"Die Leute sind nicht dumm"

SID
Lance Armstrong fühlt sich ungerecht behandelt
© getty

Lance Armstrong sieht sich auch knapp zweieinhalb Jahre nach seinem öffentlichen Dopinggeständnis als Bauernopfer einer verseuchten Fahrergeneration. Sollte er seine Schadenersatz-Prozesse verlieren, drohe ihm außerdem der finanzielle Ruin.

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"Wie heißt die Figur in Harry Potter, über die niemand sprechen kann? Voldemort? So ist es mit mir in allen Bereichen", sagte Armstrong in einem Gruppeninterview, an der auch die Nachrichtenagentur AFP teilnahm, in seinem Haus in Aspen/Colorado.

Speziell die US-Medien kritisierte er für den Umgang mit seiner Person. "Wenn man sich die Tour im amerikanischen Fernsehen ansieht oder darüber liest, ist es so, als dürfte man meinen Namen nicht nennen", sagte der 43-Jährige: "Das wird nicht ewig so bleiben, denn das kann es nicht. Die Leute sind nicht dumm."

Der Weltverband UCI hatte Armstrong im Oktober 2012 alle sieben Toursiege (1999 bis 2005) aberkannt. Die jeweils Zweitplatzierten - darunter dreimal Jan Ullrich (2000, 2001, 2003) und einmal Andreas Klöden (2004) - wurden nachträglich jedoch nicht zu Siegern erklärt.

Für Armstrong ein heuchlerischer und unhaltbarer Zustand. "Jeder auf dieser Liste weiß, was in den 1990ern und 2000ern abgelaufen ist. Aber wenn man sich die Ergebnisse anschaut und es noch immer keinen Sieger, aber eine Gruppe von Zweit-, Dritt-, Viert- und Fünftplatzierten gibt, macht das überhaupt keinen Sinn. In zehn Jahren werden die Leute das nicht mehr akzeptieren", sagte Armstrong.

"Ich liebe Frankreich"

Angesichts der anstehenden Schadensersatz-Prozesses gegen ihn befürchtet er außerdem seinen finanziellen Ruin. "Wir reden hier von einer Summe von 100 Millionen Dollar. Wenn ich verliere, dann werden wir nicht mehr an diesem Tisch in meinem Zuhause sitzen. Dann werden wir überhaupt nicht mehr in einem Zuhause von mir sitzen. Soviel Geld habe ich nicht", sagte Armstrong. "Ich will es nicht beschreien. Aber ich soll dann 100 Millionen zahlen, und Landis erhält 33 Millionen? Und damit soll jeder in der Jury zufrieden sein?", sagte Armstrong: "Ich würde denken, was jeder andere denkt - es macht keinen Sinn."

Der Texaner, der die Einnahme der breiten Dopingpalette gestand, kehrt im Juli im Rahmen eines Charity-Rennens auf die Straßen Frankreichs zurück. Bei der von dem früheren englischen Fußball-Nationalspieler Geoff Thomas ins Leben gerufenen Veranstaltung nimmt eine Gruppe von Fahrern jede Etappe der kommenden Tour de France (4. bis 26. Juli) einen Tag vor den Profis in Angriff. Armstrong will sich an zwei bis drei Tagen beteiligen. Dafür war er unter anderem von UCI-Präsident Brian Cookson kritisiert worden.

In Frankreich rechnet er trotz seiner Vergangenheit mit positiven Reaktionen der Fans. "Die Leute denken, ich hätte dieses schlechte Verhältnis zu dem Land und seinen Einwohnern. Aber ich bin gern dort, ich liebe Frankreich", sagte Armstrong.

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