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"Es ist schlimm: Ich bereue nichts“

David Stern mit Michael Jordan, dem größten NBA-Star aller Zeiten
© getty
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SPOX: Unter Ihnen wurde die NBA zu eine der stärkten globalen Marken des Sports. Wo rangiert das Olympia-Gold 1992 des Dream Teams in Ihren persönlichen Best-of?

Stern: Ganz weit vorne. Ich habe eine Menge schöner Erinnerungen, aber zwei Momente stechen besonders heraus. Wie erwähnt das Dream Team 1992. Es markierte das Comeback des Basketballs auf der größten Bühne, die man sich vorstellen kann. Vor den Augen der gesamten Welt. Die Spieler wurden bejubelt, als ob sie große Künstler wären. Als eine Kombination aus den "Beatles", dem New York Philharmonic und dem Bolschoi-Ballett. Besser geht es nicht. Der zweite Moment war einige Monate davor das All-Star-Game in Orlando, als Magic Johnson trotz der Veröffentlichung seiner HIV-Erkrankung von den Fans in die Starting Five gewählt wurde und jeder Mensch sehen konnte, dass man trotzdem fit und gesund sein kann. Damit setzte die gesamte NBA-Familie ein Zeichen.

Das Gesicht der NBA tritt ab: Das bewirkte David Stern

SPOX: Wie soll Ihr Vermächtnis lauten?

Stern: Der Begriff Vermächtnis ist mir zu überfrachtet. Wenn ich ein Vermächtnis an die NBA weitergebe, dann sind es die Kollegen, mit denen ich so lange arbeiten durfte. Denn diese Leute werden in den nächsten Jahren bestimmen, wie die Liga sich entwickelt. Allen voran Adam Silver.

SPOX: Welchen Rat geben Sie Silver mit, bevor er am 1. Februar offiziell als neuer Commissioner beginnt?

Stern: Mein Gedanke an meinem ersten Arbeitstag vor 30 Jahren lautete: "Kämpf dich irgendwie bis zum Feierabend durch!" (lacht) Adam ist im Vergleich viel besser vorbereitet auf die Aufgaben. Wir arbeiten seit 22 Jahren zusammen und das Amt des Commissioners wird sein sechster Job innerhalb der NBA sein. Er kennt alle Facetten und braucht keine Ratschläge von mir. Ich weiß ohnehin nicht, ob er mehr von mir oder nicht ich mehr von ihm gelernt habe. Alle Entscheidungen der letzten zehn, 15 Jahre werden zwar mit mir in Verbindung gebracht, doch diese tragen genauso Adams Handschrift.

SPOX: Silver ist der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Wie ist er privat?

Stern: Das Wichtigste: Er besitzt einen großartigen Sinn für Humor. Außerdem verkauft er sich selbst immer noch viel zu sehr unter Wert. Er lief zwei Marathons. Er hat einen wunderschönen Golden Retriever. Oder ist das ein gelber Labrador? Auf jeden Fall heißt sie Edie. Und er arbeitet zu lange und zu hart - wobei sich das für mich als recht praktisch erwies. (lacht)

SPOX: In welchen Bereichen wird die NBA angreifen?

Stern: Adam trieb in der Vergangenheit die digitale Revolution an. Ohne zu übertreiben, ist die NBA ein Pionier in der Welt des Sports. NBA.TV, NBA.com, der League Pass, die mittlerweile 20 internationalen NBA-Destinationen wie in Deutschland mit SPOX - diesen digitalen Weg werden wir fortführen. Mittlerweile kennen wir die Wünsche der Fans so gut wie nie. Wir wissen, auf welchen Endgeräten sie welche Produkte bevorzugen und wie Technik-affin der NBA-Interessierte ist. Deswegen bieten wir auf NBA.com gefühlt vier Milliarden Daten, damit jeder Fan selbst alles hoch und runter analysieren kann. Wenn alles sinnvoll miteinander vernetzt wird, könnte mittelfristig ein extrem spannendes Sporterlebnis entstehen.

SPOX: Was passiert mit der von Ihnen immer wieder ins Gespräch gebrachten Europa-Expansion?

Stern: Es ist und bleibt ein nettes Thema zum Diskutieren, dennoch wird eine europäische Franchise nicht umzusetzen sein. Dennoch macht es Spaß, ein bisschen darüber zu sprechen und zu spekulieren. Nur leider ist in den letzten Jahren nicht genug passiert, von den O2-Arenen in London und Berlin mal abgesehen. Die Arena in Paris-Bercy soll renoviert werden, aber das dauert wohl noch bis zur Fertigstellung. In Mailand wiederum versprach mir der Bürgermeister, dass eine neue Arena gebaut wird im Rahmen der EXPO 2015. Das ist leider kein Thema mehr. Ähnliches geschah in Rom.

SPOX: Wie bewerten Sie die Bemühungen des FC Bayern im Basketball?

Stern: Ich traf letztes Jahr Uli Hoeneß und wir sprachen über die Entwicklungsmöglichkeiten des Basketballs. Die Bayern zeigen der Sport-Welt, wie man gewinnt und wie man dabei Profit macht. Daher sind sie für jeden ein Vorbild, auch für die NBA. Mich freut es daher, dass sich die Bayern mit ihrem Knowhow jetzt im Basketball engagieren und dazu noch erfolgreich sind: Respekt! Die Euroleague wird dank der Bayern weiter wachsen.

SPOX: Uli Hoeneß zog sich aus dem operativen Bereich bereits zurück. Wie sehen Ihre Planungen aus?

Stern: Ich werde nur noch den Titel Commissioner Emeritus tragen und Adam und die Liga beraten, wenn mal Bedarf ist. Ansonsten werde ich einige Reisen unternehmen und die NBA repräsentieren, geplant sind Südafrika, China, Indien und Europa. Parallel werde ich ein eigenes Büro eröffnen, das nichts mit der NBA zu tun hat. Außer einige Auftritte als Redner habe ich mich allerdings für nichts verpflichtet und in den nächsten Monaten werde ich keine Äußerungen abgeben, was ich genau machen werde. Fakt ist, dass ich es liebe, mich vor einem Puzzle zu setzen und die Einzelteile zusammenzufügen. Ich bin ein Problemlöser. Das möchte ich weiter fortsetzen.

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