Bach kritisiert Fernbleiben der Politiker

SID
Thomas Bach kann die Maßnahmen vieler Politiker nicht nachvollziehen
© getty

IOC-Präsident Thomas Bach hat die zahlreichen Politiker für deren Fernbleiben von den Olympischen Winterspielen in Sotschi kritisiert.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Ich finde, wenn Politiker eine politische Botschaft haben, dann sollten sie auch den Mut haben, diese Botschaft im direkten Dialog mit den politisch Verantwortlichen vorzubringen und sie nicht auf dem Rücken der Athleten zu transportieren", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Die Spiele seien "für die Athleten da und den Sport", sagte Bach. Die Athleten sollten von den Politikern unterstützt werden. Der 60-Jährige ging auf Distanz sowohl zum russischen System als auch zu der Kritik daran. "Man darf nicht den Fehler machen, dass man die politische Meinung über ein Land auf die Spiele überträgt", sagte Bach. Die Mission Olympischer Spiele sei eine andere, "in diesen Tagen zu zeigen, dass ein diskriminierungsfreier, respektvoller Umgang miteinander möglich ist."

Russland mit Respekt für die Olympische Charta

Das IOC könne sehen, dass die "russische Seite" ihre Zusagen einhalte. Präsident Wladimir Putin wolle erfolgreiche Spiele und respektiere in diesem Zusammenhang die Olympische Charta. Den verbreiteten Begriff "Putin-Spiele" für das Großereignis in Sotschi kritisierte er als "Schlagwort": "Es sind Olympische Spiele in Russland."

Bach betonte in dem Interview die Rolle des IOC, das sich in Zusammenarbeit mit der Menschenrechts-Organisation Human Rights Watch sowohl in Umweltfragen als auch im Zusammenhang mit der Ausbeutung von Fremdarbeitern für die Betroffenen stark gemacht habe. "Es hat eine Fülle von Problemen gegeben, aber man sollte auch zur Kenntnis nehmen, dass das IOC sich ihrer angenommen hat, so weit sie mit den Spielen zu tun hatten."

Winterspiele nicht aus wirtschaftlichen Aspekten in Russland

Die Empörung der westlichen Länder über das russische Anti-Homosexuellen-Gesetz sieht Bach als positiven Effekt der Spiele. "Ich verteidige diese Gesetze nicht, dass da kein Zweifel aufkommt. Sie sehen aber gerade, welche Wirkung die Vergabe der Spiele hervorruft. Die Augen der Welt richten sich darauf", sagte er.

Dem Vorwurf, das IOC habe die Winterspiele aus wirtschaftlichen Erwägungen nach Russland vergeben, widersprach Bach. Das Land habe nach der Auflösung der Sowjetunion wieder ein Wintersportzentrum schaffen wollen. "Das war das Projekt, das dem IOC vorgestellt wurde, und das gewählt worden ist." Bach wehrte sich gegen pauschale Kritik am IOC und den Spielen in Sotschi. Er plädiere für eine faktenorientierte Diskussion und vor allen Dingen für eine Diskussion, die der Leistung, der Aufgabe und den Möglichkeiten des IOC gerecht werde.

Artikel und Videos zum Thema