Streif: Cuche nach Abfahrtssieg Rekordhalter

SID
Didier Cuche gab 1993 sein Debüt im Ski-alpin-Weltcup
© Getty

Der Schweizer Didier Cuche hat die Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel gewonnen und mit seinem fünften Erfolg auf der legendären Streif die österreichische Ski-Ikone Franz Klammer als Rekordsieger überflügelt. Eine starke Leistung bei schwierigen Sichtverhältnissen zeigte der 28-jährige Stefan Keppler (Ebingen/0,48) als Achter.

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Zwei Tage nach seiner Rücktrittsankündigung zum Saisonende fuhr der Altmeister am Samstag auf der stark verkürzten Strecke ein souveränes Rennen und hatte im Ziel 0,24 Sekunden Vorsprung auf den Österreicher Romed Baumann. Dritter auf der österreichischen 'Heimstrecke' wurde Klaus Kroell (Österreich/+0,30).

Wegen dichten Schneetreibens war der Start nach unten vor die Einfahrt zur Alten Schneise verlegt worden.Am Freitag war bereits der Super-G wegen der Regen- und Schneefälle abgesagt worden, um die Strecke zu schonen.

Dritter Erfolg nacheinander

Didier Cuche küsste im Ziel innig seinen rechten Ski. Zu diesem Zeitpunkt wusste der Schweizer schon, dass ihn nach seinem wilden Ritt niemand mehr einholen würde. Der fünfte Sieg auf der legendären Streif und der dritte Erfolg nacheinander machte ihn vor Österreichs Ski-Legende Franz Klammer zum alleinigen Rekordsieger in der Abfahrt von Kitzbühel. "Ich bin wach, aber ich denke, dass ich träume", sagte Cuche.

Während dem 37 Jahre alten Neuenburger alle - inklusive Arnold Schwarzenegger - die Hände schütteln wollten, stand Stephan Keppler einige Meter daneben im Zielhang und staunte. Über Cuches Rekord und auch ein wenig über sich selbst. Der 27 Jahre alte Skirennläufer vom WSV Ebingen beendete die wegen des dichten Schneefalls um 1,3 Kilometer verkürzte Strecke auf dem achten Rang. Keppler stellte damit seine bisher beste Platzierung in der Abfahrt ein und schaffte zudem sein bestes Resultat in Kitzbühel.

Keppler vergibt im Mittelteil möglichen Podestplatz

"Ich bin schon zufrieden", sagte Keppler, "aber ich ärgere mich auch ein bisschen, dass ich durch Fehler eine bessere Platzierung verpasst habe." 18 Hundertstelsekunden fehlten Keppler auf den dritten Rang des Österreichers Klaus Kröll. Auf den zweiten Platz mit 0,24 Rückstand auf Cuche kam Krölls Landsmann Romed Baumann.

In dem von manchen Beobachtern despektierlich als "verkürzte Tiefschneeabfahrt" bezeichnete Hahnenkamm-Rennen, verlor Keppler im Mittelteil wertvolle Zeit. "Da bin ich kurz ins Weiche gefahren", sagte Keppler. Die Sicht sei aber gut gewesen. Nicht irregulär wie manche befürchteten. Die Jury um Renndirektor Günter Hujara hatte den Start um rund 300 Höhenmetern nach unten auf Höhe der Alten Schneise verlegt. Die berühmte Mausefalle und der Steilhang wurden den Rennläufern so vorenthalten.

"Schade" fand Keppler die Entscheidung. Im Sinne der Sicherheit hat sie sich allerdings als richtig erwiesen. Niemand stürzte. So etwas hat es auf der gefährlichsten Abfahrt im Ski-Weltcup noch nie gegeben.

Keppler träumt von einer Fahrt wie Cuche

Und am Ende hatte in Cuche der Beste gewonnen. "Didier hatte die mutigste Linie und hat gezeigt, dass niemand in Kitzbühel besser fährt als er", sagte Klammer. "Er ist kein Zufallssieger."

Ein Drehbuch mit diesem Ende hätten viele als realitätsfern abgetan. Der erfolgreichste Fahrer von Kitzbühel verkündete an dem Ort, an dem er seine größten Erfolge feierte, am Donnerstag seinen Abschied zum Saisonende. Zwei Tage später gewinnt er das Rennen.

"Es ist unglaublich", sagt Cuche. Schon bei seiner Abschiedserklärung hatte er gemutmaßt, dass er sich jetzt befreit fühle. Er wolle noch ein paar Zeichen setzen, sagte er. Das ist ihm jetzt eindrucksvoll gelungen.

"Cuche ist perfekt gefahren", sagte Keppler anerkennend. Nach ein paar Sekunden des Nachdenkens fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu: "Da muss ich noch viel üben, bis ich einmal so fahren kann." Und auch Kröll zollte dem Schweizer Sieger im österreichischen 'Heimrennen' großen Respekt. "Er hat in Kitzbühel Unglaubliches geleistet", sagte Kröll, blickte aber bereits auf das nächste Jahr. "Dann wird es wieder einen Sieger geben." Und der wird dann nicht mehr Didier Cuche heißen.

Der Ski-alpin-Weltcup-Kalender 2012

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