NBA

"Nowitzki braucht Carmelo Anthony"

Von SPOX
"ESPN"-Star Michael Wilbon sprach mit SPOX über Carmelo Anthonys Zukunft
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These: Die Mavs brauchen Melo, um Meister zu werden.

Florian Regelmann: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich den Tyson-Chandler-Effekt unterschätzt habe. Dirk Nowitzki hat es jetzt mal mit der Situation verglichen, als Kevin Garnett nach Boston kam. So schlecht ist der Vergleich gar nicht. Chandler hat den Mavs eine völlig neue Defense-Mentalität übergestülpt, die durchaus beeindruckend ist. Auf der anderen Seite ist Dallas deshalb nicht im Handumdrehen sein Loser-Image los. Bei mir jedenfalls nicht. Ganz einfache Frage: Morgen fangen die Playoffs an? Mavs vs. Lakers: Würde jemand auf die Mavs setzen? Mavs vs. Spurs: Würde jemand auf die Mavs setzen? Ich persönlich nicht. Obwohl Dallas Oklahoma City und Utah sogar schon zweimal geschlagen hat, wüsste ich selbst gegen diese Teams nicht, ob ich in einer langen Serie auf die Mavs setzen würde. Playoff-Basketball ist einfach noch mal eine ganz andere Nummer - und da ist der Kader trotz Chandler immer noch nicht tough genug. Melo, oder ein Spieler seines Kalibers, würde das schlagartig ändern. Man weiß nicht, wie aggressiv die Mavs im Hintergrund an einem Melo-Deal dran sind, aber wie ich sie einschätze, gehen sie mit dem aktuellen Erfolg falsch um und wollen das Team genau so zusammenlassen, wie es ist.

Haruka Gruber: Genau das befürchte ich auch. Keiner hätte die bisher überragende Saison erwarten können, dennoch bleiben riesige Zweifel. Die Mavs sind nun mal Experten darin, einen Basketball zu spielen, der in der Regular Season funktioniert, in den Playoffs jedoch nach hinten losgeht - so wie in den letzten Jahren eben auch. Die vorhersehbaren Isolation Plays für Nowitzki und Butler sind zurzeit noch effektiv, aber was passiert denn, wenn die Gegner ihre Intensität in der Verteidigung erhöhen? Oder wenn die Gegner mehr Druck auf Terry ausüben, um dessen Pick'n'Rolls zu unterbinden? Dann sind die Mavs genauso harmlos wie in den letzten Playoffs gegen San Antonio. Von daher: Egal wie toll der Saisonstart war, Nowitzki braucht einen zweiten Superstar an die Seite, sonst droht wieder ein frühes Aus. Melo wäre ideal, er würde sich in der Offensive perfekt mit Dirk ergänzen. Dass sich Cuban im Sommer hartnäckiger als gedacht um LeBron bemüht hat, ist immerhin ein gutes Zeichen.

Philipp Dornhegge: Die Situation ist aber auch schwierig. Das Gefühl, dass dem Team ein Carmelo Anthony gut tun würde, haben sicherlich viele. Aber was, wenn der Trade tatsächlich gelingt und die Sieges-Quote der Mavs erstmal sinkt? Dann ist das Gemeckere auch wieder groß. Dallas will, wenn möglich, sofort gewinnen, und sich nicht schon wieder ein halbes Jahr einspielen müssen. Ganz davon abgesehen, dass ich den Basketball des Teams in der Form, wie er in dieser Saison gespielt wird, sehr schätze. Das ist Team-Basketball, der fast einen Hauch von Europa hat. Zu Melo passt das überhaupt nicht. Ganz davon abgesehen, dass der bestimmt nicht tougher ist als Butler. Ich traue mich kaum, es zu sagen: Ich finde, Dallas sollte nichts mehr tun. Vielleicht ändere ich meine Meinung, wenn man das erste Mal gegen die Lakers gespielt hat. Aber aktuell glaube ich, dass die Mavs mit jedem Team mithalten können.

Michael Wilbon: Keine Frage, die Mavs hatten einen super Start. Ich bin ein bisschen überrascht, dass Dirk Nowitzki fast auf dem gleichen Level spielt wie in seiner MVP-Saison 2007. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass sie einen weiteren Topspieler brauchen. Aber nicht Carmelo. Der will nach New York, und so jemanden für ein halbes Jahr im Tausch gegen Draftpicks und eigene Spieler zu verpflichten, halte ich für viel zu riskant. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit würde er seinen Vertrag nach der Saison dann nicht verlängern. Ich bin ohnehin eher der Meinung, dass Dallas einen weiteren Big Man braucht. Aber braucht den nicht jeder? Einen, der von der Bank kommt und Scoring Punch mitbringt. So einen wie Brandon Bass zum Beispiel, den die Mavs vor nicht allzu langer Zeit an Orlando verloren haben. Irgendeinen von dem Kaliber müssen die Mavs holen, um in den Playoffs mit den Lakers oder Spurs mithalten zu können. Dallas braucht nicht zu hoffen, beiden aus dem Weg zu gehen.

Philipp Dornhegge: Okay, wenn es um so eine Verpflichtung geht, dann wäre das etwas anderes. Eine punktuelle Verstärkung wäre sicher nicht schlecht. Novak, Cardinal, Thomas und die Altlast Buckner sind alles Verträge, die man loswerden könnte. Auch Rookie Jones sollte kein Tabu sein. Aber ich dachte, wir reden von einem Star. Da kommt für mich nur Chris Paul in Frage. Wenn man den kriegen kann, muss man es machen. Vielleicht sogar für Beaubois. Aber nicht für Butler. Und dann wird's mit der Finanzierung auch schon schwer.

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