aufgetreten sind", so der 46-Jährige auf der Pressekonferenz. "Am Sonntag (ab 21.30 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE) müssen wir mit der gleichen Einstellung an die Partie herangehen wie heute und dann einen Weg finden, zu gewinnen."

Entweder hofft Atlanta also auf einen gebrauchten Abend der Cavaliers oder aber die Hawks wachsen über ihre Leistung von vergangener Nacht hinaus.

Das würde bedeuten, besser als perfekt zu spielen.

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