"Die Probleme der USA sind offensichtlich"

Von SPOX
Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann macht Schwächen bei den NBA-Stars aus
© Getty
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These 2: Team USA soll gleichzeitig mit LeBron/Durant/Melo starten.

Philipp Dornhegge: Auf keinen Fall. Die angebliche Auflösung der Positionstreue, die die Amerikaner im internationalen Basketball beobachtet haben wollen, halte ich für ziemlich überheblich. Die europäischen Center spielen nur etwas anders als die oftmals grobschlächtigen Ami-Kolosse. Kobe Bryant wird sich nicht für Melo auf die Bank setzen, sodass die drei Jungs nicht die Positionen Shooting Guard bis Power Forward, sondern Small Forward bis Center bekleiden müssten. Ich würde gern sehen, wie LeBron als Center damit umgeht, dass ihm ein Mozgov alle fünf Sekunden seine spitzen Ellenbogen in den Rücken rammt. Das ist - vorsichtig ausgedrückt - ein schmutziger Job, für den man Leute braucht, die sich damit auskennen. Das Gequatsche, dass James in der NBA jede Position spielen kann, ist Unfug. Und es ist auch im Kontext des internationalen Spitzenbasketballs Unfug. Und außerdem respektlos den Gegnern gegenüber. Spätestens gegen Spanien würden den drei Small Forwards von den Gasol-Brüdern ihre Grenzen aufgezeigt werden. Da müssen ein Tyson Chandler, ein Kevin Love oder für ein paar Minuten sogar ein Anthony Davis zwingend auf dem Feld stehen.

Florian Regelmann: Wenn man auf einen Boxscore klickt und Durant nicht in der Starting Five sieht, ist das schon ein extrem merkwürdiger Anblick. Ich bin allerdings gar nicht dagegen, KD die Bankrolle zu geben. Von der Persönlichkeit her ist er absolut am besten geeignet, das zu akzeptieren, die Rolle anzunehmen und ein überragendes Turnier zu spielen. Genau diese Einstellung macht Durant so groß. Ich bin aber entschieden gegen Chandler als Starting-Center. Und ich bin vor allem entschieden dagegen, dass Kevin Love anscheinend keine größere Rolle in der Rotation haben wird. Wäre ich Coach K, dann würde Love auf der Center-Position starten. Er ist absolut wie gemacht, um auf internationalem Parkett die Fünf zu spielen. Er ist einer der besten Dreierschützen überhaupt und im Pick'N'Pop eine Bank. Und an Schützen mangelt es ihnen eh wie praktisch immer. Wenn er die Minuten bekommt, wird er zudem der beste Rebounder im Turnier sein. Wenn er nicht viel zum Einsatz kommt, kann ich nur sagen: I don't get it.

Dirk Bauermann: In den Staaten wird ja hoch und runter diskutiert, ob die Mannschaft nicht zu klein ist, gerade für den europäischen Basketball, wo sehr große und körperliche Spieler gefragt sind. Und wo von den Referees in Korbnähe mehr Physis zugelassen wird. Dem US-Team fehlt daher neben Chandler ein weiterer nomineller Center. Stattdessen werden Sie häufig mit drei Flügeln spielen und versuchen, mit aggressiver Verteidigung und sehr schnellem Spiel ihre Stärken zum Tragen zu bringen. Das ist genau der richtige Ansatz angesichts der Mannschaftszusammenstellung: Wenn sie ins Laufen kommen, sind sie nicht zu stoppen. Aber: Es war schon im Test gegen Brasilien zu sehen, wie den Amerikanern beizukommen ist. Vor allem wenn der Gegner über gute Außenspieler verfügt, die den Ball nach innen bekommen. Die Probleme der USA am defensiven Brett sind offensichtlich. Und: Durch die vielen Flügelspieler im Kader müssen häufig zwei Spieler eine Position einnehmen, die nicht natürlich für sie ist. Wenn zum Beispiel Melo als Power Forward eingesetzt wird und statt zum Korb nach außen geht, sieht das nicht immer rund aus.

Haruka Gruber: LeBron, Durant und Melo gehören neben Kobe und Chris Paul zu den fünf individuell besten Spielern der USA. Da ist der Gedanke grundsätzlich schon nachvollziehbar, dass man versucht, die drei Small Forwards irgendwie zusammen auflaufen zu lassen. Nur wie soll das gehen? Durant war bei der WM 2010 der alles überragende Mann in Abwesenheit der anderen Superstars. Kann er genauso effektiv ohne Ball sein? Vielleicht ja, vom Typ her könnte er gut mit LeBron koexistieren. Daher: Chandler oder Love als Center, LeBron als Power Forward, Durant als Small Forward, dazu Kobe und Paul. Aber wenn man Melo noch irgendwie reindrücken wollen würde, wäre das des Guten zuviel. In New York beweist er eindrucksvoll, dass er einfach nicht gut darin ist, in der Ecke zu lauern und auf den Pass zu warten. Er muss die Initiative ergreifen können - doch das ist der Job von LeBron und/oder Kobe. Von daher: Melo als Sixth Man für LeBron oder Durant und gut ist.

These 1: Die Konkurrenz für die USA ist so schwach wie lange nicht.

These 2: Team USA soll gleichzeitig mit LeBron/Durant/Melo starten.

These 3: Nigeria wird das Olympia-Überraschungsteam.

These 4: Russlands Andrei Kirilenko wird der Olympia-MVP.

These 5: Das deutsche Team ist wieder auf dem Weg nach oben.