Rösch ist zurück im Weltcup

SID
Michael Rösch holte 2006 mit der deutschen Staffel die Goldmedaille bei Olympia
© getty

Michael Rösch ist mächtig stolz. "Der Trabi hat gesiegt", sagte der gebürtige Sachse dem "SID" vor seiner Weltcup-Rückkehr. Nach einem schier endlosen Einbürgerungsmarathon greift der 31 Jahre alte Biathlet am Mittwoch im Einzel von Östersund endlich wieder zum Gewehr - dann erstmals für Belgien.

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Querelen mit dem Deutschen Skiverband (DSV) hatten in ihm 2012 die Überzeugung reifen lassen, dass nur ein Nationenwechsel seine ins Stocken geratene Karriere noch einmal retten könne.

Komplikationen bei den Behördengängen in Belgien erschwerten die Pläne allerdings erheblich. "Es war wie ein Rennen zwischen Trabi und Porsche, immer hat etwas gedrückt. Aber ich habe nie aufgegeben und nie an mir gezweifelt", sagte Rösch. Seine Erleichterung ist spürbar.

Nach 990 Tagen zurück

Wenn er am Mittwoch dann nach 990 Tagen Zwangspause wieder in offizieller Mission im Weltcup-Zirkus mitmischen darf, will er auch deshalb seine Energie bündeln und seinen Kritikern beweisen, dass es der richtige Schritt gewesen war. "Ich brenne darauf, dass es losgeht", sagte Rösch, der nach seiner langen Leidenszeit "auch keinen Bock mehr auf Training" hatte und "endlich ein paar Rennen laufen will."

Dass er im Kräftemessen mit Stars wie dem Franzosen Martin Fourcade oder Emil Hegle Svendsen (Norwegen) zumindest vorerst noch das Nachsehen haben dürfte, ist auch dem ehrgeizigen Staffel-Olympiasieger von 2006 bewusst.

"Beweisen", sagte Rösch ohnehin, "muss ich niemandem etwas. Ich habe schon gezeigt, was möglich ist."

Tatsächlich gleicht es einer kleinen Sensation, dass Rösch nun für Belgien am Start steht. Nachdem er 2010 die Olympischen Spiele verpasst hatte und zwei Jahre später vom DSV ausgebootet worden war, stand Rösch am Scheideweg: Den Beamtenstatus auf Lebenszeit bei der Bundespolizei erhalten oder die finanzielle Absicherung durch einen Nationenwechsel aufgeben? Rösch entschied sich bewusst für den Sport.

"Nur für mich"

"Der Antrieb war für mich immer, auch mit wenig Mitteln angreifen zu können. Und das Geld ist auf alle Fälle knapp", sagte er. Anfang August habe er beispielsweise noch gar nicht gewusst, ob er die komplette Saison finanzieren könne. Weil er bei der Sommer-WM im russischen Tjumen mit einem Sieg und einem zweiten Platz aber gute Preisgelder einstrich, war der nacholympische Winter gesichert. "Das hat meinem Ego einen Schub gegeben", sagte Rösch.

Es sollte in diesen Tagen der letzte Blick in die Vergangenheit bleiben. Rösch will endlich genießen, verspürt gegenüber dem DSV keinesfalls Genugtuung. "Nur für mich", gab er zu verstehen, "da ich den langen Weg überstanden habe."

Das erste Etappenziel ist also erreicht. Michael Rösch wäre aber nicht Michael Rösch, wenn er nicht schon das nächste anvisiert hätte. "Mein innerster Wunsch ist, noch einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen", sagte er. Knapp vier Jahre sind es bis dahin noch, und die größte Hürde hat Rösch ohnehin schon genommen.

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