Gesucht: Der neue King of Queens

Von Marcus Blumberg
Mit totalem Fokus will Roger Federer seinen sechsten Titel in Flushing Meadows einfahren
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Dark Horse: Das Dark Horse dieses Turniers kommt mit eingebautem Upset Alert. Borna Coric könnte in den kommenden Tagen für Furore sorgen. Doch bereits in der ersten Runde wartet mit Rafael Nadal eine ganz hohe Hausnummer. Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung. Zum einen kam der Spanier auf der US-Tour nicht weiter als ins Viertelfinale von Montreal (Nishikori), zum anderen hat der Kroate das einzige Duell zwischen den beiden für sich entschieden: 2014 in Basel siegte die heutige Nummer 35 der Welt glatt in zwei Sätzen.

Sollte die Überraschung glücken, wäre auch gegen Diego Sebastian Schwartzman, gegen den er auch das einzige Match bislang gewann, einiges drin. Im Grunde genommen scheint sogar das Achtelfinale möglich, denn auf dem Weg dorthin ist Fabio Fognini der höchstgesetzte Gegner und dessen Hartplatz-Bilanz liegt bei schlanken sieben Pleiten und keinem Sieg. Danach aber sollte spätestens gegen Raonic Schluss sein.

Schwerster Draw: Thomas Berdych muss eigentlich immer zum erweiterten Kreis gezählt werden, wenn es um Mitfavoriten auf einen Turniererfolg geht. Nicht umsonst belegt der Tscheche den sechsten Rang der Weltrangliste. Doch auch in Flushing steht ihm ein steiniger Weg bevor. Er ist im selben Viertel des Turnierbaums wie Federer, weshalb spätestens im Viertelfinale Schluss sein dürfte.

Aber schon davor drohen mit Richard Gasquet oder Bernard Tomic zwei Kontrahenten, die mehr als nur unangenehm erscheinen. Schon in der dritten Runde aber wartet mit Guillermo Garcia-Lopez einer, gegen den Berdych eine negative Bilanz aufweist (2-3). Hinzu kommt, dass der 29-Jährige in Cincinnati nicht übers Viertelfinale hinauskam, zuvor in Montreal schon beim ersten Auftritt scheiterte. Der große Wurf bleibt auch dieses Mal aus.

Leichtester Draw: Bei allem Lob für Federer und Murray sollte man eines nicht vergessen: Novak Djokovic spielt immer noch die beste Saison von allen. Bis jetzt hat er lediglich drei Spiele auf Grand-Slam- bzw. Masters-1000-Series-Level verloren, nämlich die Finals von Roland Garros, Montreal und Cincinnati. Ansonsten stehen da nur Siege!

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Folglich ist der Serbe die klare Nummer eins der Welt und wird dafür belohnt mit dem leichtesten Draw des Turniers. Kurz gesagt: Wirklich alle Spieler, die ihn in dieser Wahnsinns-Saison in großen Spielen besiegt haben - Wawrinka, Murray, Federer - sind in der anderen Hälfte des Brackets. Alles andere als der Finaleinzug wäre damit eine große Überraschung. Aufpassen muss der Djoker allerdings auf Nishikori im Halbfinale, sollte der wieder soweit kommen. Das musste der Serbe im Vorjahr schmerzlich erfahren. Der namhafteste mögliche Kontrahent im Viertelfinale wäre natürlich Nadal, aber auch dieser war selbst auf Sand kein Problem für Djokovic. Finale oder nichts also für Nole.

Die Deutschen: Fünf Deutsche waren von vornherein qualifiziert, über die Qualifikation kamen nochmal zwei dazu. Gesetzt ist lediglich Philipp Kohlschreiber an Position 31, der gleich auf Landsmann Alexander Zverev trifft, der die Qualifikation erfolgreich überstanden hat. Beide trafen erst einmal aufeinander, Kohli siegte in diesem Jahr in München glatt in zwei Sätzen. Der Sieger des Duells - Kohlschreiber ist der Favorit - bekäme es wohl mit Lukas Rosol zutun, gegen den der 31-Jährige nur eines von vier Spielen verlor. In einer möglichen dritten Runde jedoch stünde ihm ein gewisser Schweizer Rekord-Grand-Slam-Champion gegenüber. Da ist dann wohl spätestens Endstation.

Altmeister Tommy Haas, der seiner Form hinterherläuft, bekommt es mit Fernando Verdasco zu tun (Mo., 19 Uhr im LIVETICKER), was allein schon ein hartes Brot ist. Sollte er den noch besiegen, scheint ein Überstehen der zweiten Runde fast ausgeschlossen, denn Milos Raonic ist mit seinem Power-Tennis genau die Art Gegner, die Haas derzeit gar nicht gebrauchen kann.

Florian Mayer wird gegen Martin Klizan sicher nicht favorisiert sein, hat aber Außenseiterchancen. Diese könnte man ihm auch in einem Duell gegen Jeremy Chardy einräumen, doch spätestens in Runde drei wäre Ferrer eine zu hohe Hürde. Benjamin Becker dürfte ebenfalls große Probleme haben, die erste Runde zu überstehen, Gegner Denis Istomin hat gegen den Deutschen in vier von fünf Fällen gewonnen.

Nadal-Schreck Dustin Brown bekommt es mit Robin Haase zu tun. Der Niederländer ist zwar leichter Favorit, aber das einzige Duell der beiden ging an Brown. Das war allerdings schon 2010 und in einem Challenger-Turnier, aber immerhin spielten sie auch damals auf Hartplatz. In Runde zwei gegen Richard Gasquet wäre dann aber auch für den sympathischen Halb-Jamaikaner Endstation.

Der letzte Deutsche im Rennen ist Qualifikant Michael Berrer, der seine letzten US Open absolviert. Er startet gegen die 28 die Turniers, Tommy Robredo. Beide trafen schon zweimal aufeinander, auch wenn die Duelle schon einige Zeit zurückliegen. Den ersten Vergleich gewann der Spanier in drei Sätzen in Mumbai 2006 (!!!), das Rematch dann gewann Berrer 2010 in Cincinnati, ebenfalls in drei Sätzen.

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