NBA

Alarmglocken in South Beach

Von Stefan Petri
Harden (M.) zieht zum Korb, LeBron James (l.) und Chris Bosh kommen zu spät
© getty

Mittlerweile kann man beim amtierenden Champion Miami Heat (44-19) von einer ausgewachsenen Krise sprechen - und ausgerechnet jetzt kommen die wiedererstarkten Houston Rockets (44-21) zu Besuch (20.30 Uhr im LIVE-STREAM FOR FREE). Kriegen LeBron James und Co. die Kurve?

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Ausgangslage:

Houston, we have a Contender! Immer mehr Fans und Experten haben die Rockets als echten Kandidaten auf die Finals auf der Rechnung - und das im Minenfeld der Western Conference. Angeführt vom one-two-Punch Dwight Howard & James Harden zog das Team von Kevin McHale Ende Januar das Tempo an und legte einen 15-2-Run hin, darunter Siege über die Spurs, Heat und Pacers. Zudem hat man mit Patrick Beverley einen Defense-Bluthund von der Leine gelassen, der dem Analytics-Darling aus Texas eine dreckige, giftige Note verleiht.

Unter dem Radar fliegen die Raketen, derzeit Vierter im Westen, also nicht mehr. So fallen aber auch die Kratzer im Lack stärker auf: Nach einer knappen Niederlage in Oklahoma City ließ man sich am Donnerstag von Chicago beinahe widerstandslos abschlachten. Solche Aussetzer kann man sich im Kampf um den Heimvorteil aber nicht erlauben: Portland, nur eineinhalb Spiele zurück, lauert noch.

Houston: Schon reif für den Titel?

Während die Rockets also zuletzt einen kleinen Rückschlag erlitten, stecken die Heat derzeit knietief im Krisensumpf fest. Fünf der letzten sechs Spiele wurden verloren, Indiana ist somit wieder außer Reichweite. Heimniederlage gegen die Denver Nuggets? LeBron James (nur 20,2 Punkte in den letzten sechs Partien) beschwerte sich nach der Pleite öffentlich über die Spielzüge in der Schlussphase, das blinde Verständnis im Team ist weg.

Chris Bosh weiß, wo das Problem ist: "Das ist nicht kompliziert. Wir machen Fehler in unserer Fast-Break-Defense und -Offense, Fehler in der Half-Court-Defense und Offense, wir verteidigen das Brett nicht und hindern die Gegner nicht am Wurf oder an Spielzügen." Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung. Aber der Champion sollte nicht zu lange warten, um den Schalter umzulegen.

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Die Stars der Teams:

LeBron ist der Superstar, versteht sich von selbst. Aber für den Titel wird der seinen Sidekick Flash brauchen, und zwar in Höchstform. Dwyane Wade scheint seine Knieprobleme mittlerweile im Griff zu haben: Von den letzten 13 Spielen verpasste er nur den Sahneauftritt von LBJ gegen Charlotte, und wenn er spielt, dann spielt er gut: Weniger als 16 Punkte machte er seit dem All-Star-Weekend nur einmal, schlechter als 44 Prozent aus dem Feld traf er zuletzt im Januar (!). Der Highflyer vergangener Tage ist er nicht, aber ultra-effiziente 19,3 Punkte, und je knapp 5 Rebounds und Assists sind nicht von schlechten Eltern.

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Auf der Gegenseite stehen und fallen die Rockets trotz der starken Saison von James Harden mit der Defense von D12: Als Howard vor der Saison seinen Vertrag in Houston unterschrieb, befürchteten einige Experten, der lange von Rückenproblemen geplagte Howard werde nie mehr zu seiner Topform zurückfinden. Vielleicht fehlen noch ein oder zwei Prozent, aber das ist Meckern auf hohem Niveau: 18,6 Punkte bei 58 Prozent aus dem Feld, 12,3 Rebounds, 1,8 Blocks - liest sich gut. Außerdem schafft er durch seine Präsenz in der Zone viel Platz für die Schützen.

Das Schlüsselduell:

Howard ist einer der wenigen echten Center, die unter dem Korb noch so richtig abräumen können. Und damit bringt er für die Heat ein ganzes Paket an Problemen mit sich. Mehr als Chris Bosh und Chris Andersen (und einen angeschlagenen Greg Oden) haben die Heat nicht zu bieten. Schaut man sich dann die jeweilige Masse an Schultern und Oberarmen an, muss man konstatieren: Oh oh! Im letzten Aufeinandertreffen legte Howard 22 Punkte und 16 Rebounds auf.

Andererseits: Gerade Bosh trifft den Dreier immer besser. Wenn er sich am Perimeter postiert und Howard so einigermaßen herauslockt, könnten die Gastgeber mit Cuts und schnellen Pässen den freigewordenen Wohnraum in der Zone übernehmen.

Geschichte:

In den Finals standen sich die beiden Teams noch nie gegenüber, dementsprechend warten die Fans noch auf das erste Playoff-Duell. Vielleicht in dieser Saison? Die Rockets dürften sich in diesem Fall Chancen ausrechnen: In der "Big-Three-Ära" hatte man die Heat noch nie bezwingen können - bis zum 4. März. An diesem Abend kam James frisch von seinen 61 Punkten gegen die Bobcats, schaffte aber nur 22 Zähler und verwarf Sekunden vor Schluss den Dreier zur Overtime. Zudem zeigte Beverley beim 106:103, dass er auch offensiv etwas zu bieten hat (19 Punkte, 5/8 Dreier).

Übrigens: Sollten die Rockets mit dem Sieg im Gepäck abreisen, hätte man in der ewigen Bilanz zum 27:27 gleichgezogen.

Rookies:

Im Kader der Rockets tummeln sich mit Isaiah Canaan, Troy Daniels und Robert Covington nominell gleich drei Rookies, deren Rolle ist aber im Grunde nicht existent. Canaan durfte bislang nur 42 Minuten NBA-Luft schnuppern, Covington kommt auf ganze 19. Daniels unterschrieb erst im Februar in Houston, er hat bislang zwei Einsätze in der NBA vorzuweisen.

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Dafür rocken die drei allerdings in der D-League für Houstons Farmteam Rio Grande Valley Vipers. Canaan legt dort 21,8 Punkte und 8,2 Assists im Schnitt auf, Covington kommt auf 23,1 Punkte und 9,3 Rebounds. Auch Daniels weiß, wie der Ball in den Korb geht (22,4 Punkte pro Spiel). Das Trio kommt für die Rockets hin und wieder in der Garbage Time zum Einsatz, hat aber auf jeden Fall Potenzial.

Bei den Heat ist die Geschichte schnell erzählt: Es befindet sich kein Rookie im Kader.

Stimmen:

Chris Bosh (Heat): "Fünf Niederlagen aus sechs Spielen, das ist bei unserem Anspruch natürlich inakzeptabel. Wir wissen, dass wir eigentlich besser sind. Wir müssen besser Spielen, mehr Einsatz an den Tag legen. Das ist alles. Wenn wir vollen Einsatz zeigen, und zwar von Anfang an, dann sind wir unschlagbar."

Dwyane Wade (Heat): "Das haben wir in drei Jahren so noch nicht erlebt. Niemand hat gesagt, dass es leicht wird. Es ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen."

Jeremy Lin (Rockets): "Wir waren in den letzten Spielen immer 15 Punkte hinten. Wir müssen das endlich hinter uns lassen, damit es nicht jedes Mal ein Comeback braucht."

Prognose:

Die bessere Form auf der einen, der Heimvorteil auf der anderen Seite. Wenn man sich die Zitate aus South Beach anschaut, hat das Team wohl verstanden, was die Stunde geschlagen hat. Das - und ein entschlossener LeBron James - macht am Ende den Unterschied: Die Heat beenden die Krise.

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