Das Warten auf Wiggins' Schwäche

SID
Bradley Wiggins hat bereits einen Vorsprung von 1:53 Minuten auf Vorjahressieger Cadel Evans
© Getty

Wann immer Jan Ullrich in der ersten Woche einer Tour de France bereits viel Zeit auf seinen Rivalen Lance Armstrong verloren hatte, flüchtete er sich in diesen einen Satz. "Bis Paris ist es noch weit."

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Ende der Diskussion. Bei der aktuellen Auflage der Frankreich-Rundfahrt, die sich am Dienstag mit dem ersten Ruhetag eine kleine Atempause gönnte, kommen solche Worte vom Dominator selbst. Immer wieder betonte Bradley Wiggins, der Mann im Gelben Trikot, dass das Rennen noch lange nicht vorbei sei.

Die Konkurrenz dürfte sich angesichts der bisherigen Überlegenheit des schmächtigen Briten und seiner Sky-Mannschaft allerdings kaum noch Hoffnung machen. Für Vorjahressieger Cadel Evans, den Italiener Vincenzo Nibali oder den Russen Denis Mentschow dürfte es nur noch um Platz zwei gehen.

Bestenfalls, denn Wiggins' Teamkollege Christopher Froome erwies sich bisher als seinem Kapitän mindestens ebenbürtig. Ein britischer Doppelsieg in Paris ist nicht unwahrscheinlich.

Evans bereits weit zurück

Evans und Co. richteten den Blick an diesem herrlich sonnigen Montag im Burgund in Richtung Osten, wo am Horizont bereits die ersten hohen Berge dieser Tour auszumachen waren. "Es ist immer dasselbe. Kämpfe bis zum Ende und gebe nicht auf", sagte Evans.

Der Australier räumte allerdings ein, dass die Tour für ihn bisher nicht optimal gelaufen sei. Zwar liegt der Ex-Weltmeister in der Gesamtwertung auf Platz zwei, von Wiggins trennen ihn jedoch bereits 1:53 Minuten.

So bemüht auch Evans eine Version des berühmten Ullrich-Satzes. "Es ist noch ein langes Rennen bis Paris." Und sein Teamchef Jim Ochowicz reagierte auf die Frage, ob Evans überhaupt noch eine Chance habe, bereits leicht genervt: "Er ist kein Amateur. Er ist ein Profi. Er ist schon seit vielen Jahren dabei und er ist bereit für die Herausforderung."

Alpen-Showdown am Donnerstag

Hoffnung schöpfen sie beim Evans-Rennstall BMC und beim Team Liquigas um Nibali vor allem daraus, dass bisher noch keine richtige Bergetappe auf dem Programm stand. Der Schlussanstieg bei der ersten Bergankunft am Samstag in La Planche des Belles Filles war zwar steil, aber eben nur sechs Kilometer lang.

Bereits am Mittwoch wartet im französischen Teil des Jura in dem Col du Grand Colombier ein echter Gradmesser. Das Ungetüm ist 17 Kilometer lang und bis zu 20 Prozent steil.

Am Donnerstag kommt es schließlich zum Showdown in den Alpen, wenn auf dem Weg zur Bergankunft in La Troussiere der Col de la Madeleine und der Col de la Croix de Fer - über die schwere Seite von La Chambre aus - überquert werden müssen. "Sky war sehr gut bisher, aber es gibt noch viele Bergetappen", sagte Nibali.

Nibali hofft auf Allianz mit Evans

Der Italiener hofft dabei auf eine Allianz mit Evans gegen die Übermacht von Sky. "Evans muss angreifen und ich ebenso. Das Terrain ist da, wir schauen von Tag zu Tag", sagte der frühere Vuelta-Sieger.

Am Sonntag will Nibali sogar eine kleine Schwäche bei Sky ausgemacht haben, als das Team an einem leichten Anstieg kurz vor dem Ziel zerfiel. Einen Tag später nahm ihm Wiggins im Zeitfahren dann über zwei Minuten ab.

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