Rebensburg will die kleine Kugel

SID
Viktoria Rebensburg muss gegenüber Eva-Maria Brem 52 Punkte in der Riesenslalom-Wertung aufholen
© getty

Am Ende einer Saison der verpassten Gelegenheiten hat Viktoria Rebensburg die Chance, den Riesenslalom-Weltcup zu gewinnen. Gut ist die Ausgangsposition allerdings nicht.

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Viktoria Rebensburg griff nach ihren Skiern, schulterte sie, blinzelte noch einmal in die Sonne - und stapfte von dannen. "Wohin?" - "Riesenslalom trainieren", antwortete sie mit einem Lächeln. Riesenslalom trainieren - was auch sonst. Im letzten Rennen einer Saison der verpassten Gelegenheiten greift Rebensburg noch einmal nach einer Kristallkugel. Es ist nur eine kleine, und genau genommen muss sie hoffen, dass eine Konkurrentin sie fallen lässt.

Aber immerhin. Es ist ein "dicker Strohhalm", nach dem sie greift, sagt Markus Anwander, Cheftrainer der deutschen Ski-Rennläuferinnen. Doch er betont auch: "Im Normalfall ist es durch." Eva-Maria Brem aus Österreich müsste patzen und Rebensburg jene 52 Punkte aufholen, die sie zurückliegt hinter der bislang Weltcup-Besten im Riesenslalom. Andersherum ausgedrückt: Sollte Rebensburg das letzte Rennen gewinnen, dürfte Brem höchstens Rang fünf belegen. "Ich werde voll auf Sieg fahren", versichert die Bayerin.

Konstanz das große Problem

Aber Rebensburg hat ihr Schicksal eben nicht mehr in der Hand, und so trauert sie am Ende dieser Saison noch ein bisschen ihren vielen vergebenen Chancen hinterher. Vor allem: Womöglich wird die Gelegenheit, den Gesamtweltcup zu gewinnen, nie mehr so groß sein wie in diesem Winter. Stimmt, bestätigt Rebensburg, da wäre mehr drin gewesen, "man sieht ja jetzt, dass ich nicht weit weg bin." Nah genug hin an Lara Gut (Schweiz) kam sie aber nie. "Tja", stellt sie achselzuckend fest, "ich kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen."

In den Rennen ab Mitte Dezember ist Rebensburg gut gefahren, im Riesenslalom belegte sie die Ränge vier, drei, eins, eins und zwei. Und doch: Bis dahin und auch danach fuhr sie viel zu oft mal so, mal so. "Die Saison", sagt Cheftrainer Anwander mit Bedauern, "ist nicht hundertprozentig gut gelaufen." Heißt: Wäre Rebensburg etwas konstanter gewesen, "hätte es anders ausgesehen". Deswegen ist das Ziel für das nächste Jahr, "dass wir Konstanz reinbringen", sagt Anwander, und das gilt für alle Disziplinen, in denen sie startet.

Die große Kugel bleibt das Ziel

Denn: Die große Kugel, "das ist nach wie vor das erklärte Ziel, keine Frage", betont Anwander. Dazu muss Rebensburg aber von Anfang an ihr Material im Griff haben - ein Problem, das sie im Februar 2015 mit WM-Silber im Riesenslalom eigentlich schon als bewältigt betrachtet hatte. "Ich bin davon ausgegangen, dass es passt", gesteht sie. Stattdessen aber habe sie in dieser Saison manchmal, genau genommen zu oft, im Ski-Keller gestanden und gedacht: grrr. Es dauerte bis Weihnachten, ehe sie eine passende Abstimmung fand, vor allem im Riesenslalom.

Aber: Es ist nicht mehr zu ändern. "Es ist so passiert", sagt Rebensburg. Und: "Ich bin froh und dankbar, dass es so ist, wie es ist, und ich sagen kann, es ist super." Denn: "Ich habe wieder das Gefühl wie früher." Mit "früher" meint sie die Zeit vor den zunächst vorgeschriebenen und dann freiwilligen Materialumstellungen, die Zeit, als sie Olympiasiegerin im Riesenslalom wurde (2010) und zweimal die kleine Kristallkugel gewann (2011, 2012). "Auf die Zukunft gesehen, kann ich schon ganz vorne dabei sein im Riesenslalom", sagt Rebensburg.

Vielleicht ist sie es schon am Sonntag. Aber dabei soll es nicht bleiben.

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