NBA

Der Wahnsinn hat Methode!

Von SPOX
Damian Lillard schoss die Portland Trail Blazers zum ersten Mal seit 2000 in die zweite Playoff-Runde
© Getty

Die Brooklyn Nets haben den NBA-Rekord ausgebaut und mit dem Sieg in Spiel sechs dafür gesorgt, dass am kommenden Wochenende fünf Serien in einem siebten Spiel entschieden werden. Derweil stehen die Portland Trail Blazers zum ersten Mal seit 2000 wieder in der zweiten Playoff-Runde. Ein Buzzerbeater von Damian Lillard machten den Houston Rockets in Spiel sechs den Garaus.

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Brooklyn Nets (6) - Toronto Raptors (3) 97:83 (BOXSCORE)

Im Heimspiel dauerte es nicht lange, ehe die Nets klar gestellt hatten, wer das sechste Spiel der Serie gewinnen würde. Brooklyn feuerte anfangs aus allen Rohren, die Unerfahrenheit machte sich auf Seiten der Raptors eben doch bemerkbar. Zur Halbzeit lag der Gastgeber mit 19 Punkten vorn, nach dem dritten Viertel mit 20. Alles klar?

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Mitnichten! Denn die gesamte Serie ist von Wahnsinnscomebacks geprägt, erst in der letzten Partie hatten die Nets selbst einen 26-Punkte-Rückstand beinahe noch in einen Sieg umgedreht. Tatsächlich kam Toronto noch mal. Angeführt vom starken DeMar DeRozan (28) kamen die Raptors auf zehn Punkte ran.

Rund zwei Minuten vor Schluss fiel praktisch die Vorentscheidung. Toronto lag 79:89 zurück, spielte seinen Angriff aber super aus und hatte einen offenen Dreier von Patrick Patterson erarbeitet. Den muss man dann aber auch machen. Patterson tat es nicht, stattdessen nagelte Deron Williams 40 Sekunden später von Downtown den Todesstoß durch die Reuse.

Dabei hatte sich der Spielmacher im zweiten Viertel am Knöchel verletzt und wirkte ab diesem Zeitpunkt gehemmt. Williams kämpfte sich durch die Partie, machte sogar 11 seiner 23 Punkte nach der Verletzung. "Es tut weh, und es wird bestimmt noch schlimmer, wenn das Adrenalin aus dem Körper ist", sagte der ehemalige All-Star. "Ich werde es behandeln lassen, mir etwas Ruhe gönnen. Und dann kann es Sonntag weitergehen."

Kevin Garnett redete immer wieder auf Williams ein und prügelte ihm die Toughness quasi ins Gehirn, Coach Jason Kidd war begeistert von seinem Spielmacher: "Das zeigt Führungsqualitäten und Härte." Williams war nicht nur offensiv die treibende Kraft, sondern stellte zudem Kyle Lowry (4/16 Field Goals, 11 Punkte) mit seiner Defensivarbeit weitgehend kalt.

"Wir hätten wissen müssen, dass sie ultra-aggressiv sein würden, aber wir waren bis zur zweiten Hälfte nicht bereit, dagegen zu halten", bemängelte DeRozan die Leistung seiner Mannschaft. Übrigens: Nachdem Kidd zuletzt die Schiedsrichter kritisiert und dafür eine 25.000-Dollar-Strafe kassiert hatte, dürfte der Ex-Point-Guard diesmal zufrieden gewesen sein. Die Raptors kassierten deutlich mehr Fouls (25:14), die Nets gingen häufiger an die Linie (25:20 Freiwürfe).

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Portland Trail Blazers (5) - Houston Rockets (4) 99:98 (BOXSCORE)

Mit dem frühen Aus vor Augen erwischten die Rockets einen schwachen Start, lagen nach 90 Sekunden schon 0:7 zurück. Doch eine Auszeit reichte, um den Kurs des Teams wieder zu ändern. James Harden drehte auf, war an fast allen Punkten des ersten Viertels direkt beteiligt und sorgte für eine zwischenzeitliche 27:19-Führung der Rockets. Nun war es an Portland, zurück zu schlagen. Noch vor der ersten Viertelpause machte sich Damian Lillard ans Werk, traf unter anderem zwei Dreier und sorgte für ein knappes Ergebnis zur Pause (29:27 Rockets).

Houston war vor allem in der Transition brandgefährlich, insbesondere weil Harden in Spiel sechs auch defensiv sehr aggressiv war und zahlreiche Fastbreaks ankurbelte. Chandler Parsons kam dadurch immer wieder zu leichten Punkten. Dwight Howard dagegen kam nicht recht ins Spiel, überhaupt hatten die Big Men der Gäste große Probleme. Offensiv waren sie ineffektiv, defensiv kassierten sie im Kampf gegen LaMarcus Aldridge Foul über Foul.

Der All-Star der Blazers war nach seiner 8-Punkte-Stinkbombe wieder heiß, lag schon zur Halbzeit bei 21 Zählern. Vor allem die gezogenen Fouls (je 3 gegen Howard und Ömer Asik, 1 gegen Terrence Jones) spielten Portland aber in die Karten. Nach der Halbzeit kassierte Howard schnell sein viertes, Aldridge konnte in der Folge Asik müde spielen. Dennoch blieb Houston immer im Spiel, großen Anteil daran hatte Jeremy Lin.

Der Backup-Point-Guard machte einen erstklassigen Job und zog immer wieder mutig zum Korb, Portland wiederum konnte sich auf den Energizer Thomas Robinson berufen, der Aldridge eine wichtige Pause verschaffte und dabei mit Rebounds und Dunks auf sich aufmerksam machen. Zudem pushte der Forward die Fans mit seiner leidenschaftlichen Spielweise.

Einmal mehr lief es auf einen Thriller hinaus. Zwar strich Asik in der letzten Minute nach seinem sechsten Foul die Segel, doch ein massives Howard-Viertel war mehr als genug Kompensation. Der viel gescholtene All-Star erzielte im Schlussabschnitt 13 Punkte für die Rockets, dennoch stand es nach einem Baseline-Jumper von Nic Batum in der letzten Minuten 96:96. Houston war im Angriff, Harden spielte eine Isolation. Der Wurf ging daneben, doch beim anschließenden Kampf um den Rebound kam Lillard aus dem Aus, als er die Kugel aufnahm.

Nächste Chance Houston, wieder Harden. Matthews spielt überragende Defense, Harden wird seinen Jumper nur mit Problemen los. Wieder kein Treffer, wieder ein wilder Kampf um den Ball. Plötzlich taucht Parsons aus dem Getümmel auf und versenkt einen Layup! 0,9 Sekunden noch. Einige Rockets feiern schon, doch Parsons mahnt zur Besonnenheit.

Die Blazers wechseln mit Williams für Lopez einen weiteren Shooter ein, an der Mittellinie steht Batum zum Einwurf bereit. Williams stellt einen einfachen Block, ausgrechnet Parsons lässt sich übertölpeln und bleibt hängen. Lillard kommt an der Birne an den Ball, hat einen klaren Blick auf den Korb. Der Spalding fliegt, die Schlusssirene ertönt - und der Ball klatscht durch das Netz!!!

Das Moda Center explodiert augenblicklich und droht zu kollabieren, einige Fans können nicht mehr an sich halten und entern den Court. Portland gewinnt das Spiel mit einem Buzzerbeater 99:98 und erreicht erstmals seit 2000 wieder die zweite Runde der Playoffs. Es herrscht eine Stimmung, als hätten die Blazers den Titel gewonnen. Kein Wunder, die Dürre war die längste der gesamten NBA, außerdem war es das erste Mal seit John Stockton 1997, dass eine Playoff-Serie mit einem Buzzerbeater entschieden wurde. Gegner damals: die Rockets.

Ein sechstes Spiel sieben am kommenden Wochenende bleibt den NBA-Fans damit zwar verwehrt, dafür wurde man Zeuge des größten Clutch-Shots der bisherigen Playoffs. Was für ein Ende einer fantastischen Serie. Wahnsinn...

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