Emotionaler Cardinals-Triumph

Von SPOX
Mit dem Trikot von Kevin Ware feierten die Louisville Cardinals ausgelassen den Erfolg
© getty

Die Louisville Cardinals stehen im Final Four. Sie bezwangen die Blues Devils - ein Erfolg für Kevin Ware, dessen Beinbruch das Spiel überschattete. Die Wolverines lassen nach dem Overtime-Sieg gegen Kansas dieses Mal überhaupt nichts anbrennen. Beim Blowout gegen Florida läuft vor allem ein Scharfschütze gefährlich heiß. Am Samstag hatten sich bereits Syracuse und Wichita State für das Final Four qualifiziert.

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Midwest Region

Louisville Cardinals (1) - Duke Blue Devils (2) 85:63

Topscorer: Russ Smith (23) - Mason Plumlee (17)

6:33 Minuten waren in der ersten Halbzeit noch zu spielen: Beim Versuch einen Drei-Punkt-Wurf zu blocken, landete Cardinals-Guard Kevin Ware unglücklich. Das Bein knickte böse weg - ein schockierender, offener Knochenbruch. Spieler und Trainer beider Teams lagen sich minutenlang betroffen in den Armen.

"Ich denke, meine Spieler hätten sich nicht wieder fokussiert, wenn Kevin nicht immer und immer wiederholt hätte: ‚Ich bin okay, gewinnt dieses Spiel für mich'. Nachdem, was wir da sahen, durften wir uns nicht mit einer Niederlage verabschieden", erklärte Head Coach Rick Pitino.

Es wurde zu einer solcher Geschichten, die nur der Sport schreibt: In den Minuten danach schienen die Cardinals jedoch mit sich beschäftigt - wer konnte es ihnen verübeln. Vier der fünf Versuche blieben erfolglos, letztlich retteten sie ein 35:32 in die Kabine. Pitinos Fähigkeiten als Psychologe waren gefordert: "Wir sagten uns: Lasst uns siegen, für Kevin."

Wachgerüttelt fanden die Spieler zu gewohnter Sicherheit. Russ Smith, mit 23 Punkten Topscorer, verwandelte direkt nach Wiederbeginn drei Freiwürfe - die Initialzündung. Leidenschaftlich wurde um jeden Ball gekämpft. Zwar glichen Blue Devils in Person von Mason Plumlee, mit 17 Zählern ihr bester Werfer, aus, auf den 13:3-Run Louisvilles fanden sie nicht die passende Antwort.

"Ich war der Überzeugung, wir können das Spiel gewinnen. Und dann: Boom", resümierte Coach Mike Krzyzewski ohne Missgunst: "Sie haben die Qualität, aus dem Nichts zuzuschlagen. Wir haben einfach gegen das bessere Team verloren."

In den letzten Sekunden wurde es richtig emotional: Chane Behanan stand mit Wares Trikot an der Seitenlinie und animierte die Anhänger zu "Kevin Ware"-Sprechchören. Der Höhepunkte! In den Final Four treffen die Cardinals auf Wichita State.

South Region

Florida Gators (3) - Michigan Wolverines (4) 59:79

Topscorer: Kenny Boynton, Will Yequete (beide 13) - Nik Stauskas (22)

Überraschend deutliche Angelegenheit für die Wolverines, die die gesamte Partie im gigantischen Cowboys-Stadium nach Strich und Faden dominierten und somit zum ersten Mal seit 1993 und der Fab-Five-Ära wieder ins Final Four einziehen. Dabei hatte die Truppe von John Beilein am Freitag noch gegen Kansas in die Verlängerung gemusst. Von Müdigkeit war bei Trey Burke und seinen Mitspielern jedoch nichts zu sehen.

Für die Gators hingegen ist nach einer schwachen Leistung zum dritten Mal in Folge Endstation im Elite Eight. Ereilte die Mannschaft von Billy Donovan in den vergangenen zwei Jahren stets nach knappen Niederlagen das Aus, so besaß Florida gegen Michigan dieses Mal zu keinem Zeitpunkt des Spiels eine echte Siegchance.

Das Unheil für die Gators nahm bereits in den ersten drei Minuten seinen Lauf. Michigan erzielte die ersten dreizehn Punkte der Partie - acht davon kamen vom erneut starken Mitch McGary - und lag danach stets mit mindestens zehn Punkten Vorsprung in Führung.

Vor allem Nik Stauskas (22 Punkte, 6/6 Dreier) lieferte im ersten Durchgang eine überragende Vorstellung ab. Der kanadische Shooting Guard, der in den bisherigen Turnierspielen arge Probleme mit seinem Wurf hatte, war nie in den Griff zu bekommen und schoss Florida quasi im Alleingang ab. Stauskas versenkte fünf seiner insgesamt sechs Distanzwürfe vor der Pause, zwei davon hintereinander zur 41:17-Führung nach knapp 15 Minuten.

Die Gators verkürzten kurz nach der Pause durch Kenny Boynton zwar noch einmal auf 50:38, mehr als ein kurzes Strohfeuer sollte dies aber nicht sein. Neben Stauskas überzeugte bei Michigan wieder einmal Freshman Mitch McGary mit 11 Punkten und 9 Rebounds. Da die Wolverines ingesamt stark aus dem Feld warfen (46% FG/52% Dreier), fiel es nicht negativ ins Gewicht, dass Trey Burke und Tim Hardaway Jr. beide mit ihrem Wurf haderten(8/29).

Am kommenden Wochenende müssen die Wolverines nun in Atlanta im Final Four gegen Syracuse ran. Gegen die gefürchtete 2-3-Zone der Orange wäre eine ähnliche Shooting-Performance sicherlich nicht von Nachteil.

East Region

Marquette Golden Eagles (3) - Syracuse Orange (4) 39:55

Topscorer: Vander Blue, Davante Gardner (14) - James Southerland (16)

Orange Defense wins games! Syracuses perfekte 2-3 Zonenverteidigung, vorgetragen mit viel Physis und Aggressivität, hat den Golden Eagles vor den Augen von Barack Obama die Flügel gestutzt. Damit zog Coach Jim Boeheim zum vierten Mal mit dem Team ins Final Four ein. Zuletzt war ihm das 2003 mit einem gewissen Freshman namens Carmelo Anthony gelungen, als Syracuse den NCAA-Titel gewann.

"Einen gewaltigen, gewaltigen Aufwand" nannte es Boeheim, wie seine Orange Marquette beackerten. Damit hielten sie die Golden Eagles bei unterirdischen Wurfquoten von 22,6 Prozent aus dem Feld und nur 3/24 Dreiern. "Wir haben gezeigt, dass Defense Spiele gewinnt", brachte es Brandon Triche auf den Punkt.

Für Marquette scorten hinter Blue und Gardner überhaupt nur drei weitere Spieler: Junior Cadougan (6), Jamil Wilson (3) und Chris Otule (2). Syracuse ließ den Gegner in diesem Finale (!) der East Region wie blutige Anfänger aussehen.

In der Offensive hatte zwar auch Syracuse wenig Spektakuläres zu bieten, musste es aber auch nicht: 38 Prozent aus dem Feld und 5/17 verwandelte Dreier genügten. An den Brettern war der Unterschied zwischen beiden Teams gar nicht so signifikant, die Golden Eagles wurden einfach immer wieder zu schwierigen Würfen von außen gezwungen. 14 Turnover leisteten sie sich unter dem immensen Druck der Orange.

James Southerlands 16 Zähler reichten zur Scoringbestmarke. Michael Carter-Williams (12 Punkte, 8 Rebounds, 6 Assists, 5 Steals) wurde für seine überragende Komplexleistung zum Topplayer im Osten gewählt.

West Region

Ohio State Buckeyes (2) - Wichita State Shockers (9) 66:70

Topscorer: Deshaun Thomas (23) - Malcolm Armstead (14)

Die Shockers eliminieren nach Gonzaga auch Ohio State - dieser Upset lud die Gazetten zu reichlich Wortspielen ein. Und schockte die Jungs von Wichita State wohl selbst am meisten.

"Es ist verrückt. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir das geschafft haben", rang Junior Forward Cleanthony Early (12 Pts, 7 Reb, 1 Stl, 2 Blk) um Worte. "Du versuchst, das zu erwarten, aber man erwartet schließlich eine Menge Dinge, die nie eintreten. Aber das ist tatsächlich passiert."

Der Underdog erwischte den deutlich besseren Start und lag zur Pause schon mit 35:22 in Front. Zwischenzeitlich wuchs Wichitas Vorsprung gar bis auf 20 Punkte an. Die anschließende Aufholjagd des No. 2 Seed (44:35 in der zweiten Halbzeit) ließ das Polster bis auf 3 Pünktchen schmelzen - die Shockers fingen die auftrumpfenden Buckeyes aber gerade noch ab.

Fred van Vleet versenkte die wichtigsten seiner 12 Punkte eine Minute vor der Schlusssirene mit einen Jumper zum 67:61. In dieser engen Partie mit den unterschiedlichen Hälften ähnelten sich die Teamstats am Ende sehr (34:34 Reb, 7:9 Ast, 8:9 Blk).

Der feine Unterschied: Während Wichita State mit 37,3 Prozent aus dem Feld und vor allem 8/20 Dreiern sehr ordentliche Quoten aufwiesen, wackelten die Buckeyes im Scoring sichtlich. 31,1 Prozent aus dem Feld und nur jeder fünfte Dreier saß (5/25) - Topscorer Deshaun Thomas (8/20 FG, 7/9 FT, 5 Reb, 3 Ast, 2 Blk) versemmelte alle 6 Versuche von Downtown. Ganz stark: LaQuinton Ross kam für die Buckeyes von der Bank in 22 Minuten auf 19 Zähler, 5 Rebounds, 2 Steals und 1 Block.

Bei den Shockers lag Armstead nicht nur im Scoring vorn, sondern brachte mit 7 Rebounds, 3 Assists, 3 Steals auch die stärkste Komplexleistung aufs Parkett.

Ohio States Siegesserie riss nach 11 Spielen. Damit verpassten die Buckeyes ihr zweites Final Four in Folge.

Elite Eight: Wichita State shockt Ohio State

Sweet Sixteen: Wildes Michigan-Comeback gegen Kansas