Wegen der Familientradition

Von Bastian Gangnus
Florian Keller, Hockey
© Getty

München - Die Vorrunde des olympischen Hockey-Turniers in Peking hätte man sich auch sparen können. Denn man ist jetzt genau wieder da, wo man vor vier Jahren in Athen war. Jedenfalls fast.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Im Halbfinale treffen die deutschen Herren auf die Niederlande, die deutschen Damen bekamen es wieder mit China zu tun. Wie es damals ausging, ist bekannt. Die Herren verloren das Prestigeduell, erkämpften sich im Spiel um Platz drei gegen Spanien aber immerhin Bronze.

Die Damen setzten sich gegen die Chinesinnen in einem Siebenmeter-Krimi durch und gewannen anschließend Gold. Diesmal könnte es genau andersrum laufen. Denn die Damen verloren ihr Spiel gegen China mit 2:3, während die Herren weiter hoffen dürfen.

Florian Keller unter Zugzwang

Doch noch ist von Gold bis völlig leer ausgehen bei Damen und den Herren noch alles möglich. Einer, der dann untröstlich wäre, ist Florian Keller. Der 26-Jährige gehört bei seinen ersten Spielen zu den großen deutschen Hoffnungsträgern.

Der jüngere Bruder von Natascha Keller, die in Athen überraschend Gold gewann, hatte nicht nur durch sein finales 3:1 gegen Neuseeland im letzten Gruppenspiel maßgeblichen Anteil am Einzug unter die letzten Vier.

Letzte Vier - das reicht aber nicht, wenn man Hockey spielt und der Name Keller im Reisepass steht. Dann muss schon eine Medaille her. Der vielleicht talentierteste Keller steht in der erfolgreichen Hockeydynastie unter einem absoluten "familiären Zugzwang".

Sowohl Opa Erwin (1936 Silber), Vater Carsten (1972 Gold), Bruder Andreas (1992 Gold) als auch Natascha haben bereits olympisches Edelmetall nach Hause gebracht.

Lieber Niederlande als Australien

"Medaillen sind bei uns zu Hause kein Thema. Auch wenn es sicher etwas anderes ist als in anderen Familien. Florians neuerlicher Angriff und seine Nominierung haben mich sehr gefreut. Das gemeinsame Erlebnis zusammen mit meinem kleinen Bruder ist ein Traum", sagt Natascha Keller gegenüber SPOX.

Es ist also eine Ehrensache, dass die Mannschaft um Kapitän Timo Wess im Halbfinale gegen die Niederlande (Donnerstag, 12 Uhr) für sich und Florians Familientradition alles in die Waagschale wirft.

Der Erzrivale und Nachbar scheint den deutschen Hockey-Herren dabei trotz der schlechten Erfahrungen von Athen lieber zu sein als Australien. Das athletische Hockey der Männer aus Down Under ist womöglich unangenehmer zu spielen.

Die Niederländer sind der deutschen Spielanlage ähnlicher und deshalb taktisch berechenbarer. Am Ende werden aber Kleinigkeiten die Spiele der verbliebenen Teams entscheiden.

Fokus nicht verlieren

Christopher Zeller, Torjäger und Star der vergangenen WM 2006, sagte bereits vor dem Turnier zu SPOX: "Ich will mit meinem Team so weit wie möglich kommen und am Ende ganz oben auf dem Treppchen stehen. Sollte es nicht für Gold reichen, wäre ich mit einer anderen Medaille aber schon überglücklich."

Diese Sichtweise ist nun, bereits im Halbfinale angekommen, eine andere. Jetzt zählt nur noch Gold. "Dass wir zur internationalen Spitze gehören, haben wir bei der Champions Trophy 2007 und in diversen Spielen in diesem Jahr bewiesen", meint Zeller, der die besondere Dimension der Olympischen Spiele betont.

"Es ist wirklich ein ganz anderes Turnier als eine Weltmeisterschaft. Es sind zwar die gleichen Gegner, dennoch ist jedes Spiel ein Kampf, egal gegen wen man spielt. Abseits des Platzes prasseln so viele Eindrücke auf einen herein, dass man aufpassen muss, den Blick auf das Wesentliche zu behalten."

Bleibt zu hoffen, dass das deutsche Team den Fokus auf die letzten beiden Spiele nicht verliert. Wegen der Medaille - und wegen der Familientradition!

Artikel und Videos zum Thema