Was zählt, ist das Hier und Jetzt

SID
Sandra Kiriasis hat sich für die WM eine Menge vorgenommen
© Getty

Sandra Kiriasis hat keine hellseherischen Fähigkeiten, aber eines haben sie die letzten zwölf Jahre im Bobsport gelehrt: "Die zwei kommenden Tage sind wichtig. Nach allem, was davor war, fragt dann eh keiner mehr", sagt die 37-Jährige der Nachrichtenagentur "dapd".

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Die Weltcup-Saison, ihre Entthronung nach neun Gesamtweltcup-Siegen in Folge hat Kiriasis so gut wie abgehakt: Bei den Weltmeisterschaften in Lake Placid (USA) will sie ab Freitag trotz der bisher sieglosen Saison zeigen, dass sie nach wie vor die Beste ist.

Drei zweite, zwei dritte Plätze, im Gesamtklassement Rang drei, lautet ihre bisherige Saison-Bilanz: "Ich bin sicherlich nicht total zufrieden mit dem Saisonverlauf, aber auch nicht unzufrieden", sagt Kiriasis. Den zehnten Gesamtsieg in Folge hatte die gebürtige Dresdnerin bereits nach der dritten Weltcup-Station in Winterberg abgehakt.

Weltmeisterin Cathleen Martini (Oberbärenburg), die ihren ersten Gesamtweltcup gewann, und auch Anja Schneiderheinze (Winterberg) als Zweite kamen besser durch die Saison. "Aber Sandra hat sich durchgebissen, obwohl nicht mehr alles wie von alleine gelaufen ist. Mit ihr ist zu rechnen", sagt Bundestrainer Christoph Langen im dapd-Gespräch.

"Wir wollen sowieso immer Gold"

In allen drei Konkurrenzen gehen die deutschen Bobpiloten als Favoriten an den Start, haben wegen der Vorjahresbilanz von zwei Siegen und zwei Silbermedaillen aber auch mit der stets hohen Erwartungshaltung zu kämpfen. "Jeder, der für Deutschland startet, muss die Möglichkeit haben, zu gewinnen", erklärt Langen seinen Anspruch.

Eine konkrete Erwartungshaltungen hat der 49-Jährige jedoch nicht. "Gold wollen wir doch sowieso immer", sagt er lachend, und schickt gleich eine Warnung an die Konkurrenz: "Wir sind zu 120 Prozent vorbereitet."

14 Siege fuhren die Athleten des Bob- und Schlittensportverbands für Deutschland (BSD) im Laufe der Saison bereits ein, vor allem Europameister Maximilian Arndt (Oberhof) sorgte für goldene Momente. "Er hat mich wirklich überrascht", sagt Langen. Nach drei Saisonsiegen gilt der Shooting-Star auf der 1.455 Meter langen und besonders ruppigen Bahn wohl ebenso als Favorit wie der amtierende Vierer-Weltmeister Manuel Machata (Berchtesgaden).

Beim Weltcup-Finale in Calgary meldete sich der Überflieger der Vorsaison nach Wochen voller Unzufriedenheit eindrucksvoll mit einem Sieg (Vierer) und einem zweiten Platz (Zweier) zurück. "Jetzt ist er in Topform", sagt Langen.

Machata in Topform: "Will nun alles richtig machen"

Angesichts der ansteigenden Formkurve der zwei Top-Piloten, die in Junioren-Weltmeister Francesco Friedrich (Oberbärenburg) einen guten Back-Up haben, wiegen die Ausfälle der Routiniers Karl Angerer und Thomas Florschütz nicht ganz so schwer. "Manu hatte zu kämpfen in dieser Saison. Aber nun kann und will er alles, was er falsch gemacht hat, richtig machen", sagt Langen - genau wie Kiriasis.

"Es war klar, dass der Moment kommen wird, an dem ich nicht mehr jedes Rennen gewinne", sagt die 43-malige Weltcup-Siegerin. Eine gute Chance habe sie auch bei ihrer elften WM: "Die ganze Saison ist immer irgendetwas gewesen. Das muss hier auf jeden Fall anders werden."

Die Bahn in Lake Placid war für sie immer eine Bahn der Extreme: Die letzten beiden Weltcup-Rennen dort gewann Kiriasis im Dezember 2010. Ausgerechnet auf der "speziellen Bahn" verbuchte die dreimalige Weltmeisterin aber 2009 mit Platz sieben aber auch ihre schlechteste WM-Platzierung.

Hellsehen kann Kiriasis ja sowieso nicht. Und Langen? "Ich lass mich überraschen. Das klappt immer."

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