Da war es nur noch einer

SID
Philipp Kohlschreiber ist der letzte verbliebene Deutsche im Herrenfeld
© getty

Am vierten Tag der US Open haben sich drei weitere Deutsche Herren in Flushing Meadows verabschiedet. Während Philipp Kohlschreiber von der schnellen Aufgabe seines französischen Gegners profitiert, hatte Jan-Lennard Struff gegen John Isner das Nachsehen. In der Night-Session mussten Peter Gojowczyk und Matthias Bachinger ihren favorisierten Gegnern zum Sieg gratulieren. Novak Djokovic bucht sein Ticket für Runde drei, genau wie Serena Williams. Mona Barthel und Ana Ivanovic sind ausgeschieden.

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Herren - 2. Runde (alle Matches):

Philipp Kohlschreiber (GER/22) - Michael Llodra (FRA) 6:2, Aufgabe

Komische Geschichte bei Michael Llodra: Der Franzose spielte den ersten Satz durch, ohne sichtlich beeinträchtigt zu sein, und gab dann zu Beginn des zweiten Satzes völlig überraschend auf. Später wurde dann bekannt: Es war der Ellbogen. "Es war etwas unerwartet, dass er so früh aufgegeben hat, aber ich beschwere mich jetzt nicht, dass ich in der dritten Runde stehe", kommentierte der Deutsche seinen kurzen Arbeitstag.

Kohlschreiber benötigte damit nur 30 Minuten, um sich das Ticket für die dritte Runde zu sichern. Bis zum Ende spielte der 29-Jährige seinen Gegner souverän her und breakte ihn zum 1:0 und 5:2. Nur acht Fehler bei 14 Winnern sind sehr ordentlich, Llodra lief bei seinem Serve-and-Volley immer wieder ins offene Messer (nur 9/19 am Netz). Jetzt wartet John Isner.

Kei Nishikori (JAP/10) - Pablo Andujar (ESP) 6:4, 6:1, Aufgabe

Bis zur nächsten Aufgabe dauerte es etwas länger: Pablo Andujar hielt gegen seinen japanischen Kontrahenten immerhin zwei Sätze durch, aber nach dem ersten Durchgang, bei dem er bis zum 4:5 aus seiner Sicht mithielt, ging nicht mehr viel. In Satz zwei machte er nur 15 Punkte, und dann war klar: Es geht nicht mehr. Nishikori blieb in seinen 63 Minuten auf dem Court cool, ließ keinen einzigen Breakball zu und schaffte viel mehr Winner als Fehler (27/13).

John Isner (USA/13) - Jan-Lennard Struff (GER) 7:6, 6:4, 6:2

Das Brötchen wurde schon im ersten Satz gebuttert: Isner und Struff lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen in den Tiebreak, keiner ließ eine Breakchance zu. Struff erwies sich bei 4:5 und 30 beide als nervenstark, aber Isner kanonierte bei über 220 km/h allein im ersten Durchgang 14 Asse. Im Tiebreak konnte der Deutsche zwei Satzbälle abwehren, aber dann ging nichts mehr.

Als Isner in Satz zwei das Break zum 5:4 gelang, war der Widerstand von Struff gebrochen, der dritte Durchgang war nicht mehr der Rede Wert. 30 Asse bei nur einem Doppelfehler, 54 Winner bei nur 18 Fehlern - Isner fühlt sich bei seinem Heim-Grand-Slam bisher sichtlich wohl. Lediglich am Netz könnte er noch etwas zulegen (5/14).

Jo-Wilfried Tsonga (FRA/9) - Aleksandr Nedovyesov (KAZ) 6:3, 6:4, 6:4

Der Franzose ist in der dritten Runde und hatte dabei nie wirklich Probleme - das lag allerdings auch daran, dass er gerade bei Breakbällen gegen sich groß aufspielte und seinem kasachischen Gegner nur einen Durchbruch bei acht Chancen gestattete. Der spielte ganz ordentlich, keine Frage - aber er war einfach überall ein bisschen schlechter: Weniger Winner (21:38), weniger Asse (2:13), schlechtere Quote am Netz (17/25 gegenüber 24/29). Tsonga hat noch nicht die Galaform vom Rogers Cup, hat aber eben bisher auch nur einen Satz abgegeben.

Novak Djokovic (SRB/1) - Paul-Henri Mathieu (FRA) 6:1, 6:3, 6:0

Am Ende gab es sogar den Bagel: Der Djoker machte mit seinem französischen Widersacher kurzen Prozess und sah dabei nie so aus, als würde er sich wirklich anstrengen: Unangreifbarer Aufschlag (13 Asse, kein Doppelfehler), solide von der Grundlinie (33 Winner, 16 Fehler), dazu enorm laufstark und immer wieder cleveres Winkelspiel und unerreichbare Stopbälle. Nach nicht einmal eineinhalb Stunden war Feierabend.

"Ich wollte meine Aufgabe so schnell wie möglich hinter mich bringen", gab der Serbe danach zu Protokoll. "Ich brauche keine langen Matches, um mich einzuspielen. Heute ging es noch besser als in der ersten Partie." Mathieu machte insgesamt nur elf Punkte gegen Djokovics Service und konnte einem leidtun. In der nächsten Runde wartet auf den Wimbledon-Sieger der Amerikaner Sam Querrey.

Milos Raonic (CAN/5) - Peter Gojowczyk (GER) 7:6 (7:4), 5:7, 6:4, 7:6 (7:3)

Gojo schnupperte an der Riesenüberraschung - aber es reichte nicht. In den entscheidenden Momenten fehlte dem Münchener die Nervenstärke: Zweimal zwang er den Kanadier in den Tiebreak, beide Sätze holte Raonic. Der kam damit zu seiner Revanche, nachdem er beim Turnier in Halle Gojowczyk zum Sieg gratulieren musste.

Insgesamt 26 Asse feuerte Raonic ins Feld, die den Grundstein für den Erfolg legten. Aber ohne den ersten Aufschlag des Weltranglistensechsten war Gojowczyk auf Augenhöhe mit dem großen Favoriten. Im Grundlinienspiel war der Münchener sogar überlegen, zudem kämpfte er unerbittlich und gab keinen Ball verloren.

Am Ende fehlte nicht viel zur erneuten Sensation für die 124 der Welt. Vor allem zwei Situationen werden Gojowczyk so schnell nicht aus dem Kopf gehen: das verlorene Aufschlagspiel zum 3:5 im vorentscheidenden dritten Satz und das Rebreak von Raonic im vierten Durchgang, nachdem Gojo mit 2:0 in Führung gegangen war. Der Kanadier bekommt es nun mit Victor Estrella Burgos aus der Dominikanischen Republik zu tun.

Andy Murray (GBR/8) - Matthias Bachinger (GER) 6:3, 6:3, 6:4

Es war nicht das Spiel des Matthias Bachinger. Kein einziges Break gelang dem 27-Jährigen gegen den hoch favorisierten Murray. Eine Überraschung war zu keinem Zeitpunkt des Matches in greifbarer Nähe. Dennoch verkaufte sich Bachi ordentlich und konnte Murray zeitweise Paroli bieten - der Unterschied von 226 Weltranglistenplätzen war jedenfalls nicht deutlich zu spüren.

Der an Position acht gesetzte Schotte konnte vor allem mit seinem starken ersten Aufschlag punkten. Zusammen mit der starken Quote am Netz war das der Schlüssel zum Dreisatzerfolg gegen den Münchener Qualifikanten.

Nach dem überzeugenden Sieg über Radek Stepanek in Runde eins muss Bachinger nun leider die Koffer packen. Immerhin ist sein Gepäck nun um 61.000 Dollar schwerer - das mit Abstand höchste Preisgeld seiner Karriere. Für Murray geht es nun gegen Andrey Kuznetsov aus Russland, Bachinger tritt die Heimreise an. Sein im Sommer angedachtes Karriereende dürfte erst einmal vom Tisch sein.

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