NBA

Kobe kann gehen

Von Oliver Wittenburg
Bryant, Kobe, Lakers
© Getty

München - Irgendwann hat auch des gutmütigsten Menschen Geduld einmal ein Ende.

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Bei Jerry Buss, dem Besitzer der Los Angeles Lakers, ist dieser Punkt offenbar erreicht.

Er hat die Nase voll von Kobe Bryant und dessen ewig schlechter Laune und öffentlicher Miesmacherei. So gab Buss dem Superstar, dem "Eckpfeiler" (Buss) seines Teams den Laufpass.

Das bedeutet nicht zwingend, dass Bryant schon übermorgen oder im Winter getradet wird, aber wenn ein passendes Angebot kommt, dann ist der "Laker for Life" nicht mehr unantastbar.

Tonart verändert

Drei Journalisten aus L.A. sagte er am Rande des Trainingslagers der Lakers auf Hawaii, dass er sich Angebote von anderen Klubs "natürlich anhören würde".

Das ist für sich genommen noch kein sensationelles Statement. Doch wie die "L.A. Times" feinfühlig registrierte, für einen Mann wie Buss, der das Wort "Familie" so häufig wie kein anderer in seiner Funktion benutzt, ist es eine radikale Änderung der Tonart.

Buss: "Loyalität hat auch ihre Grenzen. Das Ganze ist ein Geschäft. Das sieht er nicht anders als ich."

Familie, Familie, Familie

Wer die Verhältnisse bei den Lakers kennt, der weiß, dass Buss keine halben Sachen macht, dass er sich nicht verstellt, nicht blufft, nicht pokert. Wer den Zusammenhalt der Familie bedroht und damit den Erfolg des ganzen Unternehmens aufs Spiel setzt, geht. Früher oder später.

Bei Coach Phil Jackson war es so, und bei Shaquille O'Neal auch. Und in beiden Fällen verhielt es sich so, dass Buss nach anfangs leise geäußerten Zweifeln am Ende rigoros durchgriff.

Bei Bryant hätte man das eigentlich nicht für möglich gehalten. Zu vorbehaltlos schien immer Buss' Unterstützung für den Spieler, der seit 1996, seit er 18 Jahre alt ist, für die Lakers spielt.

Buss ein "Idiot"

Es ist kein Jahr her, dass Buss erklärte, seine Beziehung zu Bryant sei so eng wie nie zuvor. Doch jetzt ist das Tischtuch zerschnitten. Im Frühjahr diesen Jahres hat Bryant den Bogen überspannt mit seinen Forderungen nach Verstärkungen, mit seiner Drohung, er würde den Klub verlassen.

Spätestens im Juni, als ein Tonband auftauchte, in dem Bryant Buss einen "Idioten" nannte, und Kevin Garnett sagte, er wolle nicht zu den Lakers wechseln, weil sie Probleme in der Führungsetage hätten, war das Maß dann wohl voll.

Es passt zu Buss, dass seine Reaktion lange auf sich warten ließ und ganz leise daherkommt. Die Botschaft ist dennoch eindeutig.

Mutige vor

Um Garnett zu holen, haben die Boston Celtics fast alles, was sie hatten, an die Minnesota Timberwolves verkauft und gleich noch ein gutes Stück Zukunft dazu.

Es ist schwer vorstellbar, dass schon in Bälde ein weiteres Team einen derartigen Kassensturz wagen wird, um den Lakers ein Angebot für Bryant zu unterbreiten.

Wenn aber doch, wird Jerry Buss ganz genau hinhören.

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