NBA

"Bulls-Vergleich ist ein Kompliment"

Von Für SPOX in Miami: Dirk Sing
Rashard Lewis (M.) will mit den Miami Heat seinen zweiten NBA-Titel perfekt machen
© getty
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SPOX: Head Coach Erik Spoelstra hat sowohl anfangs dieser Saison als auch kürzlich wieder über Sie gesagt: "Rashard hat vergessen, wie gut er eigentlich ist." Können Sie diese Aussage nachvollziehen oder bestätigen?

Lewis: (lacht) Klar, da ist schon etwas dran! Letztlich hängt alles am Selbstvertrauen - und um sich dieses zu holen, kann es manchmal schon ein verdammt langer Weg sein! Nehmen Sie nur die zurückliegenden Conference Finals gegen die Pacers! Als Chris Andersen nach Spiel zwei aufgrund einer Verletzung ausgefallen ist, hat unser Coach die Rotation dahingehend verändert, dass ich plötzlich in der Starting Five stand. Ich hatte Pech, dass mein Wurf in dieser Partie überhaupt nicht fiel. Also habe ich mich darauf konzentriert, meinem Team vor allem in der Defense gegen David West zu helfen und mir auch dadurch Selbstvertrauen zu holen. Im nächsten Match hatte dann LeBron ziemlich schnell Foulprobleme und fiel über weite Strecken als unser Offense-Leader aus. Daher war ich praktisch gezwungen, mehr Verantwortung zu übernehmen - was dann auch, zumindest persönlich gesehen, ganz gut geklappt hat. Das gibt dir schon einen gewissen Push, stärkt dein Selbstvertrauen und hilft dir, dass du auch in der Offensive wieder an dich glaubst. Trotz allem sehe ich das Scoren nicht als meine wichtigste Aufgabe an. Vielmehr möchte ich meinem Team in allererster Linie mit meiner Defense oder Rebounds helfen.

SPOX: Kommen wir auf die am Donnerstag beginnenden Finals gegen San Antonio zurück! Heat-Coach Spoelstra hat in den vergangenen Tagen immer wieder betont, dass die Mannschaft in dieser Serie von der ersten Sekunde an "bereit" sein und ihre beste Leistung abliefern müsse. Mal Hand auf's Herz: Wir schwer fällt das, nachdem die meisten Akteure inklusive Pre- und Regular Season sowie Playoffs mittlerweile schon über 100 Partien in dieser Saison absolviert haben?

Lewis: Die Playoffs und dann natürlich auch die Finals sind in der Tat sehr speziell! Die Intensität der Spiele geht von der ersten Runde an nochmals deutlich nach oben. Nachdem dir zwischen den jeweiligen Partien in der Regel auch kaum Zeit zum Trainieren bleibt, bist du letztlich selbst dafür verantwortlich, deinen Körper zu pflegen und in Form zu bleiben. Aber nicht nur die physische Belastung in dieser Zeit ist enorm, auch mental musst du sehr stark sein. Du musst dich in jedem Match ungemein auf deine Aufgabe fokussieren, weil es gerade in den Playoffs immer wieder auf die Kleinigkeiten ankommt. In den NBA-Finals spielt dann auch der "Basketball-IQ" eine große und entscheidende Rolle. Du musst das Spiel und den Gegner lesen sowie vom Kopf her möglichst immer einen Schritt voraus sein. Das alles kostet schon sehr viel Kraft.

SPOX: Die letztjährigen Finals gingen bekanntlich über die volle Distanz von sieben Partien. Denken Sie, dass diese Neuauflage gerade für die Spurs aufgrund dem aus Ihrer Sicht tragischen Ende ein zusätzlicher Motivationsschub ist?

Lewis: Auf alle Fälle - aber darauf sind wir vorbereitet. Tim Duncan hat ja unmittelbar nach dem Finaleinzug in einem Interview gesagt, dass die Spurs nun die große Möglichkeit bekämen, sich für die bittere Niederlage gegen uns zu revanchieren. Aber diese Aussage ist natürlich keine große Überraschung. Fakt ist, dass San Antonio - wie auch schon in den Jahren zuvor - über eine sehr, sehr gute Mannschaft sowie mit Gregg Popovich einen der besten Trainer in der NBA verfügt. Von daher wissen wir ganz genau, was uns auch in diesem Jahr erwartet.

SPOX: In den vergangenen Tagen wurde viel über den Gesundheitszustand von Spurs-Point-Guard Tony Parker spekuliert. Wie intensiv hat man bei den Heat diese Thematik verfolgt?

Lewis: Überhaupt nicht - und es hat uns auch nicht zu interessieren! Sicherlich ist Tony einer der besten Point Guards in der NBA. Doch die Spurs haben auch während der Saison etliche Begegnungen ohne ihn erfolgreich absolviert. Auch in Spiel sechs der Conference Finals gegen die Oklahoma City Thunder mussten sie in der zweiten Halbzeit auf ihn verzichten und haben die Partie noch gedreht. Von daher darf dieses Thema für uns absolut keine Rolle spielen.

SPOX: Gewissheit gibt es dagegen in Sachen "Homecourt-Advantage"! Anders als im letzten Jahr, als die Heat im siebten Duell in der heimischen American Airlines Arena die Meisterschaft unter Dach und Fach brachten, liegt dieser (scheinbare) Vorteil nun auf Seiten der Spurs. Welche Rolle wird dieser Ihrer Meinung nach spielen?

Lewis: Ich denke, je weiter es in den Playoffs geht, umso größer wird letztlich auch die Bedeutung des Homecourt-Advantages. Wir hätten ihn natürlich auch sehr gerne gehabt. Aber die Spurs waren in der Regular Season das bessere Team und haben sich diesen Vorteil damit auch verdient. Unsere Aufgabe muss es nun sein, ihnen möglichst gleich in den ersten beiden Begegnungen mindestens ein Heimspiel zu klauen, um den Homecourt-Advantage auf unsere Seite zu ziehen und ihn dann auch zu verteidigen. Wir wollen wieder Meister werden - und dazu bleibt uns keine andere Wahl!

Seite 1: Lewis über seine Entwicklung, Vergleiche mit Jordans Bulls und seine Rolle

Seite 2: Lewis über das Rematch mit den Spurs, Tony Parker und den Heimvorteil

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