"Die Probleme der USA sind offensichtlich"

Von SPOX
Ex-Bundestrainer Dirk Bauermann macht Schwächen bei den NBA-Stars aus
© Getty
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These 4: Russlands Andrei Kirilenko wird der Olympia-MVP.

Florian Regelmann: Für mich gibt es ein Grundgesetz. Es kann nur jemand zum MVP gewählt werden, der Teil der Meister-Mannschaft ist, oder im Olympia-Fall Teil des Gold-Teams. Alles andere ist völliger Nonsens. Es kann auch grundsätzlich keiner Man of the Match werden, wenn sein Team das Spiel nicht gewinnt. Da ich die Russen für überschätzt halte und nicht mal eine Medaille sehe, scheidet Kirilenko schon mal komplett aus. MVP wird LeBron. Regular-Season-MVP, Finals-MVP, Olympia-MVP. Kobe wird sich zurückhalten und eventuell aufs Closen beschränken, Durant steckt vom Naturell her im Zweifel eher zurück gegen LeBron. James wird das ganz sicher an sich reißen und das auch so wollen.

Haruka Gruber: Naja, das ist eine zu strenge Definition. Um der MVP zu sein, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein. A) Die Nationalmannschaft ist erfolgreich. Und B) Es gibt einen Spieler in der Nationalmannschaft, der hervorsticht. Wegen des zweiten Kriteriums fallen eine ganze Latte an Spielern raus: Die vom US-Team, weil es sich anders als bei der WM 2010 nicht alles auf Durant konzentrieren wird, genauso die sehr ausgeglichenen Spanier. Bleiben daher vier Kandidaten: Argentiniens Ginobili, Frankreichs Parker, Großbritanniens Luol Deng und Russlands Kirilenko. Und dann geht es nach dem Ausschlussprinzip: Argentinien wird enttäuschen, daher Ginobili raus. Frankreich spielt um die Medaillen mit, aber Parker wird nach der Verletzung nicht bei hundert Prozent sein, daher auch raus. Deng wird Monster-Zahlen auflegen, aber Großbritannien wird nicht weit kommen, daher auch raus. Bleibt Kirilenko: Bei der EM und in der abgelaufenen Euroleague-Saison spielte er phänomenal, dazu war er beim Olympia-Quali-Turnier unglaublich produktiv. Und: Trotz der Qualifikation wird er nicht allzu müde sein, weil er als Euroleague-Spieler weniger beansprucht wurde wie früher noch in der NBA.

Philipp Dornhegge: Wie Großbritannien hat Russland als einer der letzten Qualifikanten die Gruppe B erwischt - und sollte dort hinter Spanien Zweiter werden. Das Viertelfinale ist aus meiner Sicht Pflicht, was darüber hinaus kommt, hängt sicher vom Gegner ab. Kirilenko ist bei internationalen Turnieren immer ein MVP-Kandidat, weil er für seine Mannschaft alles macht: scoren, rebounden, passen, Würfe blocken und Steals sammeln. Er ist nicht so spektakulär wie die Amis, nicht so ästhetisch wie La Bomba Navarro, aber er ist ein Winner. Das allein macht die Russen zu einem gefährlichen Team. Ich glaube trotzdem nicht, dass sie mit dem Talent von Spanien und den USA mithalten können. Selbst gegen Argentinien und Frankreich wird es verdammt schwer. Ich vertrete in letzter Konsequenz die Meinung, dass nur derjenige der MVP werden kann, der seine Mannschaft zumindest ins Endspiel führt. Und deshalb kommen für mich nur Navarro, die Gasols, LeBron oder Durant in Frage.

Dirk Bauermann: Eine ziemlich spekulative These. Was man allerdings sagen kann: Ich verfolge Kirilenko schon seit langem, wir haben viele Sommer gegen ihn gespielt. Und mir fällt auf, dass er jetzt auf dem Höhepunkt seiner Karriere ist. Sicher tat ihn das Jahr in Europa gut. Er gehört zu den besten Basketballern überhaupt bei Olympia. Und er wird auch einer der dominantesten Spieler des Turniers sein. Ob das für den MVP-Award ausreicht oder nicht, müssen wir sehen. Die Chancen stehen jedoch nicht schlecht: Die Russen besitzen um Kirilenko herum eine starke Mannschaft. Vielleicht sind sie neben Spanien sogar die gefährlichste europäische Mannschaft. Russland und Kirilenko ist einiges zuzutrauen.

These 1: Die Konkurrenz für die USA ist so schwach wie lange nicht.

These 2: Team USA soll gleichzeitig mit LeBron/Durant/Melo starten.

These 3: Nigeria wird das Olympia-Überraschungsteam.

These 4: Russlands Andrei Kirilenko wird der Olympia-MVP.

These 5: Das deutsche Team ist wieder auf dem Weg nach oben.