Murray macht Olympia-Märchen perfekt

SID
Andy Murray rächte sich für das verlorene Wimbledon-Finale vor wenigen Wochen an Federer
© spox

Als der goldene Moment auf dem Heiligen Rasen perfekt war, ging er erst mal in die Knie: Überwältigt vor Glück, sank der neue Tennis-Olympiasieger Andy Murray im ohrenbetäubenden Jubel seiner Fans auf den Boden und war nach seinem glorreichen 6:2, 6:1, 6:4-Endspielsieg gegen den Schweizer Maestro Roger Federer doch obenauf wie nie zuvor in seinem Tennisleben.

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Am Ziel seiner kühnsten Medaillenträume. Großbritannien hatte zwar auch 76 Jahre nach dem letzten Grand-Slam-Triumph an der Church Road noch keinen Wimbledonsieger, doch dafür einen leidenschaftlich bejubelten Gold-Jungen.

"Ich bin absolut sprachlos vor Glück", sagte der Schotte, der sich mit dem Centre-Court-Coup für die vor vier Wochen erlittene Grand-Slam-Finalniederlage gegen Federer revanchierte. "Die Erfolge des Teams Großbritannien haben mich inspiriert." Und zwar an keinem geeigneteren Ort als in Wimbledon selbst. Und bei der Chance, die nur einmal im Leben kam: bei den Olympischen Spielen in der Heimat.

Federers Sehnsucht, seinen 17 Grand-Slam-Siegen auch eine olympische Goldmedaille im Einzel hinzuzufügen, blieb auch in seinem grünen Paradies unerfüllt. Vier Jahre nach dem Doppelsieg mit Stanislas Wawrinka in Peking reiste der erfolgreichste Tennisspieler der Welt nun mit Silber ab - ob er 2016 in Rio noch einen fünften Anlauf zu Gold unternehmen wollte, schien eher ungewiss. Bronze im Herren-Einzel holte sich der Argentinier Juan Martin del Potro, der den Serben Novak Djokovic mit 7:5 und 6:4 besiegte.

Williams-Gold einzeln und im Doppelpack

Neue Rekordmarken setzten derweil die fabelhaften Tennis-Schwestern Serena und Venus Williams, die bei der Goldsuche in Wimbledon zwei Volltreffer landeten: Zunächst stürmte Serena am Samstag zu einem vernichtenden 6:0, 6:1-Sieg im Einzelwettbwerb gegen Russlands Superstar Maria Scharapowa.

Dann holte der "Sister Act" auch Gold im Doppel durch den 6:4, 6:4-Sieg gegen die Tschechinnen Andrea Hlavackova/Lucie Hradecka. Mit jeweils vier Goldmedaillen, einer im Einzel und dreien im Doppel, sind Serena und Venus nun die erfolgreichsten Olympioniken im Tennis.

"Es ist wie ein Märchen, diese Erfolge hier sind etwas ganz Außergewöhnliches", sagte Serena, die auch einen bisher unerreichten doppelten Karriere-Golden Slam festschrieb - den Gewinn aller Major-Turniere und Goldmedaillen im Einzel und Doppel.

Auch im Herrendoppel gab es einen historischen Familien-Erfolg durch die Bryan-Zwillinge Bob und Mike Bryan (USA), die Michael Llodra/Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich) mit 6:4, 7:6 (7:2) schlugen. Das 34-jährige Brüderpaar hat nun alle Grand-Slam-Turniere und dazu noch Olympia-Gold gewonnen.

"Braveheart" Murray treibt Fans in Verzückung

Wie er sein Herz da draußen auf dem Centre Court ließ, das schottische "Braveheart", das trieb die Fans in Verzückung. Sorgte für eine ungekannte Stimmung im sonst so vornehmen Tennis-Theater an der Church Road.

Fast immer war der 25-jährige der Aggressor, der das Risiko suchte und mit hohem Einsatz seine Punkte holte. Als er den ersten Satz nach zwei Breaks mit 6:2 gewonnen hatte, flatterten erstmals Tausende Union Jacks auf den Rängen.

Beim Wimbledon-Turnier hatte Murray furios losgelegt, dann aber in vier Sätzen gegen den Rasenkönig verloren. Nicht so an diesem unvergesslichen 5. August, an dem er allen Aufholversuchen des diesmal ideenlosen Schweizers trotzte.

Schon nach 116 Minuten war dann alles vorbei, mit dem ersten verwandelten Matchball von Murray. Boris Becker war einer der Ersten, die dem Schotten öffentlich gratulierten. "Bald wird man ihn SIR Andy Murray nennen", twitterte der dreimalige Wimbledonsieger.

Der Medaillenspiegel

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